Cherry Picks: Über den hohen Preis der Ausnahmen, Mental Load zur Weihnachtszeit, #meanwhilein2020 und vielen anderen Internetfundstücken

10. Dezember 2020 von in

Wenn ich ehrlich bin, bin ich momentan ziemlich schockiert. Schockiert davon, dass jeden Tag über 400 Menschen, gestern sogar 590 Menschen an und mit dem Corona-Virus sterben und wir gefühlt einfach nur zusehen. Die Zahlen der Neuinfektionen sind zwar im exponentiellen Wachstum ausgebremst, doch bleiben weiterhin konstant hoch. Die Todeszahlen steigen – und wir schauen irgendwie nur zu.  Margarete Stokowski hat – neben einer Meinungskolumne der Süddeutschen Zeitung – meine Gedanken gut auf den Punkt gebracht! Denn der Tod wird hierzulande momentan viel zu wenig thematisiert. Er bleibt gesichtslos und damit auch irgendwie nicht greifbar. Ich weiß, der Verzicht, der monatelange Verzicht ist schwer. Auch mir fällt langsam die Decke auf den Kopf. Und trotzdem verstehe ich es langsam nicht mehr. In Facebook-Gruppen sehe ich, wie Menschen noch so jeden Schlupfwinkel suchen, weil es ist ja nicht verboten. Ehm ja, aber nur weil es erlaubt ist, ist es nicht zwingend auch okay. Stichwort Eigenverantwortung – und Himmel, es sterben jeden Tag einfach zu viele Menschen. Menschen, die auch gerne nochmal mit ihren Liebsten Weihnachten gefeiert oder den nächsten Sommer erlebt hätten.
Es ist „ein schlechtes Argument, wenn rücksichtsloses Verhalten in der aktuellen Welle der Corona-Pandemie damit erklärt wird, dass die Leute Skireisen, Shoppen, Glühweintrinken in engen Gruppen, heimlich zu Hause treffen, Ausnahmen über »Ausnahmen«,… dass sie das ja bräuchten, um psychisch irgendwie noch klarzukommen. Ja, sicher, es wird ihnen wohl schon guttun. Aber um welchen Preis?“, schreibt Margarete Stokowski, und ich bin dankbar, dass sie es so deutlich ausspricht.

Dazu empfehle ich auch den Kommentar von Autorin Vanessa Vu bei der Zeit: „Der schmerzhafte, aber einzige Ausweg ist: Wer seine Familie liebt, fährt einfach nicht zu ihr. Sondern erst später, wenn es wieder sicherer ist. Gelegenheiten für das nächste Treffen werden wiederkommen, Tote nicht. Man könnte stattdessen ausnahmsweise mal besinnliche Tage verbringen, die den Namen verdienen.“ Lasst uns Weihnachten wirklich nur mit den engsten Familienmitgliedern feiern, um die Menschen um uns herum zu schützen.

„Diese Rollenverteilung war auch vor der Pandemie nicht so progressiv und modern, wie man es im Jahr 2020 erwarten könnte. Die Doppelbelastung war für Frauen bereits vor Corona ein Problem, und dieses Problem hat sich in den letzten Monaten „nur“ noch verschärft – unter anderem, weil Kitas und Schulen schließen mussten und auch die Großeltern dank Infektionsgefahr nicht mehr unbedingt für die Kinderbetreuung zur Verfügung stehen.“ Julia Korbik schreibt auf Jane Wayne, wie sehr die Corona-Pandemie die Frauen wieder in die Rolle der Hausfrau drängt und wie die jahrelange Arbeit am Fortschritt gefühlt über Nacht zunichte gemacht wurde. Spannend, aufschlussreich und irgendwie auch echt traurig.
Ihr braucht Lesestoff für die nächsten Wochen? Zett hat Feminist*innen nach ihren Buchempfehlungen zum Thema Liebe, Sex und Selbstbestimmung befragt und die besten Empfehlungen gesammelt. Beispielsweise empfiehlt Hengameh Yaghoobifarah Nîtisânak von Lindsay Nixon. Hier geht’s zur ganzen Liste! 

Zwei Filme gegen die Lockdown-Langeweile

Die Dokumentation Ein Mädchen auf Arte begleitet die kleine Sasha auf ihrem Lebensweg. Sasha fühlt sich seit dem dritten Lebensjahr als Mädchen. Der Film begleitet sie und ihre Eltern und Geschwister auf dem holprigen, nicht immer einfachen Weg. Er zeigt, wie sich die Familie bemüht, das Leben von Sasha einfacher zu machen und wie sie gemeinsam verständnisvoll mit ihrer Andersartigkeit umgehen. Ein sehr berührender Film, der besonders gut in diese Woche passt, in der sich Elliot Page erst als Transgender outete. Wie schön, wenn Familien ihren Kinder das eigene Selbst schon in so jungen Jahren zugestehen und mit ihnen auf Entdeckungsreise gehen.

Für all meine True-Crime-Buddies habe ich noch einen anderen Film im Gepäck: Das Geheimnis des Totenwalds in der ARD-Mediathek. Der dreiteilige Spielfilm beleuchtet die schrecklichen Göhrde-Morde in Niedersachsen, die vom Friedhofsgärtner Kurt W. begangen wurde. Ihm kam man erste Jahre nach seinem Tod auf die Spur, obwohl er damals schon als Verdächtiger galt. Wie die Polizei in diesem Fall zweier toter Liebespaare ermittelt hat, welche Morde noch auf das Konto von Kurt W. gehen, zeigt dieser spannende Spielfilm.

 

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Die Tasche, die ich wohl am häufigsten trage, ist meine Nora Bag von Agneel. Das Berliner Label verfolge ich schon seit Jahren und war schon von Anfang an begeistert von den Designs von Yesim Karaman. Die Designerin selbst hält sich gerne im Hintergrund und überlässt ihren Taschen den großen Auftritt. Trotzdem habe ich mich dieses Mal sehr über ihre Looks im Journelles-Closet-Diary gefreut. Nicht nur, weil ich viele wunderschöne Agneel-Taschen in Aktion sehen durfte, sondern weil ich auch Yesims Stil ganz wundervoll finde. Ihr Fokus liegt auf langlebigen Teilen von kleinen Labels – und ich liebe es!

Mein Instagram-Tipp to follow

Ihr solltet alle ganz schnell Ida Marie Sassenberg folgen. Ich liebe ihre Stories auf @wellshesassy, in denen sie sich Themen wie Therapie, dem Patriarchat, aber auch unserer Menstruation und unerlaubten Übergriffen vom Pizzalieferanten beschäftigt. Ein Feminismus-Account, den ich wirklich von Herzen empfehle!

 

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In ihrer SZ-Magazin-Kolumne greift Teresa Bücker diese Woche das Thema Mental Load zur Weihnachtszeit auf. Nicht, dass Frauen nur zur Weihnachtszeit mit Mental Load zu kämpfen haben, aber gerade in der ruhigen besinnlichen Zeit potenziert sich das Ganze ins Unermessliche. Es fängt beim Adventskalender an (natürlich selbstgebastelt, sonst ist man eine Rabenmutter), geht zum Adventskranz (WAAAAS ihr habt keinen??) und Weihnachtsgeschenken über (Schatz, kümmerst du dich um die Geschenke für meine Eltern?) und hört auch nicht beim Weihnachtsfest auf (Was gibt es zu Essen? Wer schmückt den Baum?). Klug schlüsselt Teresa Bücker auf, warum sich der Mental Load so steigert, warum wir Frauen uns gegenseitig Druck machen und warum es wichtig ist, dass wir alle darüber reden und die verschiedenen Lebensmodelle akzeptieren. Wieder einmal eine Kolumne, die mich bereichert und mir jetzt schon so viel mitgibt für die Zeit, in der vielleicht auch ich einmal Mutter bin.

 

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Was steckt hinter #meanwhilein2020

Wer noch mehr über Feminismus und Mental Load erfahren will, sollte unbedingt der wunderbaren Alexandra Zykunov auf Instagram folgen. Mit ihrem Hashtag #meanwhilein2020 sammelt sie Erfahrungen und Erlebnisse zu unserer gleichberechtigten Gesellschaft. Spoiler: Es gibt noch so viel zu tun. Mit Little Years hat die Head of Content Innovation bei Brigitte über ihren Hashtag und ihre Erfahrungen gesprochen. Unter anderem spricht sie die sogenannten Mamainfluencer an, die sich mit tollen Adventskränzen, Aktivität beim Kuchenbacken und Elternabenden rühmen – und die Väter gerne außen vor lassen.
„Die großen Insta-Accounts ab zehntausend Follower*innen (meist Frauen*) aufwärts müssen sich ihrer Vorbildfunktion klar werden und sollten darauf achten, bei ihren Inhalten nicht nur solo “weibliche” Themen wie Putzen, Dekorieren, Schminken, Anziehen und ja eben auch Kindergeburtstage, Geschenke verpacken und Co. zu zeigen. Sondern auch thematisieren, was davon die Partner übernehmen (wenn es welche gibt) oder warum sie nicht mehr übernehmen.“ Ich stimme Alex mal wieder in allem zu und empfehle die Lektüre des Interviews und dem Folgen ihres Instagram-Accounts.

Verliebt in diese Influencer-Brand

Ich weiß, Influencer Brand schießen wie verrückt aus dem Boden. Tatsächlich muss ich aber zugeben, dass ich relativ gute Erfahrungen mit kleinen Influencer-Brands gemacht habe. Meine liebsten by Aylin Koenig und Black Palms. Ein neues Label ist jedoch hinzugekommen: Vival Studio von der wunderbaren Kathrin von Viva La Wow. Verliebt bin ich vor allem in den asymmetrischen Cardigan und das Oversizedshirt.

 

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Auf meiner Wunschliste

Kann man eigentlich zu viele Taschen haben? Ich finde nicht, auch wenn ich immer wieder regelmäßig ausmiste. Mein neuster Crush sind die Taschen von Polene Paris. Ich hätte keinesfalls etwas gegen eine hübsche kleine Tasche. Aber wenn wir ehrlich sind: Momentan brauche ich keine weitere, denn ich gehe eh nur zum Spazieren gehen raus. Mal sehen, vielleicht gönne ich mir eine, wenn die gesamte Pandemie überstanden ist. Wäre ja ein guter Grund, nicht?

Let’s learn something!

Letzte Woche stolperte ich bei Lisa von Blogger Bazaar über eine wirklich tolle Idee, sich den Lockdown zu vertreiben: Die Online-Kurse von Fashion Revolution. Mit einem kostenlosen vierwöchigen Kurs kann man sich hier über nachhaltige und faire Mode weiterbilden. Ich weiß schon, was ich mir nach Weihnachten vornehme.

Wem vier Wochen zu viel sind: Auch digitale Workshops sind toll und machen richtig gute Laune. Zuletzt habe ich bei The Floox einen Adventskranz-Binde-Workshop besucht und es geliebt. Und das sage ich als absoluter Bastel-Muffel! Also schaut auch da mal rein!

 

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2 Antworten zu “Cherry Picks: Über den hohen Preis der Ausnahmen, Mental Load zur Weihnachtszeit, #meanwhilein2020 und vielen anderen Internetfundstücken”

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