Cherry Picks: Mit einer wichtigen Doku, einer wunderschönen Fotoreihe und einem Feminismus, der schon lange keiner mehr ist

28. Januar 2022 von in

Es schneit, es ist immer noch zu dunkel und die Sehnsucht nach dem Frühling groß. Was hilft: schöne, wichtige und manchmal auch diskussionswürdige Funde aus dem Internet. Hier kommen die Cherry Picks mit einer wichtigen Doku, dem Aufreger der vergangenen Woche, einer zauberhaften Fotoreihe und natürlich Mode aus Paris.

Mit der katholischen Kirche stehe ich schon länger auf Kriegsfuß. Spätestens seit den Missbrauchsvorwürfen, dem Umgang der kirchlichen Oberhäupter sowie beim Thema Abtreibungen sollte man die Institution der Kirche sehr kritisch sehen. Für mich war der SZ-Artikel vergangene Woche über Papst Benedikt (oder auch Josef Ratzinger) und seine Aussagen zum Missbrauch-Vorwurf sowie der klare Anschein eines Systems wirklich der Tropfen, der das längst übervolle Fass zum Auslaufen brachte. Aber diese ARD-Doku brachte mich dann doch nochmal innerlich zum Kochen. „Wie Gott uns schuf“ erzählt von hundert Gläubigen, die sich als queer outen. Einziges Problem: Sie stehen im Dienst der Kirche. Queerness und katholische Kirche: funktioniert nicht. Ich verstehe bis heute nicht, wie Nächstenliebe, der gelebte Glaube mit einer so intoleranten und unmenschlichen Politik einhergehen kann. Was für ein Widerspruch. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie schwer dieser Schritt gefallen mag – und wie sehr Menschen mit modernen, zeitgemäßen Ansichten, denen der Glaube eine wichtige Stütze ist, mit dieser Institution hadern. Ich persönlich, die kein Teil der katholischen Kirche ist oder katholisch getauft ist,  wünsche mir, einen modernen Weg, Offenheit für jede Art der Liebe und Lebens, und damit einhergehend auch absolute Aufklärung in Sachen Missbrauch. Den queeren Gläubigen gebührt Respekt und die Hoffnung, dass sie ihren Glauben, ihre Queerness und ihre Kirche irgendwann zusammenbekommen.

 

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Ein Beitrag geteilt von EMMA Magazin (@emma.magazin)

Uff. Weil das Ärgern über die Kirche noch nicht genug war, setzte EMMA vergangene Woche noch einen drauf: In einem Instagram-Post diffamierte das vermeintlich feministische Magazin Grünenpolitikerin Tessa Ganserer. Ganserer wurde als Mann in Frauenkleidung bezeichnet und mit ihrem Deadnamen angesprochen. Sie habe den Platz unrechtmäßig durch die Quote bekommen. Ein absolut transfeindlicher Post von einem Magazin, das sich selbst als feministisch bezeichnet. Ich bleibe sprachlos zurück, Toleranz, Offenheit und inklusiver Feminismus sieht anders aus. Glücklicherweise fand die taz die richtigen Worte und schlüsselt das Problem des Alice-Schwarzer-Feminismus auf. 

Schöner und wertschätzender hat die deutsche Vogue Tessa Ganserer einen Artikel gewidmet. Mit sechs anderen steht Tessa Ganserer für die Frauen im deutschen Bundestag, die Diversität und Inklusivität reinbringen. Wie wichtig Repräsentation ist, sollte mittlerweile ja jeder wissen. Umso schöner, dass Frauen wie Tessa Ganserer, Serap Güler oder Ria Schröder in diesem Artikel einen Platz finden.

 

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Ein Beitrag geteilt von Valentino (@maisonvalentino)

Und weiter geht’s mit schönen News: Es waren die Couture-Showen in Paris – und ich habe mich unsterblich in die Kollektion von The Row verliebt. Tue ich eigentlich immer, dieses Mal aber noch ein bisschen mehr. Und können wir bitte über die Abendroben von Valentino sprechen? Zu schade, dass ich in den nächsten 20 Jahren wohl auf keine Gala gehen werde. Sonst hätte ich tatsächlich in ein Valentino-Kleid investiert.

 

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Ein Beitrag geteilt von The Row (@therow)

Meine liebste Filmliste kam diese Woche von der britischen Vogue: 14 Filme über Scheidungen, die weinen oder lachen lassen. Hach ja, manchmal braucht es eben die sarkastische Sichtweise – gerade im schwersten Liebeskummer. Den habe ich glücklicherweise nicht, und dennoch liebe ich Filme über die Liebe – unglücklich oder glücklich. Marriage Story fand ich großartig – und so werde ich diese Liste nach und nach abarbeiten.

 

 

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Eine Fotoreihe, die mich bewegt zurückgelassen hat, war die von Marina Hoppmann. Sie fotografiert Frauen, die ihre Mutter verloren haben. Und ich schlucke. Immer dann, wenn ich mir der Sterblichkeit der wichtigsten Frauen in meinem Leben bewusst werde, bekomme ich Angst. Umso wichtiger ist es für mich, mich auch mit diesem unangenehmen Gefühl auseinanderzusetzen und natürlich jede Sekunde mit meiner Mutter, meiner Schwester oder Großmutter zu genießen. Die Fotoreihe hat mich wieder einmal daran erinnert. Was für starke Frauen.

 

 

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Ein Beitrag geteilt von MarinaHoppmann (@marinahoppmann)

Das wichtigste Projekt heißt diese Woche “An die Nachwelt”. Ein Zeitzeugnis, das Schriftstücke von Menschen im Zweiten Weltkrieg gesammelt hat. Erbarmungslos, ehrlich und unbegreiflich. Und so wichtig für uns heute, die immer wieder erinnert werden sollen, dass sich jene schrecklichen Jahre niemals wieder wiederholen dürfen.

Und zum Abschluss ein Serientipp für alle Fans von Psychothrillern und Krimis: „Wer einmal lügt“ (engl. „Stay close“) war eine wunderbare Netflix-Serie, die mich nach langer Zeit mal wieder gefesselt hat. Perfekt fürs regnerische Wochenende!

 

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2 Antworten zu “Cherry Picks: Mit einer wichtigen Doku, einer wunderschönen Fotoreihe und einem Feminismus, der schon lange keiner mehr ist”

  1. Diese Doku war einfach nur herzzerreißend. Mich hat eine alte Schulfreundin darauf hingewiesen, dass unsere ehemalige Lehrerin darin vorkommt. Ich bin selbst lange auf eine katholische Schule gegangen und dann aber mit Anfang 20 aus der Kirche ausgetreten, weil ich die Werte der Kirche nicht mehr mit meinen vereinbaren konnte. Die Strukturen sind so veraltet und ausgrenzend. Es ist einfach schlimm. Hier muss dringend etwas passieren.

    • Liebe Carolin,

      ja – genauso geht’s mir auch. Es ist so schlimm, dass Menschen in ihrer Lebensweise so sehr beschränkt werden – von einer Institution, die eigentlich für genau andere Werte stehen sollte. :(

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