Cherry Picks: Vom Kinderkriegen, der Pandemie-Lethargie und gewalttätigem Alltagsrassismus

18. Februar 2022 von in

In den letzten Tagen kreuzten so viele interessante und abspeicherungswürdige Highlights aus dem Internet meinen Weg, dass es für mich mal wieder Zeit wird für Cherry Picks. Besonders viel dreht sich dabei um die Frage des Kinderkriegens: In meinem Umfeld ein immer präsenteres Thema, das, egal aus welchem Blickwinkel, immer häufiger aufploppt. Und das so viele Facetten hat, das ich es liebe, verschiedene Standpunkte dazu zu lesen.

„Sie sagte, sie erlebe mich total angespannt, als ich über die Kinderplanung sprach und ich sollte nochmal in mich hineinhorchen. Dann fragte ich nach, was sie damit meinte und dachte, dass jetzt wieder der Satz kommt, den ich schon viele Mal zuvor gehört hatte: „Mach dich frei im Kopf, der will dir einen Streich spielen. Hör auf dein Herz, dass sich Kinder wünscht.“ Doch dann sagte sie: „Ich glaube, du bist nicht auf der Welt, um eigene Kinder zu bekommen und ich glaube, dass dein Herz das auch weiß.“

Von der Entscheidung, keine eigenen Kinder zu bekommen, erzählt dieser Text auf Femtastics.

Ich bin nicht eifersüchtig auf Clara. Ich bin eifersüchtig auf meine Schwester. Wie früher, als Kind, wenn sie auf Mamas Schoß saß, aber ich dort sitzen wollte. Weil Clara etwas ist, was meine Schwester geschaffen hat. Sie ist dieser eine, große Erfolg, der meine Eltern so richtig stolz macht.

Vom unschönen, aber nicht auszuradierenden Eifersuchtsgefühl, wenn der Bruder oder die Schwester ein Kind hat, und man selbst nicht, erzählt dieser Text auf jetzt.de.

Ich mache mir bis heute den Vorwurf, dass dieser Eingriff bei mir überhaupt nötig war. Ich war nicht krank, ich wurde nicht vergewaltigt – ich bin aus reiner Doofheit schwanger geworden. Weil ich nicht sagen konnte: „Zieh dir einen Gummi über!“ Und die Konsequenz war, dass ich über Leben und Tod entscheiden musste. In so eine Situation möchte ich nie wieder kommen!

Und die offene Geschichte und Auseinandersetzung mit einem Schwangerschaftsabbruch findet ihr hier auf Littleyears.

Obwohl vieles wieder geht, das ein gewisses Event-Potenzial haben könnte: ins Restaurant gehen, ins Kino oder Theater – am nächsten Tag ist das schon wieder vergessen. Oder einfach: nicht mehr spürbar. Der dämpfende Vorhang, der über allem liegt, kostet mehr Energie, als man Lust hat, sich einzugestehen. Am dauerhaft leicht sedierten Zustand der psychischen Abwehrhaltung gegenüber allzu großer Verunsicherung, Ärger und Traurigkeit können auch kurze Freuden, Erleichterung oder die viel zitierte Normalität durch einen Cafébesuch nicht eklatant etwas ändern.
Dass es etwas mit uns allen macht, ständig vorsichtig zu sein, ständig ein „aber“ im Kopf zu haben, und ständig bei jeder Handlung von Angst und Verantwortungsgefühl getrieben zu sein, beschreibt dieser Text so gut, dass ich mich sehr gesehen gefühlt habe. Denn obwohl eigentlich alles gut ist, liegt doch seit langem, und vor allem in diesem zweiten Pandemiewinter, eine gewisse Schwere auf allem, die alle Gefühle ein bisschen dämpft. Der Text hat mir geholfen, zu sehen, dass es uns allen dabei ähnlich geht. Und dass der Frühling kommen wird.

 

View this post on Instagram

 

A post shared by D i l a n S ö z e r i (@dilan.srz)

Sechs Erwachsene beschimpften und verprügelten die 17-jährige Dilan in einer Straßenbahn und an einer Haltestelle in Berlin, Prenzlauer Berg. Keine:r der Umstehenden griff ein. Aus dem Krankenhausbett heraus nahm Dilan schließlich das neunminütige Video, das Stand Donnerstagnachmittag nicht mehr online ist, auf – um ihre Version des Vorfalls zu teilen, den Polizei und Medien erst anders dargestellt hatten. „17-Jährige ohne Maske wurde in Berlin verprügelt“ – so oder ähnlich lauteten die ersten Schlagzeilen, die auf der Pressemitteilung der Polizei basierten. Dass Dilan aber einen Mund-Nasen-Schutz trug, beweisen Aufnahmen der Überwachungskameras. Die Polizei gab inzwischen einen Fehler in der Kommunikation zu. Dilan ist nicht die erste Betroffene rechter oder rassistischer Gewalt, die sich selbst hilft und die sozialen Medien nutzt, um ihre Sicht darzustellen und so Öffentlichkeit zu generieren

Dilans Richtigstellung durch ihr Video war ein mutiger und wichtiger Schritt, der glücklicherweise viral ging und dazu geführt hat, dass sehr viele Menschen die unfassbare Ungerechtigkeit mitbekommen haben, die die 17-Jährigen erleben musste. Und die hoffentlich jedem davon bewusst gemacht hat, wie omnipräsent Alltagsrassismus in unserer Gesellschaft verankert ist, und wie gefährlich er ist. Ein Interview mit Heike Kleffner vom Verband rechter Gewalt in Deutschland auf jetzt.de beleuchtet den Fall genauer.

„If you are seventeen years old, roughly a third of your adolescence and almost all of your high-school career have been lived under the shadow of covid-19. You may have been sick or lost family members; perhaps you have feared being a vector of infection to vulnerable loved ones. Your schooling has almost certainly suffered, and your social life has been curtailed.“

„During [the height of] covid, I didn’t come downstairs unless I had to go to the kitchen to eat. I didn’t take showers, or really use the bathroom, unless I really needed to. I kind of just lived in my own filth. I was a little bit of a robot. I didn’t really eat or sleep or drink of my own volition, but I did homework.“

Jetzt in meinen Dreißigern verfliegen die Monate und die Arbeits-Quartale, so schnell kann ich gar nicht schauen. Doch als Teenager fühlt sich ein Jahr an wie eine Ewigkeit, und schon in einem Monat passieren oft mehr Dinge, als man verarbeiten kann oder für möglich gehalten hat. Wie unendlich belastend, ausbremsend und befremdlich es sich für Teenager anfühlen muss, seit zwei Jahren in der Pandemie-Gehemmtheit zu stecken, beleuchtet dieser Artikel des New Yorkers.

 

View this post on Instagram

 

A post shared by Freeda (@freeda_en)


Es ist erschreckend, wie viel Sexismus und Diskriminierung allein in einem schlechten Comedy-Auftritt stecken kann. Aber wir kennen es alle: ein Kommentar, eine Beleidigung, eine kleine Bemerkung kann unser ganzes Körper- oder Selbstbild ins Wanken bringen. Und das ganz besonders, wenn wir noch jünger oder nicht zu 100% gefestigt sind – aber wer ist das schon. Dieses Reel zeigt sehr gut, wie absolut falsch (und unlustig) es ist, über Körperformen und Äußerlichkeiten Witze zu machen. Und wie wahnsinnig wichtig es ist, alle Körperformen sichtbar zu machen – in diesem Fall alle Formen, wie Vulven und Schamlippen aussehen können. Es bricht mir das Herz, wie der Part des Körpers, der einem die schönsten Gefühle bescheren kann, von irgendwelchen Idioten, ganz besonders von denen ohne eigene Vulva, so ins Unbehagen gezogen werden kann. All Labia are wonderful, hot und vor allem beautiful!


Durch ein Interview für das Sense of Home Magazin bin ich auf den Account von Melanie gestoßen, der mich auf ganz besondere Weise inspiriert. Sowohl die Einrichtung ihres Zuhauses, als auch ihre ganze Art, mit dem Leben umzugehen, macht mir so viel Lust auf dieses Jahr, auf die nächsten Monate, und auch viele kleine Momente im Alltag. Danke für diese Inspiration, liebe Melanie!

 

View this post on Instagram

 

A post shared by @kaschubahommage


Über die Wohnung von Melanie Licht bin ich außerdem mal wieder auf die allerschönsten Yogakissen von Kaschuba Hommage gestoßen, die jetzt ganz groß auf meiner Wunschliste stehen!

Sharing is caring

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Absenden des Kommentars bestätigst Du, dass Du unsere Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen hast.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner