„Regt euch nicht so auf“, „Konzentriert euch auf das Wesentliche“, „Entpört euch!“, alles schon mehrmals gelesen und gehört und es zieht sich in mir alles zusammen, wenn ich schon wieder einen weißen Mann sagen höre, dass „wir“, also die, die nicht die Privilegien genießen wie sie selbst, die Klappe halten sollen. So schön wie Nicole Schöndorfer auf Edition F hätte ich es aber wahrscheinlich nicht ausdrücken können. Der Kommentar „Machtverlust – wieso weiße Männer überall Empörung wittern“, ist ein ultimativer Lesetipp.
„Für sie ist die Welt so, wie sie ist, gerecht. Sie haben sich alles verdient. Im Gegensatz zu denen, die jetzt plötzlich glauben, mitreden zu können. Wer sind die schon? Was haben sie geleistet? Diese Mischung aus stolz vor sich hergetragener Privilegienblindheit und Überlegenheitsglauben lässt weiße Männer um sich schlagen, wenn sie befürchten, dass Macht und Kapital auch anders verteilt werden könnten. (…) Weiße Männer waren immer schon die, die am meisten sagen durften und konnten. Die, die am wenigsten für Aussagen und Taten belangt wurden.“
Schriftstellerin Jagoda Marinic setzt sich mit Feminismus und der #MeToo Debatte auseinander. Wir wissen alle, dass da noch einiges schief läuft – gerade in Deutschland! Wieso, weshalb, warum hat Marinic mehr als klar und deutlich im Interview aufgeschlüsselt, das im Tagesspiegel zu finden ist. Wahre Worte, die ein ganz ordentlicher Schlag ins Gesicht sind.
„Kein Mensch ändert sein Verhalten, weil er denkt: ich will dann zu den 13 Prozent gehören. Jeder braucht Impulse: Michelle Obama geht beispielsweise an Schulen und erzählt Geschichten, zeigt Wege auf, die den Mädchen auch offenstehen könnten. Sheroes sind für mich jene Menschen, die gesellschaftliche Kämpfe hinter sich haben und davon berichten, damit andere lernen können.“
„#MeToo hat damit zu tun, dass eine sexuelle Straftat auch Folgen nach sich zieht. Nicht nur drüber reden und sich anhören, wie schlimm es ist. Es geht um Haftbarkeit, auch ohne dass es Gerichtsbeschlüsse gibt, weil bestimmtes Verhalten gesellschaftlich nicht tragbar ist. Wenn sechs, sieben Frauen glaubwürdig davon berichten, da habe ein Mann seine Position missbraucht, dann müsste dieser Mann sofort seinen Job verlieren. Über das Strafmaß muss später gerichtlich entschieden werden. „
Der Podcast Darf sie das? auf Spotify von Nicole Schöndorfer ist gnadenlos ehrlich. Die Feminismusthemen wie zum Beispiel „Sommer, Sonne, sexuelle Belästigung“, „PMS ist keine Einbildung“ oder „Objektivität ist eine Herrschaftslüge“, treffen den Nagel auf den Kopf und hinterlassen keine Fragezeichen. Manch eine Person mag Schöndorfer als „radikal“ bezeichnen, ich bin jedoch der Meinung, dass sich Personen, die von Unterdrückung betroffen sind, von ihrer klaren Positionierung eine Scheibe abschneiden können. Mich eingeschlossen.
Okay, wir sind in der Medienlandschaft vielleicht noch nicht so weit, dass aktuelle Blockbusters selbstverständlich Frauen in der Hauptrolle sehen, aber ich bin optimistisch, dass wir bald an dem Punkt angelangt sind. Wenn dem so ist, dann muss sich das Geschlechterverhältnis nur noch hinter den Kulissen ändern. Bis dahin erfreue ich mich aber daran, dass sich die Filme nach und nach häufen. Einen Überblick über die besten feministischen Filme im Jahr 2019 findet ihr hier.