Chefredakteurin & Liebeskämpferin: Im Gespräch mit Julia Bauer

2. August 2017 von in

Es ist vielleicht die schönste, zumindest aber eine der bekanntesten Liebesgeschichten der Welt: Romeo & Julia von William Shakesspeare. Zwei Menschen verlieben sich unsterblich – und das obwohl die Familien dagegen sind. Was folgt ist eine dramatische Liebe, die am Ende im Tod Erlösung findet. Zu schwer wäre die Vorstellung, ohne den Anderen zu leben gewesen. Weniger dramatisch sind die Liebesgeschichte auch heutzutage manchmal nicht, gleichzeitig können wir heute im besten Fall unsere Liebe selbstbestimmt und losgelöst von Eltern oder Freunden leben. Dass auch William Shakespeare mit Romeo & Julia eine Geschichte zweier starker Menschen erschuf, eine Geschichte über Loslösung und Befreiung, vielleicht sogar zu seiner Zeit eine sehr moderne Geschichte schrieb, wird vielen erst nach mehrmaligem Lesen klar. Modern interpretiert und eine starke Julia in den Fokus gerückt – das hat nun Audible mit seiner neuen Hörspielvariante der Geschichte. Das, was Shakespeare zu jener Zeit noch nicht konnte, seine Julia emanzipiert und klar aufsprechen zu lassen, hat nun Autor David Hewson gemacht. In seiner Version „Julia & Romeo“ erleben wir eine selbstbewusste Julia, die weiß, was sie will. Die ihren eigenen Weg geht, sich gegen Vorstellungen und Traditionen wehrt und auch ihrem Romeo zeigt, dass sie keinen Retter in der Not braucht, sondern einen ebenbürtigen Partner.

Eigene Entscheidungen treffen und für die Liebe einstehen – als emanzipierte und mutige Frau

Zum Launch des neuen Hörspiels haben wir uns mit Audible zusammengetan, und überlegt, welche Frauen inspirieren uns. Wir kennen so viele tolle Frauen, so viele starke Frauen, die sich gegen alle gesellschaftlichen Erwartungen auflehnen, ihren eigenen Weg gehen und sich treu bleiben. Die eigene Entscheidungen treffen und für die Liebe einstehen – als emanzipierte und mutige Frau. Alle vorzustellen, hätte den Rahmen gesprengt, also habe wir eine inspirierende Julia, quasi die Namensvetterin der fiktiven Rolle gewählt – und mit unserer Freundin und BUNTE.de-Chefredakteurin Julia Bauer gesprochen. Im Interview verrät sie, wie sie ihren Karriere-Weg eingeschlagen hat, was sie mit der fiktiven Julia gemeinsam hat und wann auch sie für die Liebe kämpft.

Julia, wer ist deine liebste Julia im Promi-Bereich?
Julie zählt auch, oder? Dann die französische Schauspielerin und Regisseurin Julie Delpy.
Ich liebe ihre Filme, ihren Humor und ihre wunderbar verletzliche Ader.

Du bist Chefredakteurin bei BUNTE.de – wie sah dein Weg aus?
Nach dem Abi habe ich in Regensburg Medienwissenschaften und Germanistik studiert. Währenddessen machte ich Praktika beim Lokalradio „Charivari“, beim Stadtmagazin „kult“ und schließlich 2008 bei „BUNTE.de“. Im Jahr darauf trat ich dort ein Volontariat an und absolvierte parallel dazu den Masterstudiengang Germanistik. Nach meiner journalistischen Ausbildung wurde ich als Redakteurin bei „freundin. de“ übernommen. Dann wechselte ich für 1,5 Jahre ins Lifestyle-Ressort von„Yahoo! Deutschland“. Nach einem Abstecher zurück zu „BUNTE.de“ bot man mir die Redaktionsleitung bei „ProSieben.de“ an, wo ich ein 25-köpfiges Team leitete. Seit 2016 bin ich als Chefredakteurin zurück bei „BUNTE.de“, und habe auch nicht vor, so schnell wieder zu gehen.

Wie hast du deine Leidenschaft für Promis und Klatsch gefunden?
Ich war schon immer ein neugieriges Mädchen. Menschen – ihr Glück und ihre Verfehlungen – sind für mich das Spannendste auf der Welt. Dabei mache ich keinen Unterschied zwischen einem A- und einem Z-Promi. Mensch bleibt Mensch und (fast) jeder hat eine interessante Geschichte zu erzählen.

Was liebst du an deinem Job? Was hasst du?
Ich liebe die Vielfältigkeit, die ständige Bewegung, die Schnelligkeit, mein großartiges Team und ja, ich liebe es, jeden Tag aufzustehen und in die Redaktion zu radeln.
Hass liegt mir fern. Ich kann es höchstens nicht leiden, wenn Pressepartner unzuverlässig sind. Wenn man uns zum Beispiel wenige Minuten vor dem fest geplanten Interview mit Robbie Williams aus „Kapazitätsgründen“ absagt. Sowas geht gar nicht. Für uns ist das ja kein Groupie-Ding, sondern wir haben personelle Ressourcen fest eingeplant und mit dem Material gerechnet.

Wie sieht ein gewöhnlicher Tag bei dir aus?
In dem fast 30-köpfigen BUNTE.de-Redaktionsteam bin ich der Knotenpunkt, an dem alle Infos aus den verschiedenen Bereichen zusammenlaufen. Ich leite die Redaktionskonferenz, behalte den Überblick über alle Performances und koordiniere die Prozesse. Mein Job besteht zur Hälfte aus fest geplanten Abläufen, zur anderen Hälfte aus Unvorhersehbarem – News kann man einfach nicht in der Glaskugel vorhersagen. Außerdem ist mein Kalender voll mit Meetings mit den anderen Abteilungen wie Marketing, Technik und Co., um bei allen Themen up to date zu bleiben, sie voranzutreiben, kreativen Input zu geben, die Infos an mein Team zu kommunizieren und es somit zu steuern.

Welche Aufgaben musst du bewältigen?
Das meiste habe ich gerade schon gesagt. Es ist nicht immer ganz leicht, alle Bälle zu jonglieren, das Team bei Laune zu halten und auch die wirtschaftlichen Ziele unserer Firma zu erfüllen. Unser Team ist aber unschlagbar gut eingespielt und die Stimmung harmonisch, was uns super viel Kraft gibt und uns beflügelt, die erfolgreichste People-Website Deutschlands zu sein.

„Ich hatte weder Vitamin B, noch irgendeinen Job im Lotto gewonnen“

Wie ist es als Frau in so jungen Jahren Karriere zu machen?
Puh, ich glaube, es gibt zwei „wie“s. Für mich persönlich lief alles relativ natürlich. Ich arbeite viel und gerne, so konnte ich Sprosse um Sprosse auf der Karriereleiter aus Überzeugung erklimmen.
Für andere ist das vielleicht manchmal schwierig nachzufühlen. Jemand sagte mal: „Was du anpackst, gelingt eh. Dir fliegt ja alles zu.“ Das war als Kompliment gemeint, kam bei mir aber anders an.
Nein! Ich habe immer hart für jeden neuen Schritt gearbeitet und mir ist nichts zugeflogen. Ich hatte weder Vitamin B, noch irgendeinen Job im Lotto gewonnen. Ich habe einfach das große Glück, meine Brötchen mit viel Spaß an der Sache zu verdienen. Deshalb scheint es vielleicht manchmal so, als wäre das keine Arbeit.
Zum Glück haben meine Freunde und meine Familie meinen Weg live mitverfolgt und wissen somit, dass ohne Leistung auch keine Leitung möglich ist.

Gab es auch Gegenwind?
Ich versuche mich von Neidern nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Natürlich ist es nicht ganz ohne, als Kollegin zu gehen und als Chefin wieder zu kommen, aber wir haben das auf einer sachlichen Basis prima hinbekommen. Ich bin sowieso kein Fan von Allüren oder zu steilen Hierarchien. Mir ist wichtig, dass alle am selben Strang ziehen, das macht (m)ein Team stark.

„Nur Mut! Man kann nur richtig gut in etwas sein, wenn man es auch richtig gerne macht!“

Was würdest du jungen Frauen raten – wie kommt man ans Ziel?
1. Nur Mut! Man kann nur richtig gut in etwas sein, wenn man es auch richtig gerne macht. Das klingt abgedroschen, ist aber nach wie vor so.
2. Praktische Erfahrungen sammeln, und zwar so lange, bis man das gefunden hat, was man machen möchte.
3. Kontakte knüpfen! In unserer Branche öffnen sich ständig irgendwo Türen. Kontakte sind nicht essenziell dafür, dass man einen Job findet, aber doch immer inspirierend!

Was verbindest du mit Julia & Romeo?
Die größte Liebesgeschichte vor Titanic? Scherz beiseite, ich hab’s gern gelesen und da ich selbst Julia heiße, fühle ich Shakespeares große Geschichte vermutlich nochmal anders als eine Antonia, Amelie oder Milena. Ich verbinde damit pure Romantik und die Gewissheit, dass sich in der Liebe Schönheit und Schmerz die Hände streicheln.

Hast du schon einmal für die Liebe gekämpft?
Klar. Ich bin eine Kämpfernatur, eine Meisterin im Verfassen von Liebesbriefen. Leider hat so mancher sein Ziel verfehlt.
Aber wenn ich erst alles gebe und dann verliere, kann ich Dinge auch abhaken.

Was macht für dich die perfekte Beziehung aus?
Es gibt keine perfekte Beziehung. Da immer zwei verschiedene Menschen aufeinandertreffen, kann gar keine Perfektion entstehen. Nah dran ist man aber, wenn man sich seinem Partner komplett öffnen und zu 100 Prozent man selbst sein kann. Das ist das schönste Gefühl überhaupt.

Wie führt man eine emanzipierte Beziehung?
Indem man sich selbst treu bleibt, sich nicht verbiegt und seine Schwächen ehrlich zugibt.
Und indem man mit viel Empathie auf den anderen eingeht und auch seine Schwächen nicht platt macht, sondern annimmt.

Woran glaubst du scheitern heute die meisten Beziehungen?
An zu wenig. Zu wenig Reflektion, Durchhaltevermögen und Arbeit.
Ich sage nicht, dass man alles zerdenken oder krampfhaft aufrechterhalten muss, wenn man spürt, dass es einfach nicht das Richtige ist.
Aber wenn man das Richtige (mit all seinen Macken) gefunden hat, dann sollte man es pflegen und daran arbeiten, dass es bleibt.

Ist es gut, dass heute die Eltern nicht mehr so viel Einfluss auf unsere Liebe haben?
Ja. Ich will nicht wissen, wie viele Frauen früher ihr Leben mit dem Falschen teilen mussten.

„Was Muddi sagte, ist immer noch wahr: Du musst dich erst selbst lieben, bevor du jemand anderen lieben kannst“

Was wünscht du dir für die Liebe heute?
Klingt platt, aber mehr Mut. Tinder und Co. sind bequeme Zusatzmöglichkeiten, um einen Partner (oder was anderes) zu finden.
Aber diese Möglichkeit nimmt dem guten, alten „In der Bar anquatschen“ leider die Notwendigkeit. Macht ja keiner mehr, wenn man auch erst mal schreibend abchecken kann.
Ich wünsche mir, dass Menschen wieder genug Selbstbewusstsein haben, um andere Menschen, die ihnen gefallen, anzusprechen. Und dass die anderen Menschen genug Anstand haben, das zu wertschätzen und sich bei Nichtgefallen blöde Sprüche sparen.
Ein verletztes Selbstbewusstsein hält einen nämlich leider ganz schnell vom nächsten „Mut haben“ ab.

Heiraten? Kinder? Als Karrierefrau möglich?
Ja. In meinem Team ist es durchaus möglich, eine Familie zu gründen und dann zurückzukehren. Wir finden flexible Lösungen.
Für mich selbst würde ich mir das natürlich auch irgendwann wünschen.

Thema Selbstliebe: Wie wichtig ist es, sich selbst zu lieben? Warum?
Sehr wichtig. Ich meine damit nicht, dass man selbstverliebt sein soll. Aber eine gesunde Wertschätzung und Reflektion seiner selbst, seiner Stärken und Schwächen, legt den Grundstein für einen gesunden Umgang mit anderen Menschen. Was Muddi sagte, ist immer noch wahr: Du musst dich erst selbst lieben, bevor es jemand anders tun kann. So old, so true!

Emanzipation: Würdest du dich als emanzipierte Frau beschreiben?
Ja. Ich kriege meinen Scheiß auf die Reihe und zwar unabhängig von irgendwem anders.
Emanzipation fängt nicht erst beim Partner an, sondern schon bei den Eltern.

Welche drei Eigenschaften verbinden dich mit der modernen Julia von Julia & Romeo?
Hingabe, Direktheit, Durchhaltevermögen.

Danke, du Wunderbare!

Das Hörspiel zur neuinterpretierten Fassung von „Julia & Romeo“ ist ab sofort unter Audible downloadbar. 

Viel Spaß beim Hören!

 

– mit freundlicher Unterstützung von Audible.de –



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5 Antworten zu “Chefredakteurin & Liebeskämpferin: Im Gespräch mit Julia Bauer”

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