Bücher, Filme und Serien von People of Color, die wir kennen sollten

4. Juni 2020 von in

Dieser Artikel von Kemi Fatoba erschien zuerst auf Vogue.de

Wenn es um Literatur, Filme und Serien von Black, Indigenous and People of Color (BIPoC) geht, ist es schwer, eine Auswahl zu treffen. Obwohl manchmal das Gegenteil behauptet wird, mangelt es nicht an großartigen AutorInnen, KünstlerInnen, RegisseurInnen sowie Film- und SerienmacherInnen of Color. Ihre Werke sind so vielfältig und komplex wie die Menschen dahinter, auch wenn sie oft nicht die gleiche Plattform bekommen wie die Arbeiten weißer KollegInnen. Das kann an Machtstrukturen liegen, aber auch an einer mangelnden Bereitschaft, sich kritisch mit gesellschaftlichen Hierarchien auseinanderzusetzen und zu hinterfragen, inwiefern man selbst ein Teil dieser Strukturen ist. Ist diese Bereitschaft jedoch vorhanden, stellen die Werke eine große Bereicherung und ein wichtiges Stück Zeitgeschichte dar – sowohl für People of Color als auch für weiße Menschen. Vogue Guest Editor Kemi Fatoba stellt in diesem Artikel deshalb Bücher, Filme und Serien vor, die sowohl für People of Color als auch weiße Menschen bedeutsam sind.

Bücher

Ich bin von hier! Hört auf zu fragen von Ferda Ataman

Ferda Ataman ist Publizistin und Vorsitzende der Initiative „Neue deutsche Medienmacher“. Sie ist es außerdem leid, ständig gefragt zu werden, wo sie wirklich herkommt oder wie sie zu Erdogan steht. In ihrem Buch beschreibt sie die Mikroaggressionen, denen BIPoC tagtäglich ausgesetzt sind, wenn weiße deutsche MitbürgerInnen von der „Wurzelmanie“ erfasst werden und „Herkunftsdetektive“ spielen. Sie klärt nicht nur Missverständnisse im Zusammenhang mit der Intergrationsdebatte auf, sondern hat auch Lösungsvorschläge für die Zukunft parat.

Eure Heimat ist unser Albtraum von Fatma Aydemir, Hengameh Yaghoobifarah

Die Idee für das Buch entstand 2018, als das Innenministerium umbenannt wurde zum „Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat“ oder kurz: Heimatministerium. In 14 Essays beschreiben Deutsche, die ständig woanders verortet werden, ihr ambivalentes Verhältnis zu ihrer „Heimat“ – ein Begriff, der sowohl von Nazis, der militanten NSU als auch der NPD herangezogen wird, um Menschen abzugrenzen, die nicht dem deutschen „Ideal“ entsprechen und mittlerweile im alltäglichen Sprachgebrauch angekommen ist.

Deutsch sein und schwarz dazu: Erinnerungen eines Afro-Deutschen von Theodor Michael

Der Sohn eines aristokratischen, kamerunischen Kolonialmigranten und einer weißen Deutschen kam 1925 in Berlin zur Welt und beschreibt, wie sein Vater und seine drei Geschwister den Zerfall des Kaiserreichs und die Gräuel der Nazizeit erlebten. Theodor Michael war Komparse in Propagandafilmen, ein Objekt der Betrachtung in Völkerschauen, und erlebte schließlich als Internierter in einem Arbeitslager die Befreiung Deutschlands. Ein berührendes Stück Zeitgeschichte des mittlerweile in Köln lebenden Schauspielers und Afrika-Spezialisten.

Haymat von Firat Kara und Kristina Kara

Welches Verhältnis haben die Nachkommen der ersten Generation türkischer Gastarbeiter zu Deutschland? Wie empfinden sie ihr Leben in zwei Kulturen? Und was bedeutet der Begriff „Heimat“ für sie? In ihrem Essay- und Bildband „Haymat“ gehen Kristina und Firat Kana diesen Fragen in Interviews mit 30 Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Sport und Kultur nach. Die Antworten fallen sehr unterschiedlich aus und drehen sich um Themen wie Integration und Alltagsrassismus, Kopftuchverbot und Feminismus, Religion und Säkularität oder Ausgrenzung und Toleranz.

Black Looks von bell hooks

Die Kulturkritikerin bell hooks beschäftigt sich mit der Vermarktung des Schwarzseins und „Race“ als Konsumartikel. Sie beschreibt die subtilen Formen von Rassismus und Sexismus in US-amerikanischer Werbung, Literatur und Popkultur. Ein Klassiker, auch in der deutschen Übersetzung.

exit RACISM: rassismuskritisch denken lernen von Tupoka Ogette

„Happyland“ nennt Tupoka Ogette den Zustand, in dem sich weiße Menschen befinden, bevor sie beginnen, sich kritisch mit Rassismus auseinanderzusetzen. Es ist auch nicht leicht, darüber zu sprechen, denn die meisten Menschen wollen nicht rassistisch sein und scheuen sich vor dem Begriff. Das Buch hilft Lesern, die sich mitunter zum ersten Mal kritisch mit Rassismus auseinandersetzen und tut das ohne erhobenen Zeigefinger.

Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche (Why I’m no longer talking to white people about race) von Reni Eddo-Lodge

In zahlreichen, ernüchternden Fakten belegt Reni Eddo-Lodge die systematische Diskriminierung, die Briten erfahren, die unter der Kategorie BAME (Black, Asian and Middle Eastern) zusammengefasst werden. Race, das zentrale Thema des Buches, wurde mit „Hautfarbe“ übersetzt, wodurch die Botschaft zwar immer noch ankommt, wenn auch nicht so klar und eindeutig wie in der Originalfassung. Das Buch beschreibt universelle Erlebnisse, die nicht nur die auf britische Gesellschaft zutreffen (die sich im Vergleich zu Kontinentaleuropa schon wesentlich länger konstruktiv mit ihrer Kolonialgeschichte auseinandergesetzt hat). Es ist daher für Deutschland und alle anderen Länder von Relevanz, in denen Diskriminierung und struktureller Rassismus gegenüber Schwarzen Menschen und People of Color immer noch zur Tagesordnung gehören.

Filme & Serien

Audre Lorde – The Berlin Years 1984 -1992

Audre Lorde hatte einen maßgeblichen Einfluss auf die afrodeutsche und feministische Bewegung Berlins. Sie regte ihre Studentinnen May Ayim und Katharina Oguntoye dazu an, das Buch „Farbe bekennen“ zu schreiben und regte ihre weißen Studentinnen dazu an, intersektional zu denken und in ihrem Feminismus Solidarität gegenüber Schwarzen Frauen zu zeigen. Die Dokumentation zeigt eindrucksvoll, wie damals alles begann.

Afro Deutschland

In der Dokumentation der Deutschen Welle spricht die Journalistin Jana Pareigis mit Afrodeutschen darüber, wie sie ihre Heimat erleben.

Millis Erwachen

In Natasha A. Kellys Film (und gleichnamigem Buch) erweckt sie Ernst Ludwig Kirchners „Schlafende Milli“ sinnbildlich zum Leben – ein Portrait, das 1911 in Dresden entstand und die unbekannte Muse zu einem sexuellen Objekt der Kunstwelt in der Kolonialzeit machte. Sie spricht mit acht Schwarzen Künstlerinnen verschiedener Generationen darüber, wie es ist, als selbstbestimmte Akteurinnen Klischees zu überwinden.

Berliner Farben

In Poliana Baumgartens Webserie „Berliner Farben“ werden die Initiativen von People of Color und Mitgliedern der LGBTQI-Community vorgestellt, um Stereotypen abzubauen und die Menschen zu zeigen, die Berlins Vielfältigkeit ausmachen.

Schwarz Rot Gold

Jermaine Raffingtons Youtube-Webserie spricht mit Schwarzen Deutschen Persönlichkeiten darüber, was Identität für sie bedeutet – in der Vergangenheit und heute.

– Anzeige wegen Markennennung –

Sharing is caring

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Absenden des Kommentars bestätigst Du, dass Du unsere Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen hast.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner