Buchclub: 5 Bücher, die ich in der ersten Frühlingssonne gelesen habe
Jedes Jahr habe ich mir vorgenommen, wieder mehr zu lesen. Doch erst in diesem Jahr schaffe ich es wirklich. Buch für Buch verschlinge ich, versinke in andere Welten und werde dadurch nicht nur ruhiger, sondern auch wieder inspirierter. Denn wenn schon im Außen nichts passiert, dann gerne in meinem Inneren. Und so habe ich in den vergangenen Wochen, wann immer sich zaghaft die Frühlingssonne zeigte, die Zeit genutzt und mich mit einem guten Buch hingesetzt. Lesen, Kopf ausschalten. So funktioniert das. Und wenn es nur ein paar Seiten sind. Diese fünf Bücher habe ich im März und April gelesen und somit nicht nur meine Bildschirmzeit reduziert, sondern mir auch Gutes getan. Vielleicht klappt’s ja mit dem ein oder anderen Buch bei euch auch. Und wenn nicht: Genauso völlig okay. Aber falls ihr doch ein bisschen Inspiration braucht, diese Bücher lohnen sich.
Benedict Wells – Hard Land
Ich habe jedes einzelne Buch von Benedict Wells gelesen. Während ich „Becks letzter Sommer“liebte, fand ich „Vom Ende der Einsamkeit“ okay, aber nicht überragend. Mein Umfeld hingegen liebte es, und so war klar: Den neusten Roman lesen wir natürlich auch. Hard Land hat mich gekriegt. Voll und ganz. Und ich bin ein bisschen versöhnt mit dem Schreibstil des gebürtigen Münchners. Worum geht’s? Es ist der Sommer 1985. Es ist heiß in Missouri, und Sam, 15 Jahre alt, nimmt einen Job im Kino an. Bisschen Geld verdienen – und vor allem nicht die Ferien bei der ungeliebten Verwandtschaft verbringen. Sam, der eigentlich mehr Außenseiter als populärer Schüler ist, mag den Job. Und das erste Mal in seinem Leben findet er sowas wie Anschluss. Freunde. Der Sommer wird grandios, bis etwas passiert, dass Sam erschüttert. Und die Leichtigkeit der Jugend schwinden lässt.
Hard Land war zauberhaft, ein großartiger Coming-of-Age-Roman, der mich so sehr inspirierte, dass ich davon träumte und eigene Romanideen entwickelte. Es ist das perfekte Buch für einen Tag am See. Und eine Reise zurück in die eigene Jugend. Fast nostalgisch umarmte mich das Buch – ich liebe es. Und ihr solltet es lesen.
Jenny Offill – Wetter
Ich hatte keinerlei Erwartungen an diesen Roman, meine Presse-Vertreterin meines Verlags schickte mir das Buchexemplar zu. Und was soll ich sagen? Dieser Roman ist radikal, extrem, großartig und vielleicht so aktuell wie nie. Und dabei liest sich der Klappentext erst einmal fast lapidar. Protagonistin Lizzie Benson arbeitet als Bibliothekarin, doch insgeheim ist sie eine kleine Amateur-Psychologin. Immer wieder verteilt sie Ratschläge an ihre gottesfürchtige Mutter oder ihren Bruder, der einen Hang zu Drogen hat. Als ihre Mentorin Sylvie sie fragt, ob sie nicht Lust hätte, die Kommentare und Nachrichten der Hörer:innen ihres Endzeit-Podcast zu beantworten, zögert Lizzie keine Sekunde. Sie sagt zu – und ist ab sofort Küchenpsychologin für die Hörer:innen von „Komme, was wolle“. Besorgte Linke, Klimakatastrophen-Themen sowie die Sorgen der Ultrakonservativen sind ab sofort ihr Zeitvertreib. Und Lizzie spürt: Das macht was mit ihr. Hoffnungsfrohe Antworten kommen ihr immer seltener über die Lippen und Tasten, viel mehr hinterfragt sie ihr Leben und wird vom Strudel der negativen Nachrichten eingenommen: Wie soll ich fröhlich leben, wenn die Welt in Flammen steht?
„Wetter“ ist ein außergewöhnlicher, humorvoller sowie anstrengender Roman, der an Aktualität nicht zu übertreffen ist.
Nina Kunz – Ich denk, ich denk zu viel
Der Name Nina Kunz war mir schon das ein oder andere Mal im Zeit Magazin begegnet, umso freute ich mich jetzt auf ihr Buch „Ich denk, ich denk zu viel“. Nicht nur, dass mich der Titel unfassbar ansprach, auch fand ich die Idee, mehrere Kurztexte in einem Buch zu vereinbaren, eine schöne Abwechslung. So kann man in einem Buch immer mal wieder stöbern, ohne den Druck eines ganzen Romans mit sich zu tragen.
Die Kolumnistin bleibt auch bei ihrem Buch ihrem Stil treu. Gewohnt pointiert und klar schreibt Nina Kunz in diesem kleinen Büchlein über Alltagsängste und Gedanken. Sie selbst sagt, ihr Buch entführe in ihre Gedankenwelt, man bekäme einen kleinen Einblick in ihr Tagebuch. Und ja, so intim und nah fühlen sich all diese Texte an. Untermalt und angereichert sind sie mit allerlei philosophischen Theorien, die Freude machen und zeigen: Nina Kunz hat sich wahrlich mit ihren Gedanken beschäftigt. Es ist ein schlaues, kleines Tagebuch geworden, das jeder lesen sollte, der ebenfalls gerne nachdenkt.
Ihr Anfangszitat von Erich Kästner „Wer keine Angst hat, hat keine Phantasie“ wollte ich auch zuerst in mein Buch schreiben. Hach ja, dieses Buch ist ein gutes.
Erich Hackl – Im Leben mehr Glück
Dieses Buch ist mindestens genauso außergewöhnlich und besonders, wie das Buch von Nina Kunz. Denn „Im Leben mehr Glück“ ist kein Roman, sondern eine Sammlung von Reden und Schriften des Österreichers Erich Hackl. In diesem Buch versammelt Hackl Würdigungen von Menschen, die ihm wichtig sind. Wer diese Menschen waren und wofür sie (ein-)standen. Er erzählt von der Bedeutung von Freundschaft, über Widerstände, manchmal aber auch einfach Komisches. Er spricht über das Schreiben, warum es nicht immer leicht ist und welche Autor:innen er bewundert. Mit seinem Blick auf die Menschen bringt er dem Leser oder der Leserin nicht nur jene nah, sondern auch sich selbst. Es ist ein Buch, das fröhlich macht und einen dankbar auf die Menschen im eigenen Leben zurücklässt.
Jasmin Schreiber – Marianengraben
Der Autorin Jasmin Schreiber folge ich schon seit Ewigkeiten auf Twitter. Fasziniert war ich vor allem immer über ihr Wissen an Biologie, ihre Liebe zu Schnecken und pointierten Aussagen. Als sie dann ihr erstes Buch „Marianengraben“ herausbrachte, war klar, das muss ich lesen. Da wir innerhalb der Familie gerne Bücher umhertauschen, musste ich mich ein wenig gedulden. Doch jetzt lag es endlich hier und ich konnte mir selbst eine Meinung zu Marianengraben bilden. Worum geht’s? Paula ist eigentlich sehr genügsam. Ihr reichen ihre kleine Wohnung, etwas Geld für Essen und die Zeit mit ihrem kleinen Bruder Tim. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, Paula stürzt in eine tiefe Depression. Nichts kann sie aus ihrem Loch heruasholen, bis sie Helmut trifft. einen schrulligen alten Herren. Seine Art und seine Perspektive aufs Leben geben ihr wieder Mut. Und so geschieht es, dass Paula zusammen mit Helmut auf eine abenteuerliche Reise gehen. Eine Reise, die beide wieder zu sich finden lässt.
Ich mochte das Buch. Ich mochte diesen netten Roadtrip der Beiden. Und vor allem mochte ich, dass das Thema Tod und Sterben eines ist. Denn viel zu oft blenden wir es aus. Jasmin Schreiber hat es wunderbar verpackt und Mut gegeben. Das Leben geht weiter – wir müssen nur einen Umgang mit dem Tod finden.
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