Black Mirror: Was wäre, wenn…

17. November 2016 von in

Sci-Fi soll sie sein, die Serie Black Mirror, die es seit wenigen Wochen auf Netflix zu sehen gibt. Auf einen Schlag sind mein Facebook und Instagram überflutet mit Anhängern der Serie. Natürlich muss ich sofort mitreden, und sehe mir die Serie an. Staffel 1, viel Sci-Fi erkenne ich vor allem in Folge 1 nicht. Sondern ich bekomme einen Spiegel vorgehalten, der mir zeigt, was wäre, wenn. In einer unbestimmten Zeit, die nicht allzu fern liegt. Kein Wunder, dass mein Internet von Black Mirror News, Screenshots und Zitaten überflutet ist, denn jeder fühlt sich in mindestens einer Folge ertappt. Und es macht Spaß. Und es ist gruselig. Denn jede einzelne Folge penetriert unsere Ängste vor der Zukunft – die hauptsächlich von der Technologie geprägt sind. Was wäre, wenn 3D so real wird, dass wir die Realität nicht mehr von der virtuellen Welt unterscheiden könnten? Was wäre, wenn soziale Medien zur Politik werden? Was wäre, wenn Ratings unser Leben bestimmen? Was wäre, wenn in fünf Jahren Krieg wäre? Die Folgen sind unzusammenhängend, es handelt sich um 45-minütige Kurzgeschichten im Blockbuster-Format – zumindest in der dritten Staffel, die eine Netflix Produktion ist.

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Screenshot aus Black Mirror

Folge 1, Staffel 1. Die Princess of England wird entführt und der Prime Minister erpresst, er müsse Sex mit einem Schwein vor laufender Kamera haben, damit sie befreit würde. Natürlich völliger Unsinn. Trotz panischem Gesichtsausdruck ist allen klar, dass das natürlich nicht passieren wird. Das Youtube-Video mit der Forderung geht viral und erreicht binnen weniger Stunden alle News. Jeder spricht darüber, jeder macht sich darüber lustig. Der Druck der Gesellschaft wird größer und größer, die Ideen, sich um diese absurde Forderung herum zu winden stetig geringer. Die Verzweiflung und die Aussichtslosigkeit führt am Ende dazu, dass er es tut – und die ganze Welt sieht zu. Gaffend. Nach dem Ereignis stellt sich heraus, dass die Princess of England bereits eine halbe Stunde vor dem grauenvollen Akt befreit wurde und halb benommen durch die leeren Straßen Englands wandelte. „So it’s a Statement.“, ein Statement an die gaffende, schaulustige Menschheit, die aufgrund der Distanz durch Internet und News keine Empathie kennt. Sci-Fi ist das nicht, das ist die Realität. Eine überzogene Kritik an uns, die so bei genauerer Betrachtung so überzogen nicht mehr ist. Die Folge wurde 2011 veröffentlicht und somit ist die Message zwar noch skurril, aber nicht mehr sehr schockierend. Fünf Jahre später.

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Screenshot aus Black Mirror

Und wie ist das nun, sind die Produzenten der Serie Black Mirror, Charlie Brooker und Annabel Jones, tatsächlich so schlecht auf Technologie zu sprechen? Nein. In einem Interview mit WIRED erklären sich beide als Internet- und Technologie-Fans. Sie sehen die Situation nur aus einem anderen Blickwinkel. Vielleicht auch klarer als manch anderer. „Zehn Jahre in der Zukunft wird es lauter 13-Jährige geben, die in der virtuellen Realität brutale Kriegsverbrechen begehen, während ihnen jemand ein bläst. Das wird Normalität werden. Blowjobs und Shooter. Und wir werden sagen: „Was verdammt ist eigentlich mit dieser Generation passiert?““, prophezeit Brooker, der in der Folge Playtest die Thematik der virtuellen Realität umsetzt. Wie sieht Gaming in ein paar Jahren aus? Die Antwort ist, wie jede Folge in Black Mirror, skurril, aber nicht abwegig. Angsteinflößend. „Wir haben Technologie in unser Leben gelassen, weil es dadurch einfacher wird. Es ist wie eine Droge“, erklärt Jones und wir wissen alle, wie recht sie damit hat.

Black Mirror spielt mit unseren Zukunftsängsten vor der Technologie und dadurch ist die Sci-Fi Serie kein seichtes Betthupferl. Jede Folge bedarf – mal mehr, mal weniger – Verarbeitung und Reflexion. Und das ist das, was die Serie gerade ausmacht. Sie ist knallhart und ehrlich. Sie ist wie eine Droge.

 

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