Bin ich vielleicht die schlechteste Braut der Welt?
Wenn ich krank bin, liebe ich es, auf dem Sofa zu liegen und seichte TV-Unterhaltung zu schauen. Meine liebste Sendung: „Zwischen Tüll und Tränen“. Eine Sendung, in der angehende Bräute – und selten auch mal Bräutigams – ihre Kleidung für den großen Tag auswählen. Auch wenn ich mir schon immer sicher war, dass ich, wenn ich einmal heirate, kein großes Kleid tragen werde, liebe ich es, anderen Menschen beim Aussuchen dieser zuzusehen. Ich bin jedes Mal wieder überrascht, was es für verrückte Kleider es gibt, wie viele Frauen doch einmal „Prinzessin“ sein wollen und wie unterschiedlich die Beratungen in den Läden sind. Was alle eint: Sobald Frau (oder Mann) nur noch wenige Wochen bis zur Hochzeit hat, bekommen die Verkäufer:innen Schnappatmung. Ein Kleid innerhalb von vier Wochen kaufen? Eine Hochzeit so kurzfristig planen? Vielleicht sogar noch gar nicht wissen, wann die Hochzeit ist? Tief ein- und ausatmen. Ein verzweifelter Blick, ein müdes Lächeln, Kopfschütteln. Oder auch: Spontane Hochzeiten sind im Braut-Business keine gute Idee.
Und da wären wir schon bei meinem Problem. Ich bin die schlechteste Planerin der Welt. Ich entscheide mich gerne, aber am liebsten spontan. Woher soll ich wissen, wo ich beispielsweise Ende des Jahres am Strand im Urlaub liegen will? Wie soll ich wissen, was ich in vier Monaten tragen will? Und vor allem, mit wem ich meine Zeit verbringen will? Ich bin schon immer Team „entspannt“, vor allem bei den großen Dingen. Meinen 30. Geburtstag plante ich mit sechs Wochen im Voraus, und merkte: Ich bin wahrlich spät dran. Die meisten Menschen waren schon Wochen voraus an den Wochenenden verplant, während ich schon damals oft nicht wusste, wie die nächste Woche bei mir aussehen würde. Mir macht großes Vorausplanen ehrlicherweise so gar keinen Spaß, das Festlegen, das Entscheiden, das Festzurren, es nimmt mir die Leichtigkeit und Vorfreude in meinem Leben.
Nur: Das verträgt sich mit einer Hochzeit nur semi-optimal. Denn im Hochzeits-Business gilt vor allem: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Spätzünder:innen sind nicht gerne gesehen.
Im Hochzeit-Business gilt vor allem: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Spätzünder:innen sind nicht gerne gesehen.
Als mein Freund und ich uns im vergangenen Jahr verlobten, war die Vorfreude groß. Ich wusste, 2023 will ich meinen Freund heiraten. Ganz entspannt, im kleinsten Kreise. Vielleicht in der Heimat, oder in München. Hauptsache, intim, mit ganz viel Liebe an dem Tag, und möglichst wenig Stress.
Die Monate zogen ins Land, wir einigten uns auf ein Datum und beschlossen, Anfang des Jahres wird die kleine, aber feine Hochzeit geplant. Mit Einladungen, mit Location und den Menschen, die wir an diesem Tag bei uns haben wollen.
Was wir nicht eingeplant hatten: einen Umzug, der so spontan um die Ecke bog, dass wir zusagten und wenig später schon mitten im Umzugschaos steckten. Der Januar verbrachten wir mit dem Einpacken von Umzugskisten, im Februar packten wir sie aus. Und inmitten des Chaos saß ich irgendwann am Laptop, um Einladungskarten für eine Hochzeit zu entwerfen. Denn die „Zwischen Tüll und Tränen“-Stimme rief mir zu: Du bist schon verdammt spät dran. Ich nickte. Ja, ich war verdammt spät dran. Selbst für eine kleine Hochzeit, wie wir sie machen wollten.
Die „Zwischen Tüll und Tränen“-Stimme rief mir zu: Du bist schon verdammt spät dran. Ich nickte. Ja, ich war verdammt spät dran.
Während Familie und Freund:innen schon fragten, ob wir denn dieses Jahr heiraten würden, sagte ich nur: Ja, auf jeden Fall. Wir planen bereits, die Einladungen kommen bald. Insgeheim bekam ich Stresspusteln und Panik. Wann ist Heiraten eigentlich so anstrengend geworden?
Den Supergau erlebte ich, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel: Ich muss die Hochzeit ja noch anmelden! Was ich komplett außer Acht gelassen hatte: die Behördengänge, die es braucht, um überhaupt zu heiraten. Oder auch: einen Termin im Standesamt abzustauben. Und so klickte ich mich Ende Februar zum Standesamt München durch, um dann zu sehen: Eine Eheanmeldung ist frühstens im Mai möglich. Wie bitte?
Spontan heiraten in München ist ein Unterfangen, das so gut wie unmöglich ist.
Einen Anruf später wusste ich: Spontan heiraten in München ist ein Unterfangen, das so gut wie unmöglich ist. Aber ich hatte einen ersten Termin. Die Dame am anderen Ende hatte mich vorgezogen und mir einen „Notfall-Termin“ gegeben. „Dann können wir ja mal schauen, ob sie überhaupt noch einen Termin zur Hochzeit bekommen“. Hoffnungsvoll klang sie nicht. Und das war der Moment, an dem ich dachte: Bin ich die vielleicht schlechteste Braut der Welt?
Bin ich die vielleicht schlechteste Braut der Welt?
Ich freue mich so sehr, meinen Freund zu heiraten. Ich freue mich so sehr, einen wunderschönen Tag mit Familie und Freund:innen zu verbringen. Aber diese Planungen, diese monatelange Vorausplanung, sie ist so gar nicht meins. Aber ich hatte endlich begriffen: Ohne geht es nicht. Wir brauchen Zeit, wir brauchen einen Plan und wir brauchen vor allem Ruhe und Muse, um eine schöne Hochzeitsfeier zu planen. Auch wenn wir Spontanität lieben, beim Thema Hochzeit funktioniert das nicht – außer in Las Vegas.
Und just in dem Moment entschied ich: Wir heiraten auf jeden Fall dieses Jahr. Wirklich klein, nur mit Familie, für uns. Ganz entspannt. Und machen die Feier, das Event mit Freund:innen und Familie, das am meisten Planung braucht, einfach nächstes Jahr. Mit genügend Zeit, die richtige Location auszuwählen, den Menschen, die wir lieben, auch die Zeit zu geben, sich diesen Termin einzuplanen, und all das planen zu können, was es eben braucht, für eine kleine Hochzeitsfeier. Verheiratet sind wir dann zwar schon, aber eine kleine Zeremonie können wir auch so gestalten.
Uns hat diese Entscheidung Druck genommen und uns eine zweite Chance gegeben. Wir haben jetzt genügend Zeit, die Party mit unseren Liebsten in Ruhe zu planen. Ganz ohne den Druck, unbedingt jetzt noch schnell innerhalb von wenigen Monaten alles auf die Beine zu stellen. Am Ende noch Kompromisse machen zu müssen, aufgrund der Gegensätzlichkeit meiner Spontanität und der Hochzeitsbranche, die Vorlauf braucht oder diesen sogar unabdingbar macht. Denn auch wenn wir weiterhin maximal mit 40 Menschen feiern wollen, das Gesetz will es so: Sechs Monate vorher sind das Minimum.
Spontanität vs. Hochzeitsbranche
Mit Geburtsurkunde und Ausweis bewaffnet ging’s dann übrigens diese Woche ins Münchner Standesamt. Die Beamtin schmunzelte über unsere Naivität in Sachen Zeitplanung, über mein Pochen auf den eigenen Nachnamen und vor allem über den Wunsch, nach einem Hochzeitstermin im Frühsommer in unserer Wunsch-Location. Um dann wenig später doch noch einen zu finden. Wir werden also heiraten, im kleinsten Kreise. An einem für uns tollen Datum, an einer wunderbaren Location.
Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Die vielleicht schlechteste Braut der Welt – ich – muss nun doch noch einiges organisieren. Wie ein cooles Standesamtkleid, eine:n Fotograf:in und einen Ort für ein Mittagessen. Die „Zwischen Tüll und Tränen“-Damen und Herren würden vermutlich mit dem Kopf schütteln. Aber: Meistens finden sie ja doch immer noch ein Kleid, selbst für die spontanste Braut der Welt. Und so blicke ich frohen Mutes auf die nächsten Wochen. Ich bin mir sicher, alles wird gut. Für die Feier nächstes Jahr habe ich jedoch bereits einen Termin in einem modernen Brautladen ausgemacht. Bei Planungs-Runde #2 will ich lieber vorbildlich sein. Ganz wie Sanna Lindström und Uwe Herrmann sich das wünschen würden.
Ich nehme euch weiterhin mit – auf meine Reise in Richtung Hochzeit. Als Erstes brauche ich ein Kleid – und deswegen her mit euren Vorschlägen für coole, lässige weiße Kleider, die hochzeitstauglich sind.
10 Antworten zu “Bin ich vielleicht die schlechteste Braut der Welt?”
Uff, mir würde es ähnlich gehen! Ich freue mich sehr, wenn mein Partner zB die Urlaubsplanung übernimmt, und ich mich da auf gar nichts im Voraus festlegen muss. Er findet das meistens ok, manchmal auch nervig, aber was soll ich sagen… Viel Glück weiterhin!
Apropos Kleider: ich liebe die Kollektion von Ivy & Oak. Viele der Kleider sind schlicht und ergreifend, aber ehrlich gesagt finde ich die Jumpsuits und Hosenanzüge ja sogar noch besser ;-)
Danke dir :)
Ivy & Oak habe ich mir auch schon angesehen, ich mag das Brand, die Brautkleider sind mir einen Tick zu klassisch :) Aber ich werde bestimmt noch fündig <3
Liebe Antonia,
ja, eine Checkliste, was wann entschieden bzw gebucht werden soll, ist beim Heiraten wirklich hilfreich und hat zumindest mir damals den Druck doch sehr genommen.
Eine Freundin von mir heiratet nun in https://www.femme-maison.com/ – kennst Du die?
Alles Gute & LG Lisa
Danke dir – ja, eine Checkliste leg ich mir auf jeden Fall jetzt an :)
Femme Maison kenne ich noch nicht, schau ich mir direkt an :) Danke dir!
Danke für diesen tollen Artikel! Uns geht es ganz genauso und ebenso wie bei euch grätscht ein spontaner Umzug in die Planung. Als nun auch noch die Nachricht kam, dass ich noch vorher operiert werden muss, war klar, dass unser Wunschtermin viel zu viel Stress bedeuten würde und wir mussten uns eingestehen, dass wir die Planung mit all diesen Variablen gar nicht mehr genießen konnten.
Wir werden in Dänemark heiraten – dort kann man die Hochzeit frühestens vier Monate vorher anmelden und selbst das ist dort früh 😅 Daher werden wir nach meiner OP ganz spontan entscheiden, ob wir zum eigentlichen Termin durchbrennen. Nächstes Jahr gibt es dann so oder so eine Gartenparty und freie Trauung mit Freunden und Familie.
Für Inspiration kann ich dir Rock & Roll Bride empfehlen – ein wunderschönes Magazin, das sich auf unkonventionelle Hochzeiten und Kleider spezialisiert hat und auch viele darüber schreibt, wie man sich den Druck aus der Planung etc. nimmt. Auf dem dazugehörigen Insta-Channel und der Website findet man schon vieles und ich liebe die Bilder der bunten Hochzeiten. https://www.rocknrollbride.com/
Für Kleider finde ich Hey Love (gibt auch nen Shop in München) ganz schön oder – etwas minimalistischer – die nachhaltigen Brautkleider von Elementar aus Hannover: https://www.elementar-brautkleider.de
Ich wünsch dir weiterhin viel Spaß bei der Planung und freu mich auf mehr zu dem Thema 🤍
Hi Antonia
Der Text liest sich mehrheitlich in der ich-Form – als ob du für die meisten organisatorischen Dinge zuständig bist.
Etwas irritierend finde ich dass du hier fast nur von dir sprichst, ihr heiratet doch beide aber trotzdem sprichst du davon, dass DU die schlechteste Braut aller Zeiten bist. Weshalb?
Gruss
Isabelle
Hello Isabelle :)
Tatsächlich muss ich diesen Text in der Ich-Form schreiben, denn ginge es nach meinem Freund, wären wir in der Planung sehr viel weiter gewesen :) Somit bin ich die schlechteste Braut, er aber vielleicht der beste Bräutigam :)
Wir planen die Hochzeit gemeinsam, es ist ja unser Fest und auch die Organisation hängt an uns beiden. Ich bin aber fürchterlich schlecht, im Voraus-Entscheiden, muss immer mal wieder überlegen, bin dann unsicher und bremse so meinen Freund ein bisschen aus :)
Der macht’s aber mit – weil es eben nicht nur seine, sondern unsere Hochzeit ist.
Liebe Grüße,
Antonia
Hallo Antonia
Danke für die Aufklärung. :-) Ich wünsche euch viel Erfolg bei der weiteren Planung und dann ein tolles Fest.
Lieber Gruss
Isabelle
Danke <3
[…] Monaten und Wochen vor der Hochzeit gemerkt, dass ich so gar nicht aufgehe, in der Planung einer Hochzeit. Dementsprechend improvisiert war alles. Zudem hatte ich den Bad Hair Day des Jahrtausends – […]