Beziehungs-Fragebogen Katrin, 44 und Marc, 41 mit zwei Kindern

14. November 2023 von in ,

Dieser Artikel ist zuerst im März 2023 erschienen.

Wie kann Gleichberechtigung in einer Beziehung aussehen? Wie können Alltagsaufgaben so aufgeteilt werden, dass sich alle damit wohlfühlen? Wie kann mit dem Mental Load des gemeinsamen Lebens umgegangen werden, egal ob man gemeinsame Kinder hat oder noch gar nicht zusammenwohnt?

Für diese Fragen gibt es kein Patentrezept, vielmehr ist jede Beziehung und Familienkonstellation individuell. Ein Austausch darüber, wie verschiedene Paare das Thema Gleichberechtigung in ihrer Beziehung leben, ist daher umso spannender. Deshalb haben wir eine neue Serie gestartet: Den Beziehungs-Fragebogen, der sich um die Themen Gleichberechtigung und Mental Load dreht. Themen, bei denen es kein Richtig oder Falsch gibt, sondern nur ganz viel Austarieren, in sich hineinfühlen und Ausprobieren. Und darüber sprechen, um zu sehen, was sich bei anderen bewährt hat – Vorhang auf für unsere zweite Folge des Beziehungs-Fragebogens!

Wie heißt ihr, wie alt seid ihr, wie ist der Hintergrund eurer Lebensumstände?

Wir sind Katrin, 44 und Marc, 41, verheiratet und haben zwei Kinder. Wir leben alle zusammen in einer Wohnung, haben auch noch einen Hund und arbeiten sogar immer mal wieder auch zusammen. Ich bin Kommunikationsberaterin und habe meinen Mann zum Beispiel bei seiner Website unterstützt, ansonsten hat aber jeder seinen eigenen Job. Ich bin selbständig und kann flexibler arbeiten, er hat eine eigene Firma und arbeitet als Geschäftsführer in Vollzeit.

Eine erste Einschätzung: Fühlt ihr euch beide gleichberechtigt in der Beziehung?

Wir fühlen uns grundsätzlich gleichberechtigt, wobei ich definitiv durchsetzungsstärker bin – ich habe oft die besseren Argumente und meist das letzte Wort. Bei mir hängt definitiv mehr Verantwortung und die Entscheidungen rund um die Kinder und den Hund – gerade der Hund war eben auch schon vor Mann und Kindern da. Die Aufteilung passt grundsätzlich für uns, aber bei den Kindern wünsche ich mir manchmal mehr Unterstützung. Im Grunde fühlt es sich oft an, als wäre ich alleinerziehend.

Gewisse Rollenbilder sind bei uns mittlerweile leider sehr verfestigt und wir mit ihnen nicht unbedingt zufrieden. Ich würde uns beispielsweise gerne mehr als Eltern sehen und nicht die typischen Themen, bei denen die Verantwortung traditionell der Frau zugewiesen wurde, allein übernehmen. Ich glaube sogar, dass sich mein Mann manchmal auch mehr Mitspracherecht wünscht, dann gleichzeitig aber auch eingesteht – „ich bin nie da, also kann ich da auch nicht mitreden“ – beispielsweise beim Thema Erziehung.

Strebt ihr überall eine 50:50-Verteilung an, oder habt ihr eine andere Vorstellung von Gleichberechtigung?

Nein, eine 50:50-Verteilung streben wir nicht an. Das wäre schön, aber geht irgendwie auch an unserer Realität vorbei. Und da es eben kein starres Modell gibt, das wir bewusst anstreben, fühlt sich unser Zusammenleben grundsätzlich gleichberechtigt an. Beide arbeiten, beide haben ihr Geld, beide dürfen mitbestimmen, Familiendinge werden gemeinsam besprochen – all das fühlt sich gleichberechtigt an. Nur die Verantwortung und die Aufgaben rund um die Kinder und die Organisation rund um sie herum ist so ein Thema, das anders laufen könnte. Also eigentlich alle Themen, die mit grundsätzlicher Organisation der Familie und des Privatlebens zu tun haben – da beginnt dann eindeutig das Ungleichgewicht.

Durch welche konkrete Situation wurde euch das Thema Mental Load und eine eventuell ungleiche Verteilung von Aufgaben zum ersten Mal bewusst?

Das sieht man schon an einem üblichen Alltagsbeispiel bei uns: Er geht arbeiten und kommt am Abend nach Hause. Nicht, dass seine Arbeit nicht anstrengend wäre – er hat da auch viel Verantwortung, aber es begrenzt sich eben so wunderbar auf diesen einen Bereich.

Ich stehe schon mal eine Stunde früher auf, mache die Brotzeiten, räume die Spülmaschine aus, kontrolliere, ob alles beisammen ist wie Sport- oder Schwimmsachen, die Büchereitasche, ob die Handys geladen sind, und und und. Ich wecke alle, bereite den gesunden Morgenanfang für die Erwachsenen vor, gehe mit dem Hund raus. Wenn alle starten, achte ich darauf, dass auch nichts vergessen wird wie Schals oder Mützen. Dann geht’s an den Schreibtisch, wenn Homeoffice, dann lasse ich nebenbei die Spülmaschine und Waschmaschine laufen. Mittags gehe ich mit dem Hund raus. Am Nachmittag hole ich das eine Kind um 16.00 Uhr ab – an manchen Tagen bringe ich es auch noch zum Gitarrenunterricht. Auf dem Weg gehe ich einkaufen, damit Essen im Kühlschrank ist.

Zu Hause folgt dann mit den Kindern den Tag besprechen, Hausaufgaben kontrollieren, manchmal auch gemeinsam lernen für Schulaufgaben. Abendessen zubereiten. Wäsche aus dem Trockner zusammenlegen und in die Schränke und Kinderzimmer bringen. Kinder ins Bett bringen. Abendrunde mit dem Hund. Nochmal an den Schreibtisch, arbeiten. Dazwischen noch die Planungen für Kindergeburtstage, wie Geschenke zu kaufen.

Und dann noch das ganze Organisatorische: Brauchen die Kinder neue Kleidung oder Schulmaterial – dann muss das noch eingekauft werden. Ich bin die, die alle Termine der Kinder organisiert, seien es Einladungen, Sport, Musikunterricht. Auch was das Soziale angeht, habe ich ein besseres Händchen für Geschenke und generell ein größeres Interesse, soziale Bindungen zu stärken und eben auch den nötigen Überblick dazu. Auch das ist wieder ein Planungsthema: Die Entscheidungen zu treffen, wann wir wen treffen. Wir sehen auch oft Freunde alleine – aber auch hier muss geplant werden, wer dann die Kinder betreut.

Warum all die Aufgaben so aufgeteilt sind, liegt sicherlich an meiner Selbständigkeit und dass ich meine Arbeit flexibler gestalten kann. Ich hatte vor vier Jahren einen Burn Out – seitdem achte ich sehr darauf, dass die Arbeit nicht mehr mein Leben bestimmt oder ich mich zu stark darüber definiere. Weil ich selbstständig arbeite, kann ich mir alles gut einteilen. Ich beginne spätestens um 8 Uhr, wenn die Kinder in der Schule sind. Dann arbeite ich durchschnittlich sechs Stunden täglich sehr konzentriert an meinen Projekten – das muss ich auch, sonst schaffe ich es eben nicht, alle To Dos einigermaßen geregelt zu bekommen. Theoretisch arbeite ich also bis 14 Uhr. Mit Mittagsrunde und Haushalt wird es manchmal auch 15.30 Uhr und ich hetze los, damit ich pünktlich beim Abholen der Kinder bin. Manchmal werde ich aber eben auch nicht fertig und sitze noch mal am Rechner, wenn die Kinder im Bett sind.

Me time: Fehlanzeige. Und wenn, muss sie hart erarbeitet werden, denn alles andere drumherum muss organisiert sein, damit Mama eine Auszeit nehmen kann. Das ist eben das Problem an den vielen, vielen Baustellen – manchmal hat man das Gefühl, dem allen nicht mehr gerecht werden zu können und es verlangt einem unheimlich viel ab. Immer an alles denken zu müssen und ja nichts zu vergessen, das macht auch Druck, dass es sich alles bei einem selbst konzentriert und der Partner dazu überhaupt nicht als Stütze fungiert. Nicht nur Kraft verlangt es einem ab, sondern auch Konsequenz und Disziplin – aber nicht immer hat man diese.

Was sind grundsätzlich jeweils eure Stärken und Schwächen?

Ich: Sehr ordentlich, organisiert, gutes Gedächtnis, alles im Blick, empathisch, sehr sozial. Ich halte die Verbindung zu Freunden aufrecht, organisiere Essenseinladungen und Treffen. Meine Schwäche: Perfektionismus, und dass ich mich schwertue, Dinge abzugeben und mich auf andere zu verlassen. Weil es leider meist auch nicht funktioniert. Liegt zum einen sicher auch an meinem Anspruch an die Dinge, aber ich habe auch schon unterstellt, dass Dinge in Absicht nicht gut erledigt werden, in dem Wissen, dass ich es dann eh lieber selber mache.

Er: Fleißig im Job, sehr zielorientiert, empathisch. Seine Schwäche: sehr unorganisiert im Privatleben – beruflich klappt es erstaunlicherweise jedoch immer-, vergesslich, oft unausgeglichen.

Wer von euch fühlt sich tendenziell für welche Bereiche mehr verantwortlich?

Für die Finanzen fühlt er sich verantwortlich, mich interessiert das Thema einfach nicht so. Er kümmert sich beispielsweise um die Abgabe der Steuerunterlagen beim Steuerberater, kauft Aktien und beschäftigt sich mit Ideen, wie man aus Geld etwas machen kann – das sind ja alles gar nicht meine Themen. Das macht er dann mit seinem Geld. Steuerunterlagen für mein Business erstelle auch ich – aber er trägt alles zusammen und bespricht es mit dem Steuerberater.

Einkaufen: Unter der Woche ich, weil ich auch kochen muss und weiß, was ich brauche, am Wochenende er, weil er dann gerne kocht
Putzen: Aus Zeitmangel haben wir eine Putzfrau, aber um die generelle Ordnung und das Putzen zwischendurch kümmere ich mich. Er räumt nur auf oder putzt, wenn ich nicht da bin.
Aufräumen: Ich – er hat kein Gefühl für Ordnung. Oder eben ein grundlegend anderes. Während er der Meinung ist, es passt alles, kriege ich die Krise, wie es zu Hause aussieht
Soziale Planungen: Definitiv ich, sonst würden wir niemanden mehr treffen und auch keinen Urlaub machen – und wenn nur hektisch in „Last-Minute-Orga“ zu horrenden Preisen
Kinder-Organisation und Care-Arbeit: Ich
Versicherungen: Wir beide in Absprache
Organisatorisches: Ich übernehme gerne die Planung und Organisation, weil sonst alles ewig dauert oder nichts dabei rauskommt. Organisation ist im Privaten nicht seine Stärke. Ihm fehlt bei privaten Planungen einfach die Effizienz, weil er das große Ganze der Familie nicht im Blick hat.
Einrichtung: Ich – habe den besseren Geschmack und kenne die Bedürfnisse der Familie besser, wir stimmen uns aber auch ab

Wie handhabt ihr eure Finanzen?

Jeder hat ein eigenes Konto und es gibt Zuständigkeitsbereiche. Er zahlt die Miete, ich die Nebenkosten und alle Kosten für die Kinder. Versicherungen zahle ich, Einkäufe mal er, mal ich. Urlaub wird geteilt. Wir nutzen keine Tools wie Splitwise oder andere Apps, sondern haben ein gutes Gefühl dafür, dass es sich schon ungefähr die Waage hält. Wir haben hier jedenfalls nicht das Gefühl, dass einer zu viel zahlt.

Wie teilt ihr die Care-Arbeit rund um eure Kinder auf?

Tendenziell übernehme ich wirklich alles. Er ist nur in Ausnahmenfällen verantwortlich, wenn ich geschäftlich verreist oder für Fortbildungen unterwegs bin. Elternzeit hatte er damals auch zwei Monate genommen, aber war inkonsequent und hat auch in dieser Zeit viel gearbeitet. Bei Geburtstagen oder anderen Veranstaltungen übernimmt er den Fahr- oder Abholdienst der Kinder. Haben unsere Kinder Geburtstag liegt alle Orga bei mir – aber er ist verpflichtend dabei und hilft bei der Party. Arzttermine oder auch soziale Termine habe ich im Blick und diese begleite ich auch, er nur in Ausnahmen, bei beruflichen Terminen von mir. Schule ist mein Thema: Ich bin Mitglied im Elternbeirat, ich lerne mit den Kindern für Schulaufgaben, kontrolliere die Hausaufgaben, besorge Schulmaterial. Wenn er heimkommt, bevor die Kinder ins Bett gehen, übernimmt er das „ins Bett bringen“.

Ich fühle mich mit den ganzen Kinderthemen oft etwas allein gelassen. Wie gerne würde ich auch einfach mal morgens gehen und abends wiederkommen und außer der Arbeit sonst gar nichts machen und organisieren müssen – und trotzdem läuft alles, es ist ordentlich und Essen wurde gemacht.

In welchen Bereichen gibt es Reibungspunkte?

Reibungen gibt es rund um die Themen Care Arbeit und Organisation. Das ist manchmal sehr viel und tagesfüllend, und wenn ich dann noch arbeite, sitze ich oft bis in die Nacht und habe das Gefühl, nie fertig zu werden. Irgendwo fehlt immer noch etwas. Er hat da deutlich weniger To Do’s auf der Uhr – und wenn dann nicht einmal die funktionieren, knallt’s von meiner Seite aus.

Ehrlicherweise habe ich manchmal das Gefühl, dass er meinen Job gar nicht so ernst nimmt. Seine Termine haben immer Priorität und ich muss irrsinnig für die Zeit kämpfen, wenn ein Kinderthema zeitlich in meine Geschäftstermine fällt. Oder eben selbst organisieren, dass sie bei Freunden unterkommen. Ich fürchte, dieses „Anerkennungsproblem“ der jeweiligen Arbeit des Anderen haben viele Paare, sobald jemand die Arbeit etwas zurückschraubt, weil Kinder da sind. Daher hat er das Gefühl, er ist der Hauptverdiener, da ich nicht mehr ganz auf Vollzeit komme – in seinen Augen. Damit hat für ihn automatisch seine Arbeit Priorität und ich muss alles flexibel drumherum bauen – oder weniger arbeiten. Dass es für mich wichtig ist, das zu tun und mein eigenes Geld zu haben ist ihm dabei nicht so verständlich. Ich arbeite auch einfach gerne und meine Unabhängigkeit ist mir sehr wichtig. Vor den Kindern habe ich mehr verdient. Durch das Kinder- und Teilzeitmodell hat sich das nun verschoben. So ein wenig ist da glaube ich auch die Haltung, dass ich ja selber daran schuld bin, weil ich es mir so aussuche und ja auch weniger tun könnte.

Und das andere Problem ist tatsächlich wahrscheinlich auch mein Perfektionismus. Wenn er früher etwas mit den Kindern unternommen hat, war es eigentlich immer so, dass ich etwas daran auszusetzen hatte, wie er es gemacht hat. Ich glaube, er hat sich dann auch etwas aus der Verantwortung gezogen, um nicht ständig alles falsch zu machen. Mittlerweile ist das wohl auch ganz bequem so und auch wenn ich daran arbeite und das reflektiere, kommt er aus der Ecke nun nicht mehr so richtig raus.

So ein wenig regelt sich das jetzt aber auch von selbst. Die Kinder werden größer und ich bekomme wieder mehr Freiraum. Ich muss jetzt beispielsweise seit einer Woche auch die Kleine nicht mehr von der Schule abholen. Damit gewinne ich eine Stunde pro Tag für andere Dinge. Das zweite Kind geht selbstständig zu Freunden oder zu Freizeitaktivitäten – auch da werden Zeitfenster frei. Es wird also etwas leichter mit den To Do’s, dafür schwieriger mit den Emotionen. Care Arbeit ist gerade am Anfang der Pubertät ganz besonders zu leisten – das verlangt auch wieder auf andere Weise viel ab, zumal die Konflikte wachsen, die es früher nicht gab. Es wird also vielleicht doch nicht leichter – aber anders und ein paar Zeiträume werden definitiv wieder frei, weil man sie auch mal alleine lassen kann.

Was würdet ihr gerne noch verändern, habt ihr Wünsche aneinander oder an euch selbst?

Ich wünsche mir, wieder mehr Paar zu sein, als nur Eltern. Die Kinderthemen nehmen bei mir so viel Raum ein – ich habe gar keine Muse und Luft mehr für den Partner. Ich bin oft einfach froh, wenn mal Ruhe ist, und dann kümmere ich mich auch gerne einfach mal um mich selbst und lese ein Buch, oder wenigstens ein paar Seiten davon.

Wären die Themen etwas besser verteilt, wäre da bestimmt auch wieder mehr Paarzeit möglich. Dass wir nicht beide unsere Arbeitszeit reduziert haben, liegt aber auch an den hohen Kosten, die man in München hat. Es müssen beide arbeiten, und will man sich Urlaube und Co. leisten, müssen beide auch einiges verdienen. Könnten wir da mal runter schrauben, wäre alles viel entspannter. Aber gewisse Standards sind uns dann auch wieder wichtig – wie eben gemeinsamer Urlaub, eine schöne Wohnsituation und gute, qualitativ hochwertige Ernährung.

Insgesamt wünsche ich mir aber auch, mehr loslassen zu können. Es muss nicht immer alles perfekt sein – oder sich alles nach meiner Definition von Perfekt richten. Es überleben auch alle, wenn nicht immer alles durchgeplant ist und er die Dinge auf seine Weise macht. Zu lernen, mehr abzugeben, wäre auch ein großer Wunsch von mir. Das er sich dann aber auch etwas mehr anstrengt, damit ich ins Vertrauen kommen kann, abgeben zu können, genauso.

 

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8 Antworten zu “Beziehungs-Fragebogen Katrin, 44 und Marc, 41 mit zwei Kindern”

  1. Ich fänd es schön, wenn die Männer auch zu Wort kämen. Es ist doch so, dass bei den Berichten meist die Frau schreibt, oder? Die Perspektive des anderen ist ja nicht unwichtig.

    • Es kommt auch ein Beziehungsfragebogen, in dem beide zu Wort kommen. Aber nicht immer haben beide Lust, mitzumachen – und wir freuen uns auch so über die Berichte, denn auch schon der Blickwinkel einer Person ist wichtig. Ob beide alles gleich sehen, ist hier ja gar nicht das Hauptthema, sondern eher, zu welchen Empfindungen und Erfahrungen es in Beziehungen kommen kann, auch nur von einer Seite.

      • Stimmt schon, aber ich habe auch gedacht, und gar nicht nur beim Lesen dieses Artikels sondern auch bei Unterhaltungen in meinem direkten Umfeld, dass es schön wäre mal männliche Stimmen zu diesem Thema zu hören. Vor allem auch im direkten Vergleich. Ich habe den Eindruck immer wieder das die Grundannahme ist: wir wollen den Männern nicht auf den Schlips treten und ich frage mich ob man da nicht mehr von ihnen erwarten kann? Mich würde auch interessieren, warum der Partner in diesem Interview zum Beispiel keine Lust hatte mitzumachen? Damit Gleichberechtigung in Beziehungen funktioniert müssen Männer ja auch mitziehen und ich hab das Gefühl wir drehen uns in der Debatte um Mental load etc. total im Kreis

    • Puhhh, das klingt ehrlich gesagt furchtbar, wenn ich das so gut/ auf den Punkt gebracht und reflektiert geschrieben lese. Dennoch ist es wahrscheinlich die Realität vieler Familien. Wir sind noch im ersten Babyjahr (fast 50/50 geteilter elternzeit) und bin dankbar für jeden ehrlichen Bericht. Denn ohne diese hätten wir uns nicht so intensiv damit auseinandergesetzt und vorbereiten können. Wir haben schon vor der Schwangerschaft an der Gleichberechtigung gearbeitet und werden nach den elternzeiten beide reduzieren (beide mit personalverantwortung), dennoch merke ich bereits, dass ich mehr in den babythemen drin bin. Berichte wie dieser erinnern mich, dass wir nicht ruhen dürfen und weiter an uns arbeiten (weil Gleichberechtigung unser Ziel ist). Also vielen Dank für den ehrlichen und reflektierten Einblick! Lg, laura

      • Ich bin froh, dass das noch jemand so sieht. Ich halbe selber (noch) keine Kinder, habe daher sicher leicht Reden, was Gleichberechtigung in Beziehungen mit Kindern angeht. Finde am Bericht krass, was im Laufe des Artikels auf das anfängliche „Wir fühlen uns grundsätzlich gleichberechtigt“ folgt – denn das klingt für mich als Leserin nicht sehr gleichberechtigt.

        Die Berichte finde ich jedenfalls immer sehr interessant :)

  2. Irgendwie stößt es mir total auf, dass dieser Fragebogen unter dem Reiter „Gefühle“ gelistet ist.
    Obwohl doch Lebensrealitäten aufgezeigt werden und Mental Load ein riesiges, patriarchales Thema ist (und mich ehrlich gesagt dieser Fragebogen gerade diesbezüglich wieder soso wütend macht). Durch das „Gefühle“ bekommt es diesen Geschmack, den weiblich sozialisierte Menschen selbst so internalisiert haben, dass das eben alles individuell und „nur so ein Gefühl“ ist. Anstatt es eben als strukturell geselslchaftliche und damit kollektiv bedeutsame Thematik anzuerkennen.

    • Danke für den Hinweis, du hast recht, der Fragebogen passt eigentlich eher in die Kategorie „Leben“ – hatte „Gefühle“ genommen, weil wir da alle Beziehungsthemen drin haben, aber ich switche mal!

  3. Puh, diesen Text zu lesen bereitet meinem feministischen Herz Schmerzen. Und trotzdem weiß ich natürlich, dass das die Realität vieler Familien ist und auch meiner Freundinnen. Aber Sätze wie diese treiben mich in den Wahnsinn:

    Ehrlicherweise habe ich manchmal das Gefühl, dass er meinen Job gar nicht so ernst nimmt. Seine Termine haben immer Priorität und ich muss irrsinnig für die Zeit kämpfen, wenn ein Kinderthema zeitlich in meine Geschäftstermine fällt.

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