Eine Beziehung beenden und den Partner verlassen: 5 Frauen erzählen davon, diejenige zu sein, die geht
Die Person sein, die geht: Wenn eine Beziehung zu Ende geht, fühlt sich das oft nicht für beide Beteiligte gleich an. Für die oder den Verlassenen bricht eine Welt zusammen, Liebe und Hoffnung sind oft noch da wie immer, und dazu kommt das grausame und lähmende Gefühl, keine Kontrolle zu haben. Den Weg des eigenen Lebens nicht mehr selbst in der Hand zu haben. Verlassen zu werden ist schlimm, die Situation bringt Liebeskummer mit sich, der einen für immer verändern kann.
Und doch: Nicht nur für die oder den Verlassenen ist eine Trennung ein alles veränderndes und den Alltag erschütterndes Ereignis. Auch der Verlassende schmeißt seinen Alltag mit der Entscheidung in kaltes, neues Wasser, wird von Unsicherheiten getragen und hat oft noch vielschichtige tiefe Gefühle für den Anderen, die bisherige Bezugsperson. Zu Verlassen bringt Gewissensbisse und Selbstzweifel mit sich, verletzt man damit doch die Person zutiefst, die einem bisher so nah stand.
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Um den Schritt wirklich zu gehen und eine Trennung durchzuziehen, muss man stark sein. Sich so gut kennen und so nah an den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen sein, dass man eine klare Entscheidung treffen und dabei bleiben kann. Dass man all die Zuneigung zum Anderen tragen kann, und trotzdem die Entscheidung des neuen, eigenen Weges für sich selbst trifft. In diesem Post vor ein paar Wochen brachte @angeladoe die Position des Verlassenden so einfühlsam und treffend zu Wort. Und zeigte, dass man viel zu selten die Sichtweise des Verlassenden hört.
Dabei hilft genau das meiner Meinung nach am besten bei Liebeskummer und der Verarbeitung einer Trennung im Guten: den Anderen in seinen Bedürfnissen und Beweggründen wirklich zu verstehen. Und auch in jeder Beziehung kann ein offener Umgang mit der Option, im Zweifel auch frei zu sein zu gehen, helfen, die Bedürfnisse beider so gut verstehen zu können, dass eine Trennung gar nicht sein muss.
Hier kommen 5 Geschichten von euch Leserinnen, in denen ihr selbst die Person wart, die geht:
Marie, 28
Wo fängt man an, wenn etwas aufhört?
Unsere Beziehung jedenfalls hat sich langsam ergeben. Erst waren wir Freunde, die die gleiche Interessen und den Humor teilten. Irgendwann hat sich irgendwie irgendwas in unserer Freundschaft verändert und wir waren nicht mehr nur Freunde. Dann war es irgendwann irgendwie offiziell und wir in einer Beziehung, und genauso schnell hat sich unsere Beziehung dann auch in eine Fernbeziehung verwandelt.
Während dieser vielen Prozesse gab es immer diese besondere und einfache Verbindung zwischen uns. Es schien immer leicht, unkompliziert und gut. Doch das ganz große Gefühl war nicht da. Lange habe ich gedacht und gehofft, dass dieses große Gefühl mit der Zeit kommt. Mit der Zeit, die wir zusammen verbringen und und uns noch besser verstehen.
Irgendwann hat sich ein Druck aufgebaut, den ich nicht zuordnen konnte. Ich bin ein ziemlicher Kopfmensch, das wurde mir hier nochmal deutlich, denn Gefühl trotzt Kopf. Mein Kopf hat gesagt, es passt wunderbar, du musst es nur doll genug wollen. Aber der Druck hat sich irgendwann in einen Kloß im Hals verwandelt.
Letztendlich haben Gespräche mit Freundinnen geholfen. “Go for the big feelings!”, bleibt mir im Kopf.
Die Entscheidung selbst war geprägt von der Angst, ihn zu verletzen, Angst, einen guten Freund zu verlieren, Angst, einen Fehler zu machen. Die Entscheidung zu treffen dauert jetzt schon lang, aber die Sorge ihm etwas vorzuenthalten wiegt zu schwer und der Schlussstrich wird gezogen. Die Ängste werden gerade real, und doch ist der Kloß im Hals kleiner geworden.
Hannah, 32
Wir waren schon mal vor zehn Jahren während unseres Studiums zusammen. Er hatte sich dann damals sehr egoistisch verhalten, für Männer in dem Alter typische Themen wie „ich will mich nicht binden“, „ich will mich ausleben“. Wir hatten dann eine On-Off-Zeit und auch in den vergangenen Jahren immer mal wieder Berührungspunkte. Er hat wohl gemerkt, welchen (sein O-Ton) Fehler er damals gemacht hat, mich wegzuschicken, und hat immer wieder mal den Kontakt und die Nähe gesucht. Doch ich habe schnell immer wieder zugemacht und abgeblockt, weil die Verletzung von damals noch zu tief saß. Und bei jeder Kleinigkeit, die er in meinen Augen falsch gemacht hat, schloss ich sofort den Türspalt wieder.
In der Corona-Anfangszeit habe ich ihn dann betrunken kontaktiert. Wir konnten über alles, was schief gelaufen ist, sehr offen reden. Und kamen letztlich auch wieder zusammen.
Gerade anfangs hatten wir viele vergangenheitsbedingte Reibungspunkte, aber haben versucht, Wege zu finden, diese zu überwinden. Trotzdem: Dauerchallenges waren insbesondere für mich:
- Fernbeziehung, in der wir uns wenig sahen – maximal einmal pro Monat
- Sehr unterschiedliche Tagesrhythmen, Nacht- vs. Tagmensch, was in Kombi mit einer Fernbeziehung super hart ist
- Unterschiedliche Einstellung zum Thema Arbeit und Work-Life-Balance
Mir ging es dann Anfang 2021 emotional und physisch eine Zeit lang nicht gut, ich fühlte mich kurz vor einem Burn Out, was auch für die Beziehung nicht einfach war. Wir hatten dann auch wenig bis keinen Sex mehr. Anfangs, weil ich aufgrund meiner „eigenen“ Probleme emotional nicht bereit war, was er wiederum nie verstehen konnte. Später dann, weil ich mich von ihm unterbewusst unter Druck gesetzt gefühlt, aber mich sicher auch selbst unter Druck gesetzt habe. Gleichzeitig haben wir uns im letzten Jahr immer mehr auseinandergelebt. Von uns beiden kam zu wenig Initiative.
Ich bin dann im August in eine neue, großartige, größere Wohnung gezogen, die perspektivisch für uns beide reichen sollte. Das hat mir wahnsinnig gut getan, neuen Aufwind gegeben.
Ich habe gemerkt: Ich bin sehr glücklich. Und: Ich bin glücklicher allein, als mit ihm.
Im Herbst hatten wir dann ein Krisengespräch, weil wir beide merkten, dass sich was ändern muss. Unser Credo war: Wir sind beide nicht glücklich und müssen mehr gemeinsame Momente schaffen, um uns wieder näher zu kommen. Unterm Strich hat das aber nicht geklappt. Es kam von uns beiden zu wenig Initiative. Bei mir fühlte es sich an, als wäre da eine innere Hürde. Wenn wir dann zusammen waren, war es meist super angespannt.
Ich habe mich wahnsinnig unwohl gefühlt, unter Druck, unter Beobachtung. Nicht wie ich selbst.
Wir haben dann im Dezember beschlossen, dass wir nochmal reden müssen, wollten uns an Weihnachten sehen. Kurz vor Weihnachten rief ich ihn dann an und sagte, dass ich das nicht kann. Ich kann kein Weihnachten spielen, seine Familie sehen und er meine. Und ich sagte ihm, dass ich keine Zukunft für die Beziehung mehr sehe.
Die Trennung an sich war sehr „erwachsen“, wenn man das so sagen kann. Er hätte uns noch eine Chance geben wollen, hat dann aber auch gesehen, dass wir die letzte schon nicht genutzt haben. Wir haben über die für uns noch offenen Fragen und Probleme gesprochen. Und ich habe eine klare Grenze gezogen, dass ich all das nur im persönlichen Gespräch mache und keinerlei „emotionale“ Kommunikation aka Vorwürfe machen über WhatsApp will. Das hat dann auch gut für mich funktioniert.
Natürlich war es traurig. Traurig, weil wir schon so viele Chancen hatten, weil wir ja doch irgendwie immer wieder zueinander gefunden haben.
Weil man doch nie ohne den anderen konnte. Weil man deswegen dachte: Das ist DIE Person.
Aber das waren wir nicht füreinander. Die Gegensätze waren zu groß und wir konnten uns auf Dauer nicht in der Mitte treffen.
Der Prozess der Trennung hat mich wahnsinnig viel Kraft gekostet. Und auch, wenn es für einen Moment sehr schmerzhaft war, bin ich jetzt unfassbar erleichtert, froh und glücklich. Ich bereue es nicht. Ganz im Gegenteil. Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habt und bin mir derer bewusst. Ich weiß, bei welchen Themen ich auch mal nicht aus meiner Haut kann. Was für mich aber auch NoGos sind. Und, was mir in einer Beziehung wirklich wichtig ist.
Ich bin aktuell tatsächlich so glücklich wie seit über einem Jahr nicht.
Helena, 36
Wir haben uns Anfang 2020 über Tinder kennen gelernt. Ich war 35, er 37 Jahre alt. Erstmal war er so gar nicht mein klassisches Beuteschema. Er war lustig, fröhlich, kindlich und trotzdem mit den gleichen Werten aufgewachsen wir ich. Ich wollte dem Ganzen eine Chance geben, weil ich aus alten Gewohnheiten und festgefahrenen Systemen raus wollte.
Er muss ja nicht der toughe, stabile Fels in der Brandung sein. Das kann ich auch sein.
Beim ersten Date im März 2020 standen wir dann vor der Frage: Schon Treffen oder erstmal Lockdown und abwarten. Doch wer weiß, ob das dann noch was wird, wenn wir jetzt nochmal 14 Tage überbrücken müssen. Oder noch länger! Es wusste ja niemand, wie lange uns diese Corona-Sache begleiten würde. Also trafen wir uns, verlagerten das erste Treffen zu mir nach Hause und beschlossen ganz spontan, dass wir jetzt mal so tun, als wären wir ein „Knuddelkontakt“ für die bevorstehende Zeit.
Dass wir beide vor nicht allzu langer Zeit einen Verlust im nahen Familienkreis erlitten hatten, an dem wir beide noch arbeiteten, war gleich zu Beginn Thema. Dass wir sehr früh über solche tiefen Themen reden konnten, hat mich dazu bewegt, mich für eine Beziehung zu öffnen, trotz der Unsicherheiten und Ängste, die ich hatte. Er war super verständnisvoll, wir gingen das Ganze langsam an und ich fühlte mich richtig wohl. Während ich erst so unsicher war, ob ich die Beziehung will, war ich nun diejenige, die sich voll auf die Beziehung einließ.
Während der Corona-Zeit war es wunderbar, jemanden zu haben. Der gemeinsame Rückzug war schön, die vielen Einschränkungen waren leichter auszuhalten, weil wir richtig viel Zeit hatten uns kennenzulernen, zu reden, gemeinsame Hobbys zu entwickeln und herauszufinden, wie wir gemeinsam sind. Dinge als Paar zu tun habe ich sehr genossen.Dadurch fand ich auch die Kraft, meinen lang anstehenden Jobwechsel anzugehen und mich für zwei Monate mit dem Bulli auf Deutschlandreise zu begeben.
Persönlich habe ich mich durch die Sicherheit der Beziehung immens weiterentwickeln können und die Gedanken an eine mögliche Zukunft wurden bei mir immer klarer. Mit ihm zusammen. Oder auch alleine. Auf jeden Fall wollte ich mich weiterentwickeln und weiterbewegen.
Immer wieder habe ich das Thema Familiengründung und gemeinsam Wohnen angebracht, und mich immer wieder mit allgemeinen Aussagen oder nichtssagenden Gesprächen ohne Ergebnis zufrieden stellen lassen. Vorschläge meinerseits, wie wir einen gemeinsamen Weg angreifen könnten, verliefen im Sand.
Ich bekam ihn nie zu einer klaren Aussage und es gab keinen klaren Plan.
In der Vorweihnachtszeit ab November 2021 hatte ich erstmals das Gefühl, dass ich das so nicht mehr will und kann. Ich habe den Druck auf ihn immer mehr erhöht mit dem Wunsch nach einem Gespräch, mit Vorschlägen, wie wir mal probehalber zusammen ziehen könnten. Ich wollte ihm zeigen, dass wir das schaffen können, dass ich die Kraft investieren will, damit das gut wird.
Ich war überzeugt, dass das gut werden kann. Ich wollte mich bewegen und ihn mitnehmen.
Im Zweiwochentakt konfrontierte ich ihn mit meinen Wünschen und Vorstellungen für meine Zukunft und wie er dazu steht. Er meinte: „Ja, lass uns das probieren, aber ich weiß nicht, ob das dann auch was für die Zukunft ist. Das kann ich dir nicht sagen.“ Von ihm kam keine Initiative. Und er fühlte sich richtig wohl in der Situation. Für ihn war alles gut, und er wollte auch nicht mehr investieren. Er war einfach nicht so weit wie ich.
Doch ich wollte nicht in etwas Ungewisses investieren, was dann nach zwei Jahren doch scheitert. Die Zeit haben ich und meine Gebärmutter nicht mehr.
Vor vier Wochen habe ich ihn dann vor die Entscheidung gestellt. Die Grundfrage war am Ende: Kannst du dir vorstellen, Vater zu werden, oder nicht? Er konnte die Frage nicht beantworten. Das das war dann für mich der Punkt, an dem ich die Beziehung nach langem Überlegen beendet hätte. Er erbat sich aber nochmal einige Tage Bedenkzeit, ich räumte sie ihm ein.
Beim letzten Gespräch hat er dann endlich begriffen, um was es geht. Eie sehr es mich belastet, in der Schwebe zu sein und von ihm im Ungewissen gehalten zu werden.
Ich wollte ihm so sehr die Türe offen halten. Durchgehen sollte er aber selber. Und das tat er nicht.
Er blieb gefühlt immer im Rahmen stehen. Kein Vor und kein Zurück. Vor einer Woche haben wir die Beziehung beendet. Auf den letzten Metern hat er dann doch begriffen, dass er Position beziehen muss. Ich bin froh, dass ich die Entscheidung nicht ganz allein getroffen habe und er zumindest verstanden hat, was unser Dilemma war.
In der Verarbeitung falle ich immer wieder zurück in alte Muster und es kommen Gedanken wie: „Naja, vielleicht klappt es ja doch! Ruf ihn an. Hol ihn dir zurück. Vielleicht ändert er ja seine Meinung doch noch.“
Es ist echt hart, nicht auf die Stimme im Kopf zu hören, sondern sich auf die Gründe zu besinnen, warum ich die Entscheidung so getroffen habe. Die Gefahr, die ganzen Beweggründe zu vergessen und die Konflikte im Nachhinein zu verklären, ist bei mir gerade riesengroß. Den Fragen aus meinem Umfeld will und kann ich mich noch gar nicht stellen. Zu erklären, warum es aus ist, ob es doch an mir lag, was denn falsch lief, warum ich das jetzt so entschieden habe macht mir eine Riesenangst. Deshalb ist die Info auch noch nicht bei allen angekommen.
Ich versuche, das irgendwie langsam und bewusst zu machen. Jedes Schreiben oder Sprechen darüber, macht es noch realer und das halte ich gerade nur in Portionen aus. Dass ich gerade krank zu Hause bin, gibt mir die Möglichkeit, mich um mich selbst zu kümmern und einfach mal nicht funktionieren zu müssen. Das fühlt sich richtig an.
Telefonate mit Freundinnen und meinen Schwestern, malen, diesen Text hier zu schreiben helfen mir sehr.
Ich stecke noch mitten in der Verarbeitung, deshalb kann ich das Ganze noch nicht mit Abstand betrachten. Und hoffe, dass es bald besser wird.
Meine Entwicklungsschritte, die ich persönlich gemacht habe, will ich nicht wieder verlieren. Und daran arbeite ich.
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Amelie, 32
Den Gedanken, mich trennen zu müssen, hatte lange Zeit nicht wahrhaben wollen und mich dagegen gewehrt. Indem ich so tat, als wäre alles okay. Dass mein Ex-Partner das natürlich irgendwann gemerkt hat, überrascht nach fast zehn Jahren Beziehung nicht. Die Gründe, warum ich mich so lange gegen die Gedanken an eine Trennung sträubte, waren vielfältig: Eir sind schon so lange zusammen, haben so viel zusammen erlebt, sind ein gutes Team. Iich kann mich doch nicht trennen. Mit diesen Gedanken lag ich literally neben ihm im Bett. Und gleichzeitig wusste ich es tief in mir schon, dass irgendwas zwischen uns vorbei ist.
Das Tückischste finde ich, sich zu lösen. Nach so einer langen Beziehung habe ich den Menschen immer noch geliebt. Auf eine andere Art und Weise aber nun, nicht als romantischer Partner an meiner Seite, vielmehr als Mensch, der mit mir so viel im Leben geteilt hat, mich unterstützt hat.
Und dass ich diesem Menschen mit meinen Gefühlen, die ich mir auch nicht erklären kann, das Herz brechen werde, tat mir unfassbar weh. Doch die romantische Anziehung war auf einmal weg. Ganz plötzlich tatsächlich.
Wir lebten damalsm nach acht Jahren fast Tür an Tür und Jugendbeziehung, plötzlich in einer Fernbeziehung. Für uns beide waren wir die erste große Liebe. Die Überführung von der Jugendliebe in die erste auf die Zukunft ausgerichtete Beziehung haben wir aus meiner Sicht nicht geschafft. Auch aufgrund eines großen Kommunikationsproblems. In der neuen Situation entfernte ich mich damals Schritt für Schritt von ihm, und veränderte mich gleichzeitig selbst.
Wir haben letztendlich lange gebraucht, uns voneinander zu lösen, da wir füreinander einfach starke Bezugspersonen waren. Am Ende habe ich jemanden kennengelernt, was das endgültige Ende der freundschaftlichen Beziehung markierte. Bis wir uns nach einigen Jahren wieder gut verstanden.
Ich habe vor meinem Ex-Partner noch unglaubliche Achtung und Respekt. Er war ein toller Mensch und ist es, soweit ich ihn eben noch kenne, jetzt es immer noch. Und ich bin sehr dankbar für alles, was wir erleben durften. Wir haben uns nie verstellt, sind auch als Paar immer wir selbst geblieben. Irgendwann war unsere Zeit einfach nur vorbei.
Es ist allerdings ein großer Irrglaube, dass die Person, die sich trennt, nicht leidet.
Das ist völliger Quatsch. Es verändert sich ja für beide das ganze Leben, alles wird anders, neu und ungewiss. Selbst wenn man sich trennt und sich frei fühlt, muss man sich auch erstmal mit der neuen Situation, in der man ist, zurechtfinden. Und das kann sehr aufwühlend sein. Auch, wenn man derjenige ist, der geht, ist das Ganze mit Traurigkeit und Unsicherheit verbunden.
Joanna, 28
Ich war in den meisten Fällen diejenige, die die Beziehung beendet hat. Keiner meiner Exfreunde war gewalttätig oder in irgendeiner extremen Form schlecht zu mir. Und nach jeder Trennung kamen auch bei mir wahnsinnige Selbstzweifel.
Ich fragte mich, was denn mit mir nicht stimmt, dass ich Beziehungen nicht „aushalte“, nicht glücklich bin.
Und ob das ein Zeichen ist, wenn es mir nach dem Ende so gut geht. Ob ich dafür bestimmt bin, alleine zu bleiben. Es gilt auf jeden Fall auch für den Verlassenden, dass da ein ganzes, tief aufwühlendes Gedankenkarussel losgeht.
Die Gründe, warum ich gegangen bin, waren ganz unterschiedlich. Die meisten Trennungen fühlten sich für mich an wie eine Erleichterung. Weil ich in der Beziehung das Gefühl gehabt hatte, ich bekomme nicht die Liebe und Zuneigung, die ich brauche. Das habe ich – als selbstbewusste Frau die ich bin – immer sehr eingefordert und da auch nicht locker gelassen. Und wenn ich dann frustriert war, habe ich das beendet.
Man muss im Nachhinein sagen, dass ein bisschen Luft reinzubringen in das Ganze oft schon viel gebracht hätte. Bei einem Partner war es eher ein Erdrückt-werden mit seiner Zuneigung. Da wurde ich auf ein Podest gestellt, und dass er nie Kontra gab, hat mich so wütend gemacht und frustriert, dass ich frei atmen musste.
Man kann bei all meinen Trennungen sagen, dass das Gefühl der Erleichterung allein davon kam, dass mein eigener Kopfstress nicht mehr da war. Ich baue mir während einer Beziehung so unfassbar viel Druck auf und habe immer das Gefühl, ich muss an gewissen Stellschrauben drehen.
Diese Kopffreiheit nach einer Trennung hat bisher immer erleichternd gewirkt. Das genieße ich dann erstmal eine Weile. Und dann kommen die Selbstzweifel, warum ich wegen solchen „Nichtigkeiten“ einen so guten Menschen gehen lassen konnte. Das hält dann wiederum eine Weile an.
Erst nach langer Zeit macht das immer alles Sinn. Aber ich muss gestehen, dass ich mit jeder Beziehung mehr und mehr versuche, diese Unsicherheiten auszuhalten und zu ertragen. Weil ich mir nichts vorwerfen mag, wenn ich diejenige bin, die geht. In meiner letzten Beziehung wollte ich diese Person allerdings so sehr nicht sein, dass ich einen anderen Fehler gemacht habe. Und mich ihm gegenüber ungut verhalten habe, in der Hoffnung, er ist selbst derjenige, der geht und es beendet.
Eine Antwort zu “Eine Beziehung beenden und den Partner verlassen: 5 Frauen erzählen davon, diejenige zu sein, die geht”
Toller Artikel. Es kann ziemlich schwierig sein, eine Beziehung zu beenden. Vor allem, wenn man schon lange Zeit zusammen ist und Kinder mit im Spiel sind.
Finde die jeweiligen Erzählungen wirklich interessant. Weil sie auch einfach so persönlich sind.
Danke dafür :)