Ausstellung: They call them Refugees @ THE STU
Sie nennen sie Flüchtlinge. Die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, um zu überleben oder ein normales Leben zu führen, ohne täglich von der Angst getrieben zu sein. Wir, unsere Bürogemeinschaft THE STU, nennen sie Abolfazl, Behnam, Hossein, Ibrahim, Kourosh, Mostafa, Samir, Taiwoayo und Tarek – neun Bewohner des Flüchtlingheimes neben unserem Büro. Sie sind unsere Nachbarn und wir wollten sie kennenlernen. Wir fingen an, uns regelmäßig zu treffen und über unsere Leben zu sprechen. Sie erzählten uns viel von ihrer Geschichte, wieso sie flüchten mussten und über ihre Hoffnungen und Träume in Deutschland. Dem Bürokratie-Terror, dem sie tagtäglich ausgesetzt sind und der Herausforderung der nicht vorhandenen Privatsphäre in den Heimen.
Foto: Abolfadzl
Tarek ist Journalist aus Syrien. Er hat gut verdient und hatte Chancen auf eine Karriere. Als der Krieg in Syrien ausbrach, wurde er verfolgt, obwohl er sich nicht politisch einsetzte. Er lebte mit seiner großen Familie in einem Haus – nach und nach brachten Soldaten seine Familienmitglieder um, ohne nennenswerten Grund. Tarek verstand die Welt nicht mehr. Er erzählte mir, wie er eines Abends in seinem Zimmer im ersten Stock saß und aus den Schlitzen der Jalousien heraus spähte. Alles zerbombt, auf den Straßen lagen die Trümmer, die Soldaten marschierten auf und ab, die Bomben fielen in regelmäßigen Abständen und diese Angst. Diese Angst, dass eine Bombe womöglich das eigene Haus treffen könnte. Dass die falsche Person vor der Tür stehe, die einen am Morgen und dem ersten Kaffee einfach so erschoss. Tarek kümmerte sich um seine alten und kranken Eltern, bis ihn sein Vater an jenem Abend überredete, sein Land zu verlassen. Tarek wehrte sich, bis ihn der Punkt überzeugte, dass er den Teil der Familie mit seiner Flucht eventuell damit retten könnte, nicht auch noch zu sterben. Sein kleiner Bruder blieb bei seinen Eltern – er ist Gärtner und hat somit gute Chancen, nicht grundlos umgebracht zu werden. Tarek packte einen kleinen Rucksack mit den wichtigsten Sachen; Hauptsache wenig Gepäck. Er ging in dieser Nacht los, wusste nicht so recht wohin und brauchte sieben Monate, um sein Ziel zu erreichen. Auf der Reise verlor er seinen Rucksack, er kam an mit nichts mehr, außer seinem Namen. Und seinem Humor: Tarek und ich verstehen uns fantastisch. Er ist einer der positivsten Menschen, die ich kenne und er schafft es immer, mit seiner charismatischen Präsenz den Raum zu erhellen und alle zum Lachen zu bringen. „Ich bin glücklich, dass ich hier bin“, hat er mir gesagt, obwohl er momentan weder arbeiten darf, noch aus dem überfüllten Flüchtlingsheim ausziehen. „Ich will mich nicht beschweren, ich bin so dankbar, dass ich es geschafft habe“. Tarek telefoniert täglich dreimal mit seiner Familie um sich zu versichern, dass sie noch leben.
Seine Geschichte und die vieler anderen haben wir bildlich und in Form von Text für unsere Ausstellung am 1. Juli kuratiert. Eine Ausstellung mit Fotos vor, während und nach der Flucht von Abolfazl, Behnam, Hossein, Ibrahim, Kourosh, Mostafa, Samir, Taiwoayo und Tarek für uns.
Foto: Abolfadzl
Wir freuen uns über jede Person, die Interesse hat, die Geschichte unserer neuen Nachbarn kennenzulernen!
Abolfazl, Behnam, Hossein, Ibrahim, Kourosh, Mostafa, Samir, Taiwoayo und Tarek
@ FARBENLADEN
VERNISSAGE 01.07.16
16-22H
02.07-03.07
11-16H
Eine Antwort zu “Ausstellung: They call them Refugees @ THE STU”
[…] mit unseren Büro-Freunden und den Flüchtlingen aus dem Wohnheim neben uns umgesetzt haben. Mehr Infos dazu findet ihr hier – Amelie, Milena und ich freuen uns, wenn ein paar Münchner von euch heute Abend oder auch am […]