Arbeitszimmer-Makeover: Von Daybeds, eigenen Zimmern und einem neuen Regal

4. Mai 2022 von in

Vor ein paar Jahren schrieb ich für ein Print-Magazin einen Artikel über verschiedene Frauen, die ihr ganz eigenes Zimmer haben. Eigentlich keine allzu erwähnenswerte Sache, möchte man meinen. Doch je älter man wird, desto häufiger findet man sich in Lebensgemeinschaften wieder, in denen man genau diesen eigenen Rückzugsort eben plötzlich nicht mehr hat. Paare ziehen zusammen und haben meist ein gemeinsames Schlafzimmer, das Wohnzimmer wird genauso geteilt, und ein eigenes Zimmer zum Arbeiten zu haben ist schon großer Luxus. Ein Zimmer, in das man sich zurückziehen kann, das nur einem selbst gehört, das man nicht teilt und dessen Tür man einfach schließen kann, wird spätestens mit Kindern ziemlich selten.

Als ich vor fünf Jahren in diese Wohnung gezogen bin, hatte ich davor mit einer Unterbrechung acht Jahre lang alleine gewohnt. Und war unglaublich dankbar, dass die Suche nach einer 3-Zimmer-Wohnung in einer 4-Zimmer-Wohnung geendet war, in der die Zimmer zwar alle eher klein sind, man dafür aber überall die Tür zumachen und einfach für sich sein kann. Und das abgelegenste Zimmer, durch das man nur durch das Schlafzimmer gelangt, wurde zu meinem ganz eigenen Rückzugsraum. Zu meinem Arbeitszimmer, in dem ich endlich genug Platz für alles hatte, und in dem ich bis heute nichts von allem mitbekomme, was sonst in der Wohnung los ist.

Am Wichtigsten war mir beim Einzug eines: endlich genug Stauraum für all meine Taschen, mein Arbeits-Equipment, meine Beautyprodukte und all die Dinge zu haben, die mir so zugeschickt werden. Also baute ich gleich drei Regale auf, und war tatsächlich erstmal sehr zufrieden mit so viel Verstau- und Abstellfläche.

Doch dann zog vor einigen Monaten mein Freund ein, und aus dem vierten Zimmer, das zwischenzeitlich ein WG-Zimmer gewesen war, machten wir ein zweites Arbeitszimmer. Nicht nur mit einem Schreibtisch, sondern auch mit dem ehemaligen Wohnzimmersofa, dass das zweite Arbeitszimmer zu so viel mehr machte als nur einen Raum zum Arbeiten. Das Sofa machte das Zimmer zu einem wirklichen Rückzugsort, an dem man sich gerne aufhält. Zeitung liest, die Tür zumacht, auch mal auf dem Sofa arbeitet.

Plötzlich wollte ich nur noch in diesem Zimmer arbeiten, statt in meinem eigenen. Und merkte plötzlich, ich brauche eine Veränderung. Ein Arbeitszimmer, in dem ich mich genauso wohlfühle, in dem ich mich auch aufhalten will, wenn ich nicht arbeite. Das noch gemütlicher und dadurch noch mehr zu meinem ganz eigenen Zimmer werden soll.

Der erste Schritt war das neue Regal. Die alten Ikea-Fjälkinge-Regale mochte ich zwar sehr, durch die geringe Höhe und die großen Fächer waren sie aber letztendlich unpraktisch. In das neue Wandregal mit Zwei-Meter-Brettern passt alles, was davor in drei Regalen stand. Und die luftige Hängung gefällt mir sehr viel besser. Es besteht ganz klassisch aus drei Wandschienen aus dem Baumarkt und Vollholzbrettern, und ich liebe diese flexiblen Regalkonstruktionen, in denen man die Fächer auch im Nachhinein noch größer oder kleiner machen kann.

Durch das neue Regal wurde am Fenster jetzt also ganz ungewohnt viel Platz frei, und genau hier sollte das einziehen, was den Raum für mich grundlegend verändert: eine Sitzgelegenheit. Nur was für eine, das überlegte ich ewig. Ein Sessel ist für mich zu ungemütlich, wenn es in anderen Räumen Sofas gibt, zieht es einen dann doch eher dort hin. Ich wollte aber gerade in meinem Zimmer eine Sitzgelegenheit, auf der man sich wirklich gemütlich ausstrecken oder sogar mal schlafen könnte. Ein schmales Bett kam mir in den Sinn, was aber etwas zu lang für die Ecke gewesen wäre und natürlich auch ganz anders aussieht, als ein schöner Sessel. Also ging meine Suche in Richtung Recamièren und Daybeds, und ich konnte mich ewig nicht entscheiden – bis ich auf die Idee kam, das ehemalige Wohnzimmer-Ecksofa ganz einfach aufzuteilen. Tatsächlich passt das lange Element, auf dem wir eh nie saßen, perfekt in die neue Ecke meines Zimmers. Und beide Teile bilden jetzt jeweils Recamièren, die von der Größe her genau richtig in die Zimmer passen.

Zuerst war es nur ein Versuch, um mal zu sehen, wie eine kleine Daybed-Sofa-Sitzgelegenheit in meinem Zimmer aussieht. Aber dann gefiel es mir so gut, dass das neue Daybed auf jeden Fall erstmal bleiben wird. Nur eines weiß ich noch nicht genau: ob der Schreibtisch mit Blick zur Wand, das Fenster im Rücken stehen soll, oder im Raum mit Blick aus dem Fenster und in den Raum hinein. Nach Feng Shui ist der Blick in den Raum mit Wand im Rücken immer die beste Lösung, und auch das Licht soll nicht von hinten kommen. Gleichzeitig sieht der Raum natürlich offener aus, wenn der Tisch zum Fenster steht. Sagt mir doch einfach mal, was euch besser gefällt – und ob ihr auch einen Raum nur für euch selbst habt.

Seit der Veränderung liebe ich mein Zimmer noch mehr als je zuvor, und lege mich ständig auf das neue Daybed. Hier komme ich endlich wieder richtig zum Zeitunglesen, und hier kommt mehr Ruhe als sonst irgendwo in der Wohnung über mich. Noch nie habe ich so intensiv gespürt, wie gut ein eigenes Zimmer tun kann. Und hoffe, dass ich diesen Rückzugsort immer bewahren kann – das kleine Zimmer am Ende der Wohnung, das jedem Ruhe schenkt, der es betritt.

 

 

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3 Antworten zu “Arbeitszimmer-Makeover: Von Daybeds, eigenen Zimmern und einem neuen Regal”

  1. Danke für den Artikel! Ich muss schon wieder die Frage nach dem Teppich stellen (rund, unter deinem Schreibtischstuhl, überlebt er das Rumrutschen mit dem Stuhl darauf und woher ist er?). :) LG, Anna

    • Liebe Anna, ich glaube, den habe ich damals bei Westwingnow gekauft – such einfach mal nach Juteteppich rund. Auch hier habe ich eine Teppich-Antirutschmatte druntergelegt, dann kann man auch mit dem Stuhl rumrutschen :) Ich hebe den Stuhl aber meistens dabei schon ein bisschen an, damit er den Teppich nicht kaputtmacht.

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