Amelie in Kenia: Part 2 – Kulturschock und Elefanten

30. Juni 2017 von in ,

Amelie machte eine achttägige Pressereise mit Tourism Board durch Kenia. Eine Geschichte in 3 Teilen.

– Hier geht’s zu Teil 1 –

Weißt du, wie es sich anfühlt, wenn du nicht mit dem Auto weiterfahren kannst, weil ein Elefant / Zebra / Büffelherde / Löwe / Giraffe deinen Weg versperrt? Ich auch nicht, bis wir den Tsavo Nationalpark betreten, der unser Aufenthaltsort für die kommenden vier Tage sein soll. Ich sitze mit zwei Presseleuten im Auto, Eppi von Tourism Board und unserem Fahrer Tim.

Wir sind ein Team, auch wenn es sich noch nicht so anfühlt. Tim öffnet nach einer zähen, fünfstündigen Fahrt ab Eintritt des Nationalparks das Dach seines Vans und lässt uns neugierig herausluhren. Unsere erste Safari beginnt. Ziel: Satao Camp. Unser Schlafdomizil für zwei Nächte – mitten im Tsavo Park Ost. Ich bin überwältigt und drücke ununterbrochen nervös auf meine Kamera, mache Instagram-Stories, die ich im Wi-Fi Bereich unseres Camps abschicken werde. TIERE, LEUTE!!!!!! SO VIELE TIERE!!!!!

Ich kann das alles nicht fassen. Die Zebras, wie sie in ihrer Herde chillen. Die Elefantenfamilien. Da drüben eine riesige Büffelherde. What. The. Fuck. Wir kommen am Nachmittag im Satao Camp an. Es besteht aus ungefähr zwanzig ziemlich geräumigen Zelten, die kreisförmig um das Camp herum aufgebaut sind. Ganz vorne befindet sich ein Aussichtsturm, der einen perfekten Blick auf eine nur wenige Meter entfernte Wasserstelle „vor unserer Tür“ liefert. Zebras, Elefanten und alle Tiere, die man sich vorstellen kann, machen dort ein bisschen Wellness. Gazellen und Affen hüpfen zwischen die Zelte hindurch.

Ich kann nur eines denken: „OH MEIN GOTT. INTERNET. INSTAGRAM. ICH MUSS DAS ALLES POSTEN. DAS GLAUBT IHR MIR NIE.“. „Our Wi-Fi is broke.“. Erfahren wir beim frühen Abendessen und beginnen somit unsere Influencer- und Presse-Reise zwei Tage ohne Internet.


Tiere, Tiere, Tiere, Presseteam, Safari, Tsavopark West, Tiere


Das nicht vorhandene Internet macht die Pressereise, die explizit für die Dokumentation unserer jeweiligen Portale geschaffen wurde, etwas absurd. Plötzlich sind wir keine zusammengewürfelten Fremde mehr, die „nur ihren Job machen“, sondern Privatpersonen, die ihre Euphorie über das im Kollektiv erlebte teilen.

Elefanten in unserem Camp. Um 17 Uhr geht die Abend-Safari los. Sarah und ich melden uns ab, weil wir ein paar Fotos schießen wollen, gerade eben schon eine Safari hatten und kurz die Erlebnisse der letzten Tage verarbeiten. Ich muss es nochmal sagen: Elefanten in unserem Camp. Ein Guide kommt um 17 Uhr zu uns und sagt, wir sollen jetzt mitkommen. Stimmung: geladen. Wir sind sauer und lassen uns widerwillig zum Eingang zerren. Josie sieht uns streng an „The others already left, we waited for you. You’re coming with us. Now.“, okay. Unangenehme Stille im Van. Wir verharren in einer Stunde angespannter Stimmung. Sarah und ich wollen im Erdboden versinken und werfen uns unsichere Blicke zu.

Um 18 Uhr fahren wir mitten in der Wüste auf ein Lagerfeuer zu, die anderen unserer Pressgruppe, erwarten uns schon auf Stühlen, die sich um das Feuer positionieren. Eine Bar ist aufgebaut. Josie grinst: „SURPRISE! Sundowner. You wouldn’t miss that.“, Josie liebt Überraschungen. Wir bekommen jeweils einen „Dawa“ in die Hand gedrückt, ein kenianisches Getränk, das ein bisschen schmeckt wie Caipirinha. Also geil. Jeder von uns trinkt gefühlte acht von den Dingern, während uns die Sonne am Horizont in majestätischem Rot verlässt.

Die Pressegruppe: betrunken. Glücklich. Herzlich. Wir machen Witze und ich fange an, jeden einzelnen zu mögen. Auch die, denen ich zunächst besonders skeptisch gegenüberstand. Das nicht vorhandene Internet zwingt uns dazu, zusammen zu wachsen, miteinander zu sprechen und die Erlebnisse im realen Leben zu teilen und nicht auf Social Media. Wir stolpern zurück ins Camp und bekommen je einen Guide zugewiesen, der uns mit Taschenlampe in unsere Zelte führt. Es ist stockduster und nachts können sich gefährliche Tiere vor unsere Nase verirren.

Ich lege mich erschöpft in mein Bett und versuche noch ein paar Minuten wach zu bleiben. Die Geräusche sind verrückt. Ein schallendes Durcheinander verschiedenster Tiergeräusche, die vor meinem Zelt stattfinden. Ich höre Elefanten, Warzenschweine, – Fuck, war das eben ein Löwe? (Ja.) Ich bin aufgeregt, doch die Erschöpfung siegt. Ich schlafe ein.


Sundowner, Inhaber des Tsavo Nationalparks, Satao Camp, Sonnenaufgang


5.50 Uhr. Ich stehe auf, gehe zum Ausblickturm und treffe mich mit zweien aus unserer Pressegruppe zum Sonnenaufgang. „Na dich hätte ich nicht mehr erwartet.“, sagt einer der beiden und grinst. Während des Sonnenaufgangs sehen wir Elefantenfamilien, Büffel- und Zebraherden, die sich beim Morgengrauen an der Wellness-Wasserstelle waschen. Unreal, kitschig, romantisch, wie immer. 

Der Tag besteht aus Safari, Safari, Safari. Wir sind den ganzen Tag draußen, pinkeln wenige Meter entfernt nebeneinander und verlieren jegliche Hemmung voreinander. Mein persönlicher Horror wird Realität, aber was soll man machen. Der Erste hat Scheißerei, ein paar Blähungen. Man spricht darüber beim Lunch. An schöne Outfits ist nicht zu denken, ich brauche einfach etwas, das die Mücken fernhält, mich vor der Sonne schützt und mich schnell hinter dem Van pinkeln lässt. Beim Abendessen sind ein paar schlecht drauf und müde. Es wird ein bisschen gestritten, ich versuche zu schlichten: „Reißt euch jetzt alle mal zusammen, wir haben noch drei Tage miteinander!“. Wir kommen uns zu nahe, es wird persönlich.

Ich gehe um 21 Uhr schlafen. Nächster Morgen. Wir kommen nach einer siebenstündigen Autofahrt im Tsavo Nationalpark West an. Müffelnd, erschöpft und vor uns ein riesiges Luxusresort vom Feinsten. Willkommen im Finch Hatton Luxuscamp MIT WI-FI. Wir sitzen beim Lunch, alle starren stumm in ihre Handys. Ich will meine Ruhe. Sarah und ich lassen das Abendessen ausfallen und atmen gemeinsam mit einer Flasche Wein auf meiner Terrasse mit völlig wahnsinnigem Blick durch. Tiergeräusche überall.


Safari, Tsavopark Ost, Finch Hatton Luxuscamp


Am nächsten Morgen haben sich alle akklimatisiert, und wir besuchen positiv gestimmt einen Massai Stamm. Massais führen ein nomadisches Leben und bleiben ihrer Tradition treu. Sie begrüßen uns singend und tanzend, und ich erfahre den ersten Kulturschock meines Lebens. Sie nehmen mich an der Hand, ich tanze mit ihnen und fühle in diesem Moment alles. Einfach alles zwischen Panik und Liebe.

Anschließend zeigen sie uns ihre Lehmhäuser, die aussehen, wie aus einem Bauernmuseum von vor 1000 Jahren. Da schlafen die. Wow. 15-jährige Jungs werden für ein Jahr in die Wildnis geschickt, sie müssen Löwen töten und überleben, wer lebendig zurückkommt, ist ein echter Mann und Massai. Frauen bauen die Häuser. Wir sind vielleicht eine Stunde dort, und die Gefühlswelle erschöpft mich vollkommen. Ich bin verdattert und weiß nicht, wohin mit mir. Ich breche für diesen Tag die letzte Aktion ab, atme durch und versuche zu verarbeiten, was wir alles in den letzten Tagen erlebt haben.

Luxus und Armut waren sich selten so nah. Ich kann das alles nicht glauben, so emotional kenne ich mich überhaupt nicht. Plötzlich ist schon der letzte Abend. Wir sitzen zusammen, reden über die Liebe, das Leben und Scheißerei. Am nächsten Morgen treten wir um 6 Uhr morgens die Rückreise an. 28 Stunden und die anstrengendste Fahrt meines Lebens.


Massai Stamm

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3 Antworten zu “Amelie in Kenia: Part 2 – Kulturschock und Elefanten”

  1. Wow! Ich habe die meisten Absätze grade doppelt gelesen und bin begeistert von deinen Fotos! Was für eine unglaubliche Erfahrung. Und schön, dass du so ehrlich schreibst, freue mich auf Teil 3.

    Lieben Gruß

  2. Atemberaubende Fotos hast du da geschossen, wow. Deine Erzählung hat mich ganz schön berührt. Diesen Zwiespalt zwischen Luxus und Armut, den du da beschreibst, kann ich nur zu gut nachvollziehen. Ich überlege die ganze Zeit, ob ich ein schlechtes Gewissen hätte, wenn ich so eine Reise unternehmen würde – so nach dem Motto „Da komme ich jetzt als wohlhabender Tourist in das Land, lasse mich unterhalten, plansche im Pool und kriege schon einen Anfall, wenn das WiFi einmal ausfällt.“ Auf der anderen Seite glaube ich auch manchmal, dass man sich in so einer Situation selbst kritischer hinterfragt, als es der Großteil der Einheimischen tut, die ja häufig wahnsinnig herzlich und kontaktfreudig auf einen zugehen. Hab mir dazu irgendwie noch keine richtige Meinung gebildet. Wie ging es dir damit?
    Auf jeden Fall: wahnsinnig toller Bericht. Weckt Sehnsucht, auch einmal aus seiner Komfortzone auszubrechen und auf Abenteuerreise zu gehen.

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