Amazed by: Die Konsumentin

11. Oktober 2017 von in

Wer bestimmt die Produktionsbedingungen, die Wegwerfkultur und den nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen? Wir selbst, die Konsumenten, denn die Nachfrage regelt das Angebot. Mit Die Konsumentin ist diese Woche ein neues Blogazine online gegangen, das sich genau dieser Verantwortung verschrieben hat: bewusster Konsum, Qualität vor Quantität, eine Absage an die Wegwerfkultur und ein Manifest für Bewusstsein, Hintergrundwissen und die Erweiterung des Horizontes. Die Macherinnen sind keine Neuen in der fair-fashion-Szene, Anna Kessel kennt man schon lange als Annakunstkind, zusammen mit der Grafikerin Esther Rühe wurde bisher auf dem Kunstkinder Mag geschrieben. Jetzt wollen die beiden mit ihrem Relaunch einen radikaleren Schritt in bewusstes Leben gehen und fordern: Konsumentinnen aller Länder, vereinigt euch! 

Auf Die Konsumentin gibt es jetzt schon einen großen Fair-Fashion-Guide, einen Fair-Label-Selbsttest, außerdem informative Artikel wie das textile know how, das natürliche und unbekanntere Materialalternativen wie Kork, Bambus oder Hanf vorstellt. Zum Launch des neuen Nachhaltigkeits-Portals gratulieren wir Anna und Esther jetzt schon ganz herzlich – und haben den beiden noch ein paar Fragen gestellt!

Die Konsumentin
Foto: Lena Scherer

Was steckt hinter Die Konsumentin – ihr seid auch schon ewig im Blogbusiness unterwegs, wie kam es zum Relaunch?

Anfang des Jahres, als wir auf der Berliner Fashion Week unterwegs waren und wieder einmal so viele tolle neue Gesichter im Ethical Fashion Bereich kennen gelernt haben stellten wir fest, dass wir ein wenig aus unserem Namen rausgewachsen sind. Die Namenssuche führte dann dazu, das Projekt “als Modebloggerinnen und leidenschaftliche Freizeit-Aktivistinnen ethische Mode zu propagieren” einmal ganz neu zu denken – also auch zu einer neuen Seite, die ein wenig magaziniger daher kommt. Was wir schon immer versucht haben? Eco Fashion und Fair Fashion als echte Konkurrenz, ästhetisch sowie bezahlbar, zur Fast Fashion ins kollektive Bewusstsein zu bringen. Was neu ist? Wir möchten den Fokus viel stärker auf die Leserin, also die Mode-Konsumentin ausrichten, und ihr ganz viele ästhetische Antworten für den Mode-Alltag bieten!

Was sind eure liebsten Fair Fashion Marken?

Im Bereich Streetwear, die es in puncto Coolness so richtig krachen lässt, auf jeden Fall das Amsterdamer Denim Label Kings of Indigo. Was junge Modelabels aus der EU angeht, sind wir der Dänin Signe Rødbro und ihrem Label By Signe verfallen, genauso wie dem Zürcher Eco Fashion Label Jungle Folk. In direkter Hamburger Nachbarschaft gibt’s außerdem das wunderbar bezahlbare junge Eco Fashion Label JAN N JUNE, das eine tolle sehr klare skandinavische Linie verfolgt. Und wenn es um die richtigen Eco Fashion Pioniere erster Stunde geht, die nebenbei bemerkt immer modischer werden… dann ist das ja wohl hessnatur

Wo kauft ihr selbst eure Kleidung, eure Lebensmittel und wie ist nachhaltiger Lebensstil finanzierbar?

Ehrlich gesagt kaufen wir schon immer fast ausschließlich Vintage Kleidung, da uns die Jagd nach Schätzen so gut gefällt. Für Basics und anderes gehen wir beide gern zu hessnatur. Und seit einigen Monaten, bzw. jetzt schon Jahren sind dann eben auch noch ein paar Lieblingslabel aus dem Fair Fashion Bereich dazu gekommen. Die Sachen kaufen wir meist über die Label selbst, da Fair Fashion vor allem offline noch immer schwierig zu finden ist. Aber es tut sich was in den Städten, was die ethischen Concept Stores angeht!

Dass wir Vintage zuerst genannt haben, beantwortet auch schon fast die Finanzierungsfrage: Insgesamt heißt es bei uns beim Kleiderkauf “Weniger ist mehr”, bzw. “Qualität statt Quantität” was die Basis Garderobe angeht. Den Modespaß haben wir dann mit Vintage Stücken, die ja meist sehr erschwinglich sind.

Ach ja, und Essen? Eine ganz schwierige Frage momentan, da wir im letzten Jahr ziemlich unstet gewohnt haben und arbeits- und studientechnisch viel gependelt sind. Heißt: viel Essen zu gehen anstatt zu kochen, und das mit ziemlich kleinem Portemonnaie. Ein heimlicher Traum ist es aber natürlich, auch im Bereich Lebensmittel endlich wieder ein wenig mehr Zeit und Gedanken zu investieren, gerade auch weil Esther einen Bio Laden im Bereich Kommunikation betreut. Momentan ist Wochenmarkt und eigens gebackenes Dinkelbrot aber ganz schön weit entfernt von unserem Lebensstil…

Wie setzt ihr selbst (sonst noch) Nachhaltigkeit im Alltag um?

Was für uns beide schon lange ein Muss ist, ist Naturkosmetik im Badezimmer. Mikroplastik muss einfach nicht sein, und neben der Umwelt freut sich auch die eigene Haut über natürliche Zutaten in diversen Badezimmermittelchen. Wenn es um Luxusartikel geht: Seit einiger Zeit haben wir beide ein Kleiderei-Abo und versuchen Kleidung zu leihen oder zu tauschen, anstatt ständig Neues zu kaufen.

Generell können wir beide aber glaube ich unterschreiben: Klein anfangen! Bei uns ist es vor allem das Projekt Mode und Kosmetik, während wir beim Essen und Reisen zum Beispiel momentan einfach nicht den Luxus (sprich: Zeit und Geld für Zero Waste Projekte, alternative Transportwege und und und…) finden, alles 100% richtig anzugehen. Je niedriger man sich aber die Ziele steckt, desto mehr Erfolgserlebnisse hat man… und damit kommt auch die Lust, weiter am eigenen ökologischen Fußabdruck zu arbeiten!

Was hat sich daraus für euch verändert?

Als allererstes müssen wir zugeben: Mit dem Projekt ausschließlich Fair Fashion zu tragen ist das Gut-gekleidet-sein erst einmal deutlich aufwendiger geworden! Genau das hat uns aber auch zum Relaunch des Magazins motiviert. Wenn wir schon so viel Energie ins Finden von guten modischen Antworten im Bereich Eco und Fair Fashion stecken, dann ist es ja umso sinnvoller, anderen mit dem eigenen Wissen den Einstieg in das Thema zu erleichtern!

Abgesehen davon haben wir über die eigene Mission so unglaublich viele tolle Menschen und Macher/innen kennenlernen dürfen… für die Herzlichkeit in der grünen und ethischen Szene sind wir heute wohl am aller dankbarsten!

Was sind eurer Meinung nach die am einfachsten lösbaren Probleme, wenn jeder nur Kleinigkeiten verändern würde?

Wir können’s immer wiederholen: Mit dem Motto “Weniger ist mehr”, und “Qualität statt Quantität” ist schon ganz schön was getan. Was der schnelle Konsum von billiger Mode mit der Umwelt anstellt ist uns noch mal richtig bewusst geworden, als wir neulich in einem größeren Projekt Altkleider in einer Hamburger Sammelstelle sortiert haben… das sind so unglaubliche Massen an Mode, die ja eigentlich kein Verbrauchsartikel sein sollte, die aber wöchentlich weggeworfen werden! Ich glaube solche Prinzipien wie die “Capsule Wardrobe”, die “5 Piece French Wardrobe” und das Investieren in qualitativ hochwertige Lieblingsstücke sind schon ein echter Anfang. Wenn das dann auch noch in “fair “geht, weil es immer tollere Alternativen gibt, oder immer mehr große Labels auf den Zug aufspringen besser zu produzieren: Perfekt!

Vielen Dank ihr beiden, herzlichen Glückwunsch zum (Re-)Launch und vielen Dank, das ihr die Blogosphäre mit eurem Magazin bereichert!

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3 Antworten zu “Amazed by: Die Konsumentin”

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