Das finde ich, im Hinblick auf die aktuelle Lage, gar nicht schlecht. Nachdem ich seit zwei Wochen im Grunde nichts anderes gemacht habe, als zu arbeiten, Sport zu machen, spazieren zu gehen, Filme und Serien zu schauen und Junkfood zu essen, ist eine To-Do-Liste und ein strukturierter Ablauf für mich so wichtig wie nie zuvor. An manchen Tagen fühle ich mich, als wäre ich nicht inmitten einer Ausnahmesituation. Denn manche Tage sehen bei mir tatsächlich genau so aus. Vor allem, wenn ich Homeoffice mache (meistens mache ich das montags).
Alles! Ist! Komisch! Tag 12 meiner Quarantäne
Ich habe es heute geschafft, zu duschen. Okay, das schaffe ich (bisher) glücklicherweise jeden Tag, aber ich würde lügen, würde ich sagen, dass ich es jeden Tag vor 12 Uhr mittags schaffe. Seit ungefähr zwei Wochen befinde ich mich in präventiver Quarantäne. Oder soll ich sagen, in dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“? Anders als in dem Film, in dem jeden Tag das gleiche passiert, versuche ich mich jedoch an den kleinen Dingen zu erfreuen. Zum Beispiel daran, dass ich heute bereits um 8 Uhr duschen war, mich arbeitsgerecht angezogen habe (also eine Jeans, statt einer Jogginghose) und ab 9 parat für die Arbeit war. Wie echte 9-5-Arbeiterinnen das eben machen. Es ist jetzt 11.30 und ich habe bisher:
- wie jeden Tag ungefähr drei Minuten mit meiner Oma telefoniert (hallo Oma, falls du das liest)
- mit meiner Mama und meiner Schwester im Gruppenchat geschrieben
- mit Milli auf WhatsApp über Liebe und Beziehungen gesprochen
- die Spülmaschine ausgeräumt
- geduscht
- eine Jeans angezogen (und andere Dinge)
- zweimal Kaffee gekocht
- einen Artikel geschrieben (diesen hier)
An anderen Tagen, insbesondere an den Wochenenden, ist jedoch gar nichts wie immer. Dann lasse ich mich von dem Strudel an Zweifeln, Panik und Frustration einsaugen, die mir solche Dinge zuraunen, wie: Was soll das alles. Wieso ziehst du dir überhaupt eine Jeans an. Ich vermisse ALLE. Mir ist langweilig. Wie lange muss das noch so sein. Wann fahre ich wohl wieder in den Urlaub. Spätestens bei dem allerletzen Gedanken knall ich mir aber selbst eine Moralwatschn ins Gesicht, denn schließlich habe ich es immer noch extrem gut. Wer bin ich überhaupt, dass ich mich an Banalitäten wie verdammt nochmal „Urlaub“ aufhänge? Was bin ich für eine gottverdammte Prinzessin auf der Erbse? Ich habe ein schönes Zuhause, den allerbesten Mitbewohner und Freund dieser Erde, liebe Freundinnen und eine Familie, die an mich denkt, auch wenn ich sie nicht physisch bei mir habe. An dieser Stelle kommt das Junkfood ins Spiel. Damit belohne oder tröste ich mich dann, weil ich kann. Meistens übrigens in Form von Nutellabroten (ja, plural und ja, echtes Nutella! Das habe ich zuletzt mit 11 oder so daheim gehabt.) und Kelloggs Frosties (same here).
Die meiste Zeit geht es mir aber ziemlich gut. Ich sehe diese Ausnahmesituation als Chance, eingefahrene Abläufe in meinem Leben zu verändern. Gerade vermeide ich beispielsweise Supermarktketten und unterstütze lokale, kleine Lebensmittelläden und Bäckereien. Die weniger wichtige Frage, die ich mir momentan stelle, ist: Steht mir wohl bunter Lidschatten? Vielleicht ist es an der Zeit, auch meine Beauty-Abläufe zu hinterfragen.
Außerdem nutze ich die Zeit für mich, trainiere das Alleinsein und versuche, mehr innere Ruhe und Ausgeglichenheit zu erlangen. Ich höre so viel Musik wie noch nie (insbesondere die Quarantäne-Playlists von Slimgirl Fat, Ebow und Senu). Außerdem nutze ich die Zeit für Sport. Sport hat mir schon immer geholfen, mich so richtig bei mir zu fühlen. Währenddessen, danach und überhaupt. Sport hat mir schon oft den Arsch gerettet. Seit ich in Berlin wohne, habe ich ihn aber vernachlässigt. Das hat spätestens jetzt ein Ende. Ich gehe ungefähr jeden zweiten Tag im Park laufen, um frische Luft zu inhalieren und mich in der Natur zu erden. In Zeiten der Isolation hilft mir nichts mehr, als Vitamin D in Form echter Sonnenstrahlen, das Geräusch von Vogelgezwitscher, Bewegung und sprießende Blumen. All das bekomme ich vereint beim Joggen. Ansonsten mache ich regelmäßig Home-Yoga auf diversen YouTube-Channels (mehr dazu bald).
Es ist jetzt 13.30. Zeit für mein 3. Nutellabrot. Heute Abend werde ich, um meiner neu entwickelten Nutella-Sucht entgegen zu wirken, eine Gemüsepfanne kochen und einen guten Film ansehen. Nun widme ich mich aber erstmal dem Nichtstun. Denn das mache ich auch ganz gut. Blöd schauen und herum sitzen. (Andere nennen es Meditation)
3 Antworten zu “Alles! Ist! Komisch! Tag 12 meiner Quarantäne”
Puh heut morgen mit ganz mieser Stimmung und eben jenen drückenden Gedanken aufgewacht, die du beschreibst. Danke also für den Artikel, da merke ich dann dass es nicht nur mir so geht :-)
Auf keinen Fall! Wir sitzen alle im selben Boot :). Ich hoffe, ich konnte deinen Tag etwas erhellen.
Liebe Amelie,
Ich bin etwas verwirrt: du schreibst du bist Quarantäne, schreibst aber auch du gehst regelmäßig im Park spazieren. Dann bist du ja aber nicht in Quarantäne, da es bei der (häuslichen) Quarantäne ja eben nicht erlaubt ist, die Wohnung zu verlassen.
Warum ist mir die Unterscheidung wichtig?
Zum einen finde ich es wichtig, dass Personen die in Quarantäne müssen, diese einhalten und auch verstehen was das heißt. Eben genau, das Haus nicht zu verlassen, auch nicht spazieren gehen, gegenteilig zu dem Verhalten, das im Artikel suggeriert wird. Ich gebe zu dass die Informationslage nicht ideal ist. Medien sehe ich aber schon in der Verantwortung, Begriffe korrekt zu verwenden und zu recherchieren.
Zum anderen finde ich korrekte Begrifflichkeiten wichtig, um sich klar zu machen was die aktuelle Lage für Risikogruppen bedeutet. Ich habe eine Freundin mit einerVorerkrankungen des Immunsystems, die in Quarantäne muss, um sich zu schützen. Dass heißt sie hat seit Wochen nicht mal ihren Balkon betreten, geschweige denn die Wohnung verlassen. Die damit verbundenen Einschränkungen sind also doch nochmal schwerer, das sollte man sich auch bewusst machen.