9 Instagram-Accounts & Podcasts für mehr Diversität

18. Juni 2019 von in

Dieser Text erschien zuerst auf Vogue.de

Wir haben das DJ-Duo Hoe__mies gebeten, uns in ihre Welt mitzunehmen und uns die Menschen vorzustellen, die sie bewegen und denen wir unbedingt folgen sollten.

„Manchmal fragen wir uns, wie es 2019 eigentlich sein kann, dass es Mainstream-Medien nicht hinbekommen, sich auch an Menschen zu richten, die nicht der Mehrheitsgesellschaft angehören. So toxisch Plattformen wie Instagram auch sein können, weil wir uns ständig mit den schönsten und erfolgreichsten Menschen vergleichen, so revolutionär und empowernd sind diese Plattformen aber auch – insbesondere für Identitäten, die im Mainstream kaum Repräsentation finden.

Wir haben Hoe__mies vor zwei Jahren selbst aus einem Mangel an Repräsentation heraus in reinster Do-it-yourself-Manier aus dem Boden gestampft. Was als eine Party aus Protest gegen die Verdrängung von Frauen und LGBTQI-Personen aus der Hip-Hop-Szene begann, feiert nun als Eventreihe und Soundsystem bald sein zweijähriges Jubiläum. Die folgenden Personen nutzen ihre Social Media Accounts dafür, ihr Wissen zu teilen oder gesellschaftliche Themen mit ihrer Kunst zu koppeln und ermutigen so junge Menschen, die auf ähnliche Weise von Diskriminierung und Marginalisierung betroffen sind und sich im Mainstream nicht wiederfinden. Sie bereichern unsere Feeds und Leben mit ihren Projekten, bei denen sie sie selbst sein können und ihren bzw. unseren Lebensrealitäten Ausdruck verleihen.“

 

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Blackrock Talk

Blackrock Talk ist ein Internet-Fernsehformat, bei dem die charismatische Namensgeberin Esra Karakaya (Karakaya bedeutet auf Türkisch „Schwarzer Fels“ bzw. „Black Rock“ auf Englisch), die ZuseherInnen in etwa 45 Minuten durch spannende Diskussionen mit interessanten Gästen leitet. Bei Esra sind die Themen vielfältig und aktuelle Debatten werden an der Schnittstelle von Popkultur und Aktivismus abgefangen, wie z.B. die Frage nach der Trennbarkeit von Kunst und Künstler*in am Beispiel von R. Kelly oder die Infragestellung westlicher Schönheitsideale durch Firmen wie Fenty Beauty. Vergessen Sie mal Anne Will und Markus Lanz! Wer Lust auf frische Perspektiven, Gesichter aus der Schwarzen Community und Communities of Color in Deutschland hat, sollte unbedingt ihren YouTube-Channel abonnieren.

 

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House of Melody

Einige unter Ihnen kennen mit Sicherheit den 1990er-Film „Paris is Burning“, der die New Yorker Ballroom-Szene dokumentiert. Der darin gezeigte Tanzstil „Voguing“, der von Schwarzen Menschen und Latinx Personen der LGBTQI-Community in den Vereinigten Staaten kreiert wurde, ist inzwischen auch in Deutschland angekommen. Ganz klare Pionier*innen dieser Bewegung in Deutschland sind die Performer*innen des House of Melody, deren “Mother” Leo Melody 2012 das erste “House” Deutschlands gründete. Seitdem haben die Melodies eine ganze Subkultur in Deutschland mit aufgezogen. Interessierte können ihre Voguing Classes besuchen oder bei einem der Voguing Balls in verschiedenen Kategorien gegeneinander antreten. In selbst kreierten Kostümen und Looks battlen sich die Performer*innen im Tanz, auf dem Laufsteg oder in Drag. Die Quintessenz der Performances besteht darin, Konstrukte wie Gender und soziale Klasse aufzubrechen und bewusst mit diesen zu spielen. House of Melodys kreative Shows waren sogar schon im TV bei „Das Supertalent“ und auf großen Stages wie dem Red Bull Music Culture Clash 2018 in Berlin zu bewundern, wo sie als Teil unserer Revolution No. 5 Crew auf der Bühne eingeheizt und am Ende den Wettbewerb gewonnen haben.

 

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Isiuwa Berlin

Wer seine politischen Einstellungen mit seiner Kleidung vermitteln möchte und nach antirassistischen und (queer-)feministischen Prinzipien lebt, sollte unbedingt mal bei Isiuwa Berlin vorbeischauen. Der Account wird von zwei Schwarzen Frauen aus Berlin betrieben, die auf Non-profit-Basis mit ihrer Kleidung auf Missstände aufmerksam machen. „Warum hast du keine Schwarzen Freunde?“, oder „Kennst du dein Privileg?“, sind nur zwei von vielen verschiedenen Varianten der wirklich erschwinglichen und simplen Teile, die Rassismus und Sexismus enttarnen und zur Selbstreflexion anregen.

 

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Femme Fitness

„Feminism and Fitness: where ass-shaking meets activism“, lautet das Motto des Sportkurses und gleichnamigen Instagram-Accounts, der von Anisha Müller betrieben wird. Anisha ist ausgebildete Zumba-Lehrerin und studiert Kunst. Weil sie die ausbeuterischen Strukturen in Fitness-Studios gegenüber Kursleiter*innen ablehnt, hat sie ihr eigenes Bewegungskonzept mit empowernder Message gestartet. Einmal die Woche nehmen überwiegend Frauen, nicht-binäre und transgeschlechtliche Personen gegen eine kleine Spende an Anishas körperpositiven Tanzkursen teil, die Elemente aus Dancehall, Reggaeton, Bollywood und mehr vereinen. Musik und Tanz sind kulturelle Güter, mit denen respektvoll umgegangen werden sollte und dessen ist sich Anisha auch bewusst. Sie klärt ihre Kursteilnehmenden daher stets ausführlich über den Kontext der unterschiedlichen Stile und Dancemoves auf. Allein schon wegen diesem Ansatz – und weil größtenteils zur Musik von weiblichen und queeren Artists getwerkt wird – ist FemmeFitness empfehlenswert.

 

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Wir müssten mal reden

Wir müssten mal reden. Und zwar über intersektionale Plattformen, also solche, die die Erfahrungen und Perspektiven mehrfach diskriminierter Menschen abbilden. Genau das machen Esin und Julia seit 2018 mit ihrem Blog. Die beiden sind selbstbezeichnete Fett-Aktivistinnen, die über Problematiken in unserer Gesellschaft aufklären, indem sie ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus, Sexismus, Bodyshaming uvm. teilen und damit andere empowern wollen. Besonders ans Herz lege ich euch ihr “Woketionary”-Glossar, in dem diverse antirassistische und (queer-)feministische Begriffe erklärt werden. Auch sehr lesenswert finde ich ihre „How to be an ally“-Guides z.B. für weiße Personen und schlanke Personen, die sich mit dem Struggle von Schwarzen Menschen, People of Color und dicken Menschen solidarisieren wollen, ohne dabei Grenzen zu überschreiten.

 

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Rice and Shine Podcast

„Rice and Shine“ von Minh Thu und Vanessa. Die beiden Freundinnen und Kinder vietnamesischer Einwanderer sprechen über ihre alltäglichen Erfahrungen in der vietnamesischen Diaspora in Deutschland. Besonders spannend ist es, wenn Vanessa und Minh Thu ihre Kindheits- und Jugenderinnerungen teilen. Mit vielen der Geschichten können auch wir Kinder von Migrant*innen uns gut identifizieren, vor allem wenn es um finanzielle Kämpfe und Auseinandersetzungen mit der eigenen Identität geht. Sehr empfehlenswert ist die Folge über Armut und Aufstieg.

 

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Feuer und Brot Podcast

Ging es Ihnen auch schon mal so, dass gerade ein Thema oder Hashtag durch alle Sozialen Medien ging, aber Sie hatten keinen Plan, was gerade eigentlich passiert? Der Podcast von Alice und Marie schafft da Abhilfe und holt einen ab, egal auf welchem Wissensstand man in politischen oder popkulturellen Debatten gerade ist. Ob Buzz-Themen wie Cultural Appropriation oder Blackfishing, bei Feuer & Brot werden komplizierte, meist im US-Kontext geführte Debatten so aufbereitet, dass wir mitdiskutieren können. Dabei wird mit Faktenwissen und Einblicken in persönliche Erfahrungen der beiden besten Freundinnen argumentiert. Von Slutshaming über Terrorismus bis hin zu Deutschrap, die Bandbreite der Themen ist riesengroß und es ist ganz bestimmt für alle etwas dabei.

 

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Poliana Baumgarten

Die Filmemacherin und Videojournalistin Poliana Baumgarten ist ein wahres Multitalent. Sie schreibt ihre eigenen Drehbücher, führt selbst Kamera und Regie und schneidet diese Videos dann auch noch in Windeseile. Wir hatten selbst schon das Vergnügen, von ihr für ihre Dokumentarfilmreihe „Berliner Farben“ auf dem gleichnamigen YouTube-Channel abgelichtet zu werden. Darin porträtierte sie diverse Aktivist*innen und Künstler*innen of Color sowie Mitglieder der LBGTQI-Community, um die Diversität Berlins abzubilden, Stereotype abzubauen und einen Raum für Kreativität und Empowerment zu schaffen. In ihrem in Brasilien entstandenen Filmprojekt „Preta“ dokumentiert Baumgarten, wie in Brasilien der Befreiung der afrikanischstämmigen Bevölkerung aus der Sklaverei gedacht wird. Dabei legt sie ihren Fokus auf Schwarze weibliche* Perspektiven und ihre Strategien des Widerstands gegen Diskriminierung und soziale Ungleichheit in Brasilien.

 

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Berries Berlin

Die Jungs von Berries Berlin sind wahre Pioniere der queeren Clubkultur Berlins. Bereits seit 2014 holen sie mit ihrer Partyreihe Berries queere Hip-Hop-Fans ab und schaffen einen Raum, in dem diese sich wohlfühlen können. Die Partys sind offen für alle, zelebrieren aber vor allem queere Identitäten und Weiblichkeiten im Hip-Hop. Berries-Gründer Dominik hat darüber hinaus wirklich einen Top-Radar für Nachwuchskünstler. Die Party ist die Berliner Anlaufstelle für queere Performer*innen der Rap-Szene, auf der schon internationale MCs wie Le1f, Bbymutha, Ms. Boogie und andere aufgetreten sind. Nachdem wir letztes Jahr die Ehre hatten, die Backyard Stage auf dem Splash! Festival zu kuratieren und das Line-Up mit weiblichen Artists zu befüllen, geht der Spot dieses Jahr an die Berries. Wird auch echt mal Zeit, endlich Hip-Hop Festival Stages mit queeren Artists zu besetzen. Wir sind stolz!

Photocredit: Unsplash, Valerie-Siba Rousparast

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