„Sag mir mal ein gutes Buch über Feminismus“, „Wie kann ich mich denn am Besten in Feminismus einlesen?“, „Welches Buch über Feminismus kann ich meiner kleinen Cousine schenken?“. Fragen wie diese erreichen mich fast wöchentlich. Und während inzwischen ungefähr im selben Takt neue, feministische Bücher erscheinen (kürzlich zum Beispiel „Alte, weiße Männer“ und „Die letzten Tage des Patriarchats“) habe ich inzwischen eine stabile Liste an Klassikern, die das Thema von Beginn an aufrollen. Wenn man diese Bücher liest, kommt man um die Radikalisierung gar nicht drumrum. Denn sie haben nicht nur Recht, sondern sie verpacken ihre Message auch gut verständlich zwischen Anekdoten und Belegen. Hier kommen also meine sieben Favoriten für den Einstieg in das große Thema Feminismus – für jede Gelegenheit eines.
7 Bücher zum Einstieg in den Feminismus
Stand Up! von Julia Korbik
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Julia Korbik ist inzwischen eine ziemliche Hausnummer im deutschsprachigen Feminismus. „Stand Up!“ von 2014 war ihr erstes Buch. Inzwischen hat sie zwei weitere geschrieben: Eines über die feministische Ikone Simone de Beauvoir und einen feministischen Ratgeber für Mädchen ab 13 Jahren mit dem Titel „How to Be a Girl“. In „Stand Up!“ bietet sie einen hübsch Illustrierten und systematischen Überblick über den zeitgenössischen Feminismus: Korbik erklärt gängige Probleme und Missverständnisse, stellt wichtige Persönlichkeiten vor und macht deutlich, wieso Feminismus heute immer noch wichtig ist.
Geeignet für: AnfängerInnen und Fortgeschrittene – all jene, die gerne (wieder?) einen Überblick hätten.
Fleischmarkt / Unsagbare Dinge / Bitch-Doktrin von Laurie Penny
Wie ihr seht, kann ich mich hier nicht entscheiden: Denn Laurie Pennys Bücher sind alle Eye-Opener. 2012, 2015 und 2017 brachte sie jeweils Bücher heraus, die einen allesamt quasi automatisch zu glühenden FeministInnen machen. Laurie Penny ist sauer, ihre Sprache ist präzise, ihre Forderungen glasklar – und es ist kathartisch, wenn sie endlich mal in Worte fasst, was man irgendwie schon immer gefühlt hat. Welches der drei Bücher man sich aussucht, ist eigentlich egal. Sie haben verschiedene Schwerpunkte, sind aber alle hochinteressant: In ihrem Erstling „Fleischmarkt“ beschäftigt sie sich auf 128 knackigen Seiten mit dem weiblichen Körper im Kapitalismus, „Unsagbare Dinge“ ist etwas allgemeiner und beginnt sehr treffend so: „Dies ist eine Geschichte darüber, wie Sex, Geld und Macht Mauern um unsere Fantasie errichten“. In „Bitch-Doktrin“ ruft Penny dazu auf, sich nicht von jenen beeindrucken zu lassen, die uns den Mund verbieten und uns zu angepasster Liebenswürdigkeit zwingen wollen – sondern eine Bitch zu sein und die Stimme zu erheben.
Geeignet für: Alle, die sauer sind und die, die es noch werden sollten.
We Should All Be Feminists von Chimamanda Ngozi Adichie
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Der Ende 2012 veröffentlichte TED-Talk „We Should All Be Feminists“ der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie schaffte es zu Weltruhm – allerspätestens, als Beyoncé einen gesamten Absatz der Rede in ihrem Song „Flawless“ von 2014 sampelte. Der TED-Talk erschien noch im selben Jahr als Buch: Nur 64 Seiten dünn, aber prall gefüllt mit Anekdoten und Erkenntnissen, die jede Skepsis gegenüber Feminismus ausräumen werden.
Geeignet für: Lesefaule und Unentschlossene.
Boy’s Don’t Cry von Jack Urwin
Jack Irwin wollte eigentlich für seinen Arbeitgeber VICE einen Artikel über den frühen Verlust seines Vaters schreiben – am Ende wurde daraus ein internationaler Besteller über toxische Männlichkeit. Denn Urwin ist überzeugt: Es war das verschrobene Männlichkeisbild, das seinen Vater umbrachte. Kurz vor seinem zehntem Geburtstag saß Urwins Vater mit einer Erkältung zu Hause und konnte nicht zur Arbeit gehen. „Wie geht’s dir, Dad?“, fragte Jack. „Besser“, sagte sein Vater, stand auf und ging ins Badezimmer, wo er starb – an einem Herzinfarkt. Bei der Obduktion fanden Ärzte Narbengewebe auf seinem Herzen. Er musste schon früher einmal einen Infarkt gehabt haben. Seine Familie wusste davon nichts. Das ist kein Einzelfall: Studien zeigen, dass Männer nicht nur seltener zum Arzt gehen, sondern auch öfter Selbstmord begehen. In „Boys Don’t Cry“ begibt sich Urwin auf die Suche nach der toxischen Männlichkeit und wird fündig: Es ist ein beeindruckendes und unterhaltsam geschriebenes Buch darüber, wieso auch Männer Feminismus dringend brauchen. Aha-Momente garantiert.
Geeignet für: Eure Väter, Brüder, Freunde, Cousins, Opas. Und alle anderen, die Feminismus immer noch für eine reine Frauensache halten.
Good Night Stories for Rebel Girls von Elena Favilli und Francesca Cavallo
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Sie sind ins All und über den Atlantik geflogen, haben den Erdball umsegelt und die höchsten Gipfel in Röcken bestiegen. In allen Ländern und zu allen Zeiten gab es Frauen, die mutige Vorreiterinnen waren, neugierige Entdeckerinnen, kluge Forscherinnen und kreative Genies. Leider wurden viele von ihnen heute vergessen. Dieses Buch versammelt hundert Geschichten beeindruckender Frauen, die jedem Mädchen Mut machen, an seine Träume zu glauben. Über 60 Künsterlinnen aus der ganzen Welt haben das Buch illustriert. Das Buch ist nicht nur für Kinder spannend, sondern holt auch völlig zu Unrecht vergessene Biografien aus der Versenkung, die auch erwachsene Frauen überraschen werden.
Geeignet für: Kleine und große Rebel Girls und Rebel Boys.
Untenrum frei von Margarete Stokowski
Was würden wir nur ohne Margarete machen? Schon seit sieben Jahren trifft sie mit ihren Kolumnen humorvoll Nägel auf Köpfe und schafft es immer wieder, ewig Gestrige sauer und FeministInnen glücklich zu machen. Obwohl sie studierte Philosophin und Sozialwissenschaftlerin ist, bleibt ihre Sprache immer verständlich, geradezu rotzig, und sie verliert nie die Nerven, auch wenn Themen sie wütend machen. Sie ist die vermutlich lässigste Feministin, die es in Deutschland gibt – es ist schwierig, sie nicht zu feiern. In „Untenrum frei“ erzählt sie ihre eigene Geschichte, um kollektive Schieflagen aufzudecken – und von denen sind wir alle betroffen.
Geeignet für: Alle, die meinen, Feminismus und Humor würden sich ausschließen.
Ursprung der Welt / Ursprung der Liebe / I’m Every Woman von Liv Strömquist
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Die schwedische Illustratorin Liv Strömquist malt nicht einfach Comics: Sie verpackt wissenschaftliche Erkenntnisse in gut verständliche Häppchen – und ist dabei auch noch ziemlich witzig. In ihrem Erstlingswerk „Der Ursprung der Welt“ von 2017 erzählt sie die Kulturgeschichte der Vulva nach und man lernt auf jeder Seite einen neuen Fakt, der einen die Welt in ganz anderem Licht erscheinen lässt. So ist es auch mit „Ursprung der Liebe“: Mit wissenschaftlichen Referenzen wird hier unter anderem erklärt, wieso Männer oft Angst vor Verpflichtungen haben oder welche psychologischen Mechanismen dazu führen, dass Frauen bei übergriffigen Partnern bleiben. Selbst gestandenen FeministInnen wird hier ihr genderspezifisches Bindungsverhalten um die Ohren gehauen und es wird klar: Das Patriarchat lauert überall. Ihr neuestes Buch „I’m every woman“ erschien übrigens erst vor Kurzem und verspricht wieder jede Menge Mindfucks: Im neuen Buch rehabilitiert sie all die Frauen, die trotz großer Errungenschaften im Schatten ihrer Männer zu Fußnoten in der Geschichtsschreibung wurden – von Jenny Marx bis Yoko Ono.
Geeignet für: Eigentlich alle.
Eine Antwort zu “7 Bücher zum Einstieg in den Feminismus”
Interessante Buchtipps, ich habe eben das Buch Boys don’t cry bestellt. Meiner 10jährigen Nichte habe ich das Buch Good night stories for rebel girls geschenkt und sie hat es geradezu verschlungen. Ich fand bloß zutiefst fragwürdig, warum da Eva Peron so unkritisch gefeiert wird, obwohl unter ihrem Engagement Altnazis Zuflucht in Argentinien geboten wurde.