365 Tage Meditation – oder: Ciao Gedankensalat!
Der Raum wird abgedunkelt. Jetzt beginnt mein liebster Part nach der körperlichen Anstrengung. Nur eine Kerze leuchtet noch. Die Konzentration liegt auf dem Atem. Ich schließe meine Augen, atme tief ein und aus und nehme ganz leicht das Flackern des Kerzenscheins hinter meinen geschlossenen Augenlidern wahr. Fünf Minuten später strecke ich mich, ich bin tiefenentspannt und wünschte, ich könnte noch ewig hier liegen bleiben. Doch die Abschlussmeditation meiner Yoga-Stunde ist vorbei. Das grelle künstliche Licht sagt: Ab nach Hause.
Meditation hat mir schon als Kind gefallen. Immer dann, wenn wir in der Schule oder in meiner Konfirmationsgruppe einen Moment innehalten sollten, die sanfte Stimme aus dem Off leise Worte sprach und wir uns auf das Atmen konzentrieren sollten, konnte ich perfekt abschalten. Während Freundinnen den Moment der Ruhe doof fanden oder sinnlos, ging ich in der Ruhe auf. So gern ich quassele, ich genieße bis heute auch die Ruhe und das Schweigen.
Seit genau einem Jahr meditiere ich täglich. Meine Meditations-App Headspace hat mir gerade erst zu meinem erreichten Meilenstein 365 Tage Meditation gratuliert. 365 Tage lang habe ich jeden Abend mein Handy geschnappt, kurze oder lange Meditationen ausgesucht und mich einfach wenige Minuten nur auf mich konzentriert.
Hatte ich als Teenie einen Zugang zur Meditation, war es in den Jahren darauf verloren gegangen. Ich meditierte nur, wenn ich „gezwungen“ wurde. Heißt: In der Konfirmationsgruppe, in der Schule. Später dann beim Yoga. So sehr mir das Meditieren gefiel, auf die Idee zu kommen, es auch mal alleine daheim auszuprobieren kam ich nur, wenn ich beispielsweise Einschlafprobleme hatte.
Aber: Übung macht den Meister – und je öfter man meditiert, umso mehr kann man sich auf die Ruhe, die Stille und das Gedankentreibenlassen einlassen.
Im vergangenen Jahr war ich super gestresst, stand unter Dauerstrom und meine Gesundheit sagte auch irgendwann: Schluss jetzt. Also nahm ich mir eine Auszeit, gab viele Pflichten ab und versuchte, zur Ruhe zu kommen. Das Gedankenkarrussell lief trotzdem weiter. Gerade abends im Bett hakte ich nach und nach im Kopf meine To-Do-Listen ab, sorgte mich um allerlei und schaffte es kaum, wirklich abzuschalten.
Da fiel mir Headspace in die Hand. Oder sagen wir es so: Die App schlummerte schon eine Weile auf meinem Handy, genutzt hatte ich sie nur selten. In einer der Insomnia-Nächte griff ich dann doch zu und machte eine Sleep-Meditation. 10 Minuten später war ich eingeschlafen.
Das Meditieren vor dem Schlafengehen wurde zum Ritual. Erst ging ich die ganzen Schlaf-Meditation durch, später durften es Atem-Meditationen sein. Mein Favorit ist aber die Anxiety-Reihe, die mich ziemlich geerdet und meine Denkweisen geändert hat.
Manchmal waren es nur 2 Minuten Meditation, manchmal ganze 40 Minuten. Minuten, in denen ich meine Augen schloss, tief ein- und ausatmete und nicht selten direkt einschlief. Nach und mit jeder Meditation fühlte ich mich aber vor allem eines: ruhiger, entspannter.
Die Ruhe hält bis heute an. In Situationen, in denen ich angespannt und abgestrafft bin, suche ich bewusst die Meditation als Ausgleich.
Das tiefe Atmen beruhigt und fährt den Körper runter, als würde man ihm melden: E n t s p a n n u n g, jetzt! Mein Gedankensalat wird abgeschaltet – und das Beste: Er bleibt auch im Alltag sortierter.
Die kleine Auszeit, die man sich mit der Meditation gönnt, führt dazu, dass man sich bewusst aus allem rauszieht. Kein hektische Scrollen über den Handy-Display, keine weitere mediale Sinnesreizung. Nur die ruhige Stimme aus dem Off und die eigenen Gedanken. Mit jeder Meditation mehr habe ich gelernt, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Loszulassen von allem, das einen stresst und gerade bremst.
365 Tage Meditation haben mir gezeigt, dass es wichtig ist, sich bewusst Auszeiten zu nehmen. Das muss nicht zwingend die Meditation sein. Schließlich funktioniert nicht zwingend das selbe für alle Menschen. Das kann auch der Spaziergang sein, die Joggingrunde in der Natur oder einfach die Yoga-Stunde im Studio. Wichtig sind aber die Auszeiten, in denen wir uns ganz bewusst auf uns konzentrieren, unseren Gedanken und Körper die Möglichkeiten geben, runterzufahren, uns von allen Pflichten entbinden und die Einflüsse und Reize von außen auf ein Minimum beschränken. Klingt so einfach, ist aber mittlerweile doch fast eine Seltenheit.
In Situationen, in denen der Stress überhand nimmt, habe ich dank der Meditation Werkzeuge an der Hand, die es schaffen, meine Gedanken in andere Richtungen zu lenken. Ich weiß, wie ich atmen muss, um Ruhe einkehren zu lassen und wann ich mich vielleicht aus Situationen rausnehmen muss, um innere Unruhe und Nervösität in den Griff zu bekommen.
Das Meditieren hat mir geholfen, mich noch mehr auf mich zu konzentrieren. Was zuerst egoistisch klingt, ist aber langfristig für alle wundervoll. Bin ich glücklich und zufrieden, kann ich so viel mehr an meine Mitmenschen abgeben. Gehetzt und ausgepowert bleibt wenig Energie für mich und andere.
In den letzten Monaten habe ich außerdem mehr denn je gelernt, im Moment zu sein. Die Vergangenheit hinter mir zu lassen und die Zukunft auf sich warten lassen. Zwei Zeitzonen im Leben, auf die wir im Jetzt keinerlei Einfluss haben. Der Moment ist das, was zählt, und den wir auch ein wenig bestimmen können.
Der nächste Meilenstein bei Headspace ist nun die 2-Jahres-Marke. 365 weitere Tage, an denen ich der sanften Stimme des Sprechers lausche, Meeresrauschen zum Einschlafen nutze oder meine Anxiety noch besser verstehen und zu umarmen lerne. Ich freue mich drauf.
3 Antworten zu “365 Tage Meditation – oder: Ciao Gedankensalat!”
Klingt wirklich sehr interessant. Vielleicht sollte ich den ganzen auch mal eine Chance geben zum runter kommen und abschalten. Ich werde mir die App mal angucken.
Liebe Grüße
Unbedingt Hannah!
Fang ruhig mit den Basics an – die dauern auch nicht lange. :) Liebe Grüße!
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