30 Tage Yoga-Challenge: Wie ich es dreimal nicht geschafft habe
30 Tage Yoga-Challenge – das war der Plan. Nicht zum ersten Mal. Denn genauer gesagt war das mein dritter Versuch. So nach dem Motto aller guten Dinge sind drei, wollte ich es diesmal bis zum Ende bringen und 30 Tage Yoga am Stück machen. Doch manchmal kommt es anders im Leben und was eigentlich ein Protokoll meiner Erfahrung sein wollte, wird nun Zeugnis meines Scheiterns – aber im positiven Sinne. Denn auch, wenn ich es nicht geschafft habe, die Challenge durchzuziehen, habe ich viel über mich und meine eigenen Routinen gelernt. Aber zurück zum Anfang, wie alles begann.
30 Tage Yoga-Challenge: Mein erster Versuch
Es ist 2021 und ich zurück in Hamburg, nach einem halben Jahr woanders. Emotional ziemlich verwirrt und mit Arbeit als einzigem Fixpunkt, der mich in einer Routine hält. Mein Verhältnis zu Schlaf: schlecht. Wenn ich nicht gerade schreibe, sitze ich an meiner Bachelorarbeit oder lese Artikel. Ich stelle also fest, dass ich etwas ändern muss, und irgendwie lande ich bei Yoga. Auf eine Empfehlung hin und weil ich mir davon einen besseren Schlaf verspreche. Außerdem macht meine Mutter Yoga und ich auch ab und zu einige Posen – hauptsächlich, um Periodenbeschwerden zu lindern.
Also recherchiere ich und lande schließlich bei „Yoga with Adriene“. Ihre Stimme ist beruhigend und mit einer Länge von 20 bis 30 Minuten wirken die Videos auch nicht ganz so abschreckend. Zusätzlich bin ich auch im Besitz einer Yogamatte, die von mir die letzten Jahre allerdings eher wenig gesehen hat. Motiviert schreite ich zur Tat und spüre meinen Körper schon nach der ersten Session – er will aufgeben und ich auch. I didn’t sign up für Workouts, ich will doch nur entspannter schlafen. Was aber tatsächlich funktioniert, also bleibe ich am Ball. Doch aus gesundheitlichen Gründen, eine alte Sportverletzung am Arm meldet sich, muss ich schließlich abbrechen und habe Sportverbot für die nächsten Wochen. Schade.
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Another one: Mein Yoga-Comeback
Die Saga oder wohl eher Yoga-Challenge geht einige Zeit später weiter und ich nehme den zweiten Anlauf. Hier schaffe ich es diesmal sogar bis zur Hälfte der Videos. Auch wenn ich am Anfang skeptisch war und mir sowohl abschalten als auch sich auf seinen Atem zu konzentrieren schwerfällt, beginnt es mir Spaß zu machen. Ich merke, wie ich das Zen in mir finde und zwischen meinem ganzen Gedankenchaos, dem Alltag und Leben, zu mir finde und vor allem sehr viel besser abschalten und einschlafen kann. Doch auch diesmal schaffe ich es nicht bis zum Ende. Denn zwischen Vorlesungen und intensiven Phasen auf der Arbeit zieht die Yoga-Challenge den Kürzeren. Vor allem, wenn man unterwegs ist und nicht gerade Zugriff auf eine Matte und Co. hat, ist das Einhalten dieser Routine nicht gerade einfach. Zumindest für mich.
Was ich zu diesem Zeitpunkt aber für mich mitgenommen habe, ist Folgendes: Es funktioniert! Ich kann besser schlafen und irgendwie ist es ganz cool, diese 30 Minuten am Tag zu haben, in denen man sich nur auf den eigenen Körper konzentriert. Jeden Muskel spürt – vor allem die, von denen man gar nicht wusste, dass man sie hatte. Ich spiele sogar mit dem Gedanken, mir ein Studio zu suchen. Doch was mich abhält, ist mein eigenes volatiles Leben. Ich finde es unheimlich schwierig, etwas zuzusagen, weil ich sehr flexibel arbeite und daher nicht unbedingt planen kann. Die Krux der Freiheit in dem Fall. Aber was bleibt, ist die ehrgeizige Stimme in mir, die es unbedingt schaffen will: die 30 Tage Yoga-Challenge zu beenden.
Aller guten Dinge sind 3 – auch beim Scheitern
30 Tage Yoga-Challenge: Ein Protokoll
Ich hatte vergessen, wie lange sich die erste Einheit zieht. Nach 10 Minuten möchte ich eigentlich schon aufhören. Jede weitere frage ich mich, wann es vorbei ist. Während ich versuche, mich auf mein Atmen zu konzentrieren und an nichts zu denken. (Wie zu Hölle denkt man an nichts?! – Denke ich) Funktioniert gar nicht gut. Zwischendrin muss ich absetzen. Dann ist es vorbei und ich bin erleichtert.
Ich stehe auf und motiviere mich, nicht den ganzen Tag liegen zu bleiben – aber es ist Sonntag und es fällt mir schwer. Ich stehe trotzdem auf, weil ich mir fest vorgenommen habe Yoga zu machen und rolle meine Matte aus. War ganz okay und ich trinke heute grünen Tee statt Kaffee. Irgendwie fühlt sich der Tag schon recht produktiv an – viel gemacht habe ich dafür nicht, nur Yoga.
Ich merke Muskelgruppen in meinem Körper, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie besitze. Zwischendrin habe ich mich verflucht, so lange keinen Sport mehr gemacht zu haben. Und wie macht sie das überhaupt – wenn ich gerade stehe und versuche meine Hände auf den Boden zu bekommen, dann klappt das eher so semi gut. Fahrrad fahren zusätzlich war übrigens auch eine blöde Idee. Aber danach habe ich mich frisch im Kopf gefühlt. Es war also eine gute Entscheidung. Nur das mit dem Atmen – ein durch die Nase aus durch den Mund funktioniert hier so gar nicht. Gut, dass sie einen immer daran erinnert: Atmen nicht vergessen.
Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich vor oder nach der Arbeit Yoga mache. Ich entscheide mich für danach, da ich lange wach war und morgen früh vermutlich unmotiviert sein werde. Aber schauen wir mal. Es wurde nach der Arbeit, da ich mich morgens nicht motivieren konnte. 20 Minuten gingen schnell vorbei und mittlerweile fühlt sich das Hände auf den Boden bekommen gar nicht mal mehr so steif an. Ich merke jedoch, dass ich auf jeden Fall mal sehr viel beweglicher war und wie gut es tut, genau daran zu arbeiten. Zwischendrin komme ich mir etwas absurd vor, denn heute sind einige lustige Übungen dabei. Ach ja, und atmen nicht vergessen – habe ich fast vergessen und versuche mich gezielt darauf zu konzentrieren.
Ich war früh genug wach, um Yoga machen zu können, habe mich dann aber doch dagegen entschieden. Zu meinem eigenen Glück, denn die Late-Night-Session am Abend war perfekt, um runterzukommen. Heute habe ich auch gelesen, dass Yoga stress verringern und die Konzentration fördern soll. Zwei wunderbare Outcomes, die ich gebrauchen kann und wir alle vermutlich nötig haben. Ich fühle mich auf jeden Fall wieder ein ganzes Stück klarere im Kopf und hoffe auf einen durchgehenden Schlaf.
Natürlich gab es auch Rückschläge: Drei Tage musste ich pausieren. Nicht unbedingt aus zeitlichen Gründen, sondern weil mein Körper mir NEIN signalisiert hat. Auch wenn es eine große Fraktion gibt, die bei Periodenbeschwerden Bewegung und Sport empfehlen oder als schmerzlindernd empfinden – ich gehöre nicht dazu. Natürlich helfen einige Yoga-Posen, doch auch nur bis zu einem gewissen Grad. Und da geht es mehr darum, sich zu entspannen und die Schwellung woanders hinzuleiten.
I survived! Ist alles, was ich zu Tag sechs sagen möchte. Denn ich habe festgestellt, dass ich wohl einige Muskelgruppen meines Körpers sehr sehr lange – oder noch nie – benutzt habe. Aber wie hat es Adrienne am Ende so schön zusammengefasst: Wer Tag sechs überlebt, schafft den Rest auch noch. Na, mal sehen.
Ich spüre meinen Körper. Und statt der erwarteten Ruhepause geht es gleich weiter. Mein Ehrgeiz ist geweckt und ich verfluche mich und die Übungen, zweifle und freue mich über Erfolge. Vor allem aber auch darüber, dass hier keiner mit ansehen muss, was ich fabriziere. Aber hey: I am trying!
Ich bin von mir selbst überrascht! Yoga am Morgen, wer hätte das gedacht. Aber heute war ich vor meinem Wecker wach, hatte Zeit und wusste, wenn es heute etwas wird, dann jetzt. Die Session entspannt mich und ist der perfekte Start in den Tag, von dem ich jetzt schon weiß, dass er irre lang werden wird.
30 Tage Yoga-Challenge: Vom Scheitern und Lernen
So weit, so gut. Die folgenden Tage wiederum hatte mich das Leben ungeplanter Weise wieder total im Griff und ich hab es beim besten Willen nicht mehr geschafft, weiterzumachen. Das Ding mit diesen Challenges ist nämlich auch, dass sie von Konsistenz leben. Das heißt, wenn zwischen den einzelnen Teilen zu viel Zeit liegt, dann muss man praktisch wieder von vorne anfangen, was nur Sinn macht, denn im Falle meiner Challenge baut alles aufeinander auf. Also passierte das, was so oft passiert, und die Motivation verließ mich, sobald ich einmal raus war.
Verändert hat die Challenge trotzdem etwas für mich. Allein schon, dass ich gemerkt habe: ich mache gerne Yoga und würde es gerne regelmäßig machen. Aber mehr zu meinen eigenen Bedingungen. Vielleicht ein oder zwei Mal die Woche, so wie es eben passt. Aber mit mit meinem aktuellen Lifestyle schaffe ich es einfach nicht, 30 Tage am Stück etwas zu machen. Was nicht schlimm ist, nur nicht ideal für mein Vorhaben.
Das Ziel von Yoga soll eigentlich sein, mehr zu entspannen. Mich wiederum hat es ganz schön gestresst, jeden Tag einen Platz für die 30 Minuten zu finden. Wesentlich einfacher ist mir das gefallen, als ich noch zu 100 Prozent im Homeoffice gearbeitet habe. Jetzt, wo ich ins Büro muss, will ich ein neues Prinzip für mich finden, Yoga zu integrieren. Angefangen mit einmal pro Woche und einer Challenge, die keine ist. Sondern mehr ein Kurs oder Workout, was man nach Belieben machen kann. Ohne den Zwang von Kontinuität. Und wer weiß, vielleicht schaffe ich es doch noch eine Gruppe, Studio oder anderes zu finden. Denn es macht natürlich nur Sinn, am Anfang jemanden zu haben, der die Haltung korrigiert und auf diesem Weg kann man auch neue Gesichter kennenlernen – also eine Win-Win-Situation für mich.