10 Schritte zum Glück
„Und jetzt Lächeln!“, ist ja mein persönlicher Lieblingsspruch von Menschen hinter der Kamera. Ich stehe also da lächle nicht, wie das meistens so ist, wenn gerade in dieser Sekunde nichts lustiges oder lächelnswertes passiert. Wir sind alle ziemlich gut im Lächeln und im Small Talk, das haben wir uns gut antrainiert. Es ist auch leichter die Frage „Wie geht es dir?“ mit „Gut“ zu beantworten, auch wenn man sich überhaupt nicht nach „Gut“ fühlt. Es ist leichter dabei zu lächeln, obwohl man sich überhaupt nicht nach lächeln fühlt – das findet zum Beispiel auch Heidi Klum. Dabei üben sich so schrecklich viele Menschen nicht im glücklich sein sondern im glücklich spielen. Einen Guide dafür hat neulich Yara von Chapter Friday geschrieben, der uns Step by Step erklärt, wie wir systematisch glücklich spielen können.
Yara ist natürlich auch nur ein Mensch mit normalen Problemen. Sie hat wie wir alle schlechte Tage und Nervenzusammenbrüche dank unreifer Avocados. Doch sie bleibt positiv und hilft uns mit ihren Tipps dabei, ihr gleich zu tun. Dafür muss man sich nur mit ebenso positiven Menschen umgeben, laut Yara. Die glücklichsten Menschen sind diejenigen, die sich mit glücklichen Menschen umgeben, das sagt wohl eine Studie, die ich nicht kenne. Der allerwichtigste Punkt wird am Ende angeführt, der da heißt: Lächeln. Lächeln scheint mit die Lösung für alles zu sein – Glückseligkeit und gute Instagramfotos.
Von welchem glücklich sein spricht Yara da überhaupt? Von Smalltalk auf Events und Instagram-Likes, scheint mir, denn mit dem Glück, das ich kenne, hat das herzlich wenig zu tun. Ich bin ein glücklicher Mensch. Und das ohne Happy-Listen, erstarrtes Dauerlächeln und mit Freunden mit Problemen. Problemen, oder Menschen mit Problemen, aus dem Weg zu gehen führt nämlich nicht zu Glück, sondern zu Verdrängung. Probleme gehören zum Leben wie Glück und beides sollte natürlich angenommen werden, liebe Yara, und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass deine Probleme im Leben eine unreife Avocado sind und wenn doch, dann herzlichen Glückwunsch. Aber wenn du schon von Glück sprichst, dann bitte richtig.
Schon mal vorab: Es gibt keine Anleitung für Glückseligkeit. Aber es gibt simple Hilfsmittel, die über „Lächeln“ hinaus gehen und die zu der wichtigsten Person für dein Glück führen: dir selbst.
1. Ernähre dich ausgewogen und mit Bedacht. Richte dir dein Essen selbst an. Lass dir Zeit dabei. Iss nicht zu viel, iss nicht zu wenig. Gute Gerichte sind nicht automatisch komplizierte Gerichte.
2. Bewege dich. Über Fitnessstudios und Pokémon Go hinaus. Finde deinen Spaß und deine Euphorie bei sportlichen Aktivitäten. Mach sie bei Möglichkeit draußen in der Natur. Geh wandern, mach Yoga, geh Laufen. Dehne dich ausgiebig.
3. Konsumiere in einem Rahmen, der dich nicht erdrückt. Wir leben in einer Welt voller Überfluss. Sei dir dessen bewusst und konzentriere dich auf das, was du wirklich brauchst und wirklich willst, ohne einer Sucht zu verfallen.
4. Halte Ordnung. In dir selbst, in deiner Wohnung und in deiner Arbeit. Strukturiere dich, halte deine Zimmer sauber und stelle sie nicht zu voll.
5. Sieh nach links, nach rechts und in deine Mitte. Wie geht es den Menschen, wie geht es dir?
6. Sei dir der Armut bewusst. Bilde dir nichts auf deinen Reichtum ein, egal, wie hart du dafür arbeitest.
7. Höre auf, ein schlechtes Gewissen dir selbst gegenüber zu haben, wenn du nicht alles schaffst, was du schaffen willst.
8. Sei dir darüber im Klaren, wer deine Freunde sind und behandle sie auch so.
9. Habe Vertrauen in dich und in die Welt.
10. Lächle, wenn du lächeln willst.
20 Antworten zu “10 Schritte zum Glück”
<3
Super guter Text! <3
Mega, Amelie! :) Toller Post, toller Text.
Liebste Grüße,
Jil
Nr. 7 und 9 habe ich gerade sehr gebraucht. Danke! <3
Nummer 5 find ich ganz wichtig!
<3
Super gut, Amelie! Echt :)
Ich sehe kaum einen Unterschied zwischen Yaras Wohlfühlanleitung und dieser hier. Beide sind über die Maßen oberflächlich und egozentrisch. So einen Quark kann man mal seiner besten Freundin erzählen, aber mit vernünftigen Journalismus hat das nichts zu tun. Sage mal einem syrischen Flüchtling – beispielsweise dem aus Ansbach – er solle mehr Selbstvertrauen haben, wenn er arg so unglücklich ist. Sowohl Yaras Anleitung, als auch dieser Zehnpunkteplan, sind Teil des Problems. Glück ist mehr als nur private Suppenwürze; anders gesagt: es gibt kein richtiges Leben im Falschen (Adorno).
Na, also da kann ich jetzt nix dagegen sagen – da kommen wir sowieso niemals auf nen grünen Zweig haha. Das geht komplett an dem vorbei, was ich schreibe und auf der Ebene spare ich mir die Energie lieber! Ich spreche hier nicht von Menschen, die psychisch krank sind, Depressionen haben oder eine schreckliche Vergangenheit verarbeiten müssen…
Aber für wen entstehen dann solche Artikel? Verpickelte Teenager, die glauben, nichts habe einen Sinn? Gelangweilte Hausfrauen oder Männer? Blogger und Bloggerinnen in der Quarterlifecrisis? Ich halte es für ungeheurlich vermessen, sowohl von Blogs, als auch von den „Lifestyle“-Scharten aller Medien, sich in die persönlichen Krisen ihrer Leser einzumischen. Wie du es selbst sagst: für Glückseligkeit gibt es keine allgemeingültige Anleitung. Wenn der persönliche Leidensdruck durch die eigenen Kräfte und das persönliche Umfeld nicht aufgefangen werden kann, dann benötigt man professionelle Hilfe. Nachdem jene Artikel in der Regel auch nicht argumentieren, bleibt es bei vollkommen subjektiven Heilsbekundungen. Sollen jene Artikel vorgaukeln, die jeweiligen Herausgeber seien die besten Freunde ihrer Leserschaft um den Absatz zu erhöhen? Ethisch sehr bedenklich und eine harte, kapitalistische Schiene, die man – siehe Punkt 3 – wohl eher nicht fahren sollte, nichteinmal ungewollt.
Du willst die Welt eine bessere machen, das ist schön. Aber ich meine es vollkommen ernst: solche Artikel sind Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Sie verstellen den Blick auf die ernsten Probleme, die das Glückseligkeitspotenzial der Welt im Keim erstickt. Anders gesagt: wenn die Basis nicht stimmt, dann kann ich mir das Dach auch sparen. Das dieser Artikel hier die Leser zusätzlich in einen Konflikt wirft, da er den Eindruck vermittelt, all mein Unglück hänge von mir ab und ich sollte auch noch selbstbewusst damit umgehen (siehe beispielsweise Punkte 3,4,9), darauf möchte ich nur hinweisen.
Das schließt sich doch alles überhaupt nicht aus. Der durchschnittlich neurotische und durchschnittlich subversive Mensch kann aus dem, was Amelie schreibt, einiges für sich ziehen. Der überdurchschnittlich neurotische Mensch mit überdurchschnittlich heftigen Krisen und Problemen benötigt professionelle Hilfe und sollte sie auch bekommen. Und der überdurchschnittlich subversive Mensch findet das, was ihm gefällt, vielleicht einfach nicht unbedingt auf Lifestyle-Blogs. So kann und sollte sich jeder das Treatment beschaffen, das ihm persönlich etwas bringt. Jedem Tierchen sein Pläsierchen (Plaisierchen?).
Ich verstehe genau, was du meinst. Das sind immer diese pseudo-Lebensratgeber-Tipps, die nur Leuten helfen, die die aktuelle Chanel-LE verpasst haben, heute Morgen 200 g mehr auf die Waage bringen als gestern oder bei denen wie angesprochen die Avocado nicht den richtigen Reifegrad hat.
Alle anderen, die ernsthafte Probleme, Sorgen und Nöte haben, hinterfragen am Ende dieser Liste, ob sie nicht doch die Versager sind, von denen man sonst so liest.
Die eben kein geregeltes Sportprogramm auf die Reihe bekommen, die zu fertig sind vom echten Leben, als dass sie sich um healthy food, den korrekten Konsum und ein ordentliches Wohnzimmer kümmern könnten.
Bzw. können sie das vielleicht, aber diese Maßnahmen lösen keine echten Probleme.
Sie lösen die Probleme der Blogger- und Instagram-Welt. Ja. Den verpickelten Teenagern machen sie aber erst den Druck, wenn es scheinbar nur so wenig braucht, um im Mainstream Anerkennung zu finden, beliebt zu sein, etc.
Und wahrscheinlich klingt das auch viel negativer, als es gemeint ist. Aber mich kotzen diese ganzen gut gemeinten Lebensverbesserungs-Tipps nur noch an. Weil sie jedem, der mit sich und seinem Schicksal hadert, unterstellen, dass man selbst alles in der Hand hat. Hat man nicht. Man kann das beste daraus machen, ja. Aber wie vermessen ist es denn, den Leuten immer unter die Nase zu reiben, mit Sport und gescheiter Ernährung, perfekt epilierten Beinen, einem moderaten Konsumverhalten und einer positiven, wenn auch gekünstelten Ausstrahlung lösten sich Probleme in Luft auf?
Möchte nicht jeder eigentlich dann Hilfe und Sympathien, wenn er verfloddert und verheult am Boden zerstört ist, nichts mehr mit sich anzufangen weiß und sich die Probleme nur so türmen? Braucht man nicht dann jemanden, der zu einem hält, egal wie die Wohnung oder der untrainierte Bauch aussehen?
Aber ich vergaß: Man kann ja einfach ne Runde joggen gehen und ein paar Designerschuhe ausmisten.
Liebe Sabrina,
ich verstehe deinen Ansatz, aber der Artikel soll nicht als Problem-Lösungsvorschlag gesehen werden. Wer wirkliche Probleme hat, und ja, auch die Blogger- und Instagramwelt kennt sie, braucht mehr als nur ein aufgeräumtes Zimmer. Dem ist auch der tägliche Sport erstmal egal, und das xte Paar Designerschuhe auch. Solche Momente, Phasen kennen auch wir.
Und trotzdem glaube beispielsweise ich, dass beispielsweise eine aufgeräumte Wohnung auch gut tut. Je besser es mir geht, umso schöner sieht sie aus. Quasi ein Spiegel meiner Seele. All diese Punkte hier fördern, dass es einem leichter ums Herz wird, aber sie lösen keinerlei wirkliche Probleme.
Und natürlich braucht es dann nicht die perfekt aufgeräumte Wohnung, sondern Menschen, die einen auffangen. Aber das wird in diesem Artikel ja auch überhaupt nicht bestritten.
Trotzdem: Die innere Einstellung zu den Dingen macht ganz viel aus. Man hat natürlich nicht alles in der Hand, aber ganz, ganz viel. Und dazu gehört auch, dass um sich sorgen, sich kümmern, sich gutes tun. Und das fördert das Wohlfühlen, das Glücksempfinden. Und nicht mehr ist diese Liste: eine Liste zum Wohlfühlen, zum Lächeln, Abschalten und darauf besinnen, wie gut es uns im großen Ganzen geht.
Aber das ist Ansichtssache. Ich bin – trotz mancher Probleme, die sich nicht durch eine Avocado, regelmäßigen Sport oder eine aufgeräumte Wohnung mal so eben lösen lassen – grundoptimistisch.
Liebe Grüße!
Es spricht doch keiner von perfektem Workout und Ernährung, es ist aber auch keine Weisheit dass ein Spaziergang an der frischen Luft und ein leckeres Essen das Leben manchmal ein bisschen besser machen… und wer hat nicht nach dem Aufräumen das Gefühl gespürt, dass das richtig gut tut? Natürlich wird davon die Welt nicht besser, das war auch nicht die Intention des Artikels. Sondern, wie man ein kleines bisschen glücklicher werden kann.
Puh und ich dachte schon ich sei die Einzige, die eine 10-Schritte-Pseudoanleitung zum Glücklichsein als Antwort/ Kritik auf eine 4-Schritte-Pseudoanleitung zum Glücklichsein als heuchlerisch empfindet. Es ist schön, wenn das hier irgendjemandem da draußen „hilft“, aber sehr viel mehr Tiefe als der kritisierte Beitrag ist das wirklich nicht, sorry.
Wenn dieser Text auch nur einer Person da draußen vielleicht etwas Mut gemacht, Zuversicht geschenkt oder auch ein Lächeln geschenkt hat, ist das für diesen Text Daseinsberechtigung genug!
Word!
Du hast mir mit diesem Post auf jeden Fall ein positives Gefühl eingebracht & ein Lächeln auf die Lippen (ein ehrliches nicht eingefrorenes natürlich ;))
Alles Liebe, Feli
… sehe das alles leider ähnlich kritisch. Jemand, der wirklich viel arbeitet, hat vielleicht keine Zeit (leider), sich so sehr auf das Vorbereiten seiner Mahlzeit zu konzentrieren, vielleicht sogar noch täglich selbst zu kochen.
Ebenso reicht vielleicht auch das Geld nicht für eine schöne etwas größere Wohnung. So sieht die kleine Bude vielleicht auch aufgeräumt nicht besonders super aus und man fühlt sich eingeengt.
Dann ist der Konsum bei kleinerem Budget auch schwierig.
Fitnessstudio ebenso, und wer den ganzen Tag hart arbeiten muss, ist vielleicht auch zu müde um noch laufen zu gehen …
Dann ist das Sich etwas auf seinen Reichtum einbilden eh Quatsch, wenn man finanziell gesehen keinen Reichtum hat.
Vielleicht hat man sogar gar kein schlechtes Gewissen sich selber gegenüber, aber man wird nicht fair behandelt. Nicht jeder hat einen fair bezahlten Job, einen Job, in welchem die Arbeitskollegen fair zu einem sind. Nicht jeder hat Familie, nicht jeder hat Freunde, oder die Freunde sind weit weg, vielleicht auch sehr ‚beschäftigt“ und es fehlt die Zeit für gemeinsame Unternehmungen.
Es gibt einfach viel mehr, was zu Glück führt, als gutes Essen, Yoga und der Glauben an einen selber … leider.
Hat man nen super Job, gute Freunde in der Nähe, Rückhalt in der Familie und Zeit für Yoga, sonst keine erschütternden Probleme, außer dass man manchmal meint, man könne noch etwas mehr schaffen und mehr Lächeln, dann sind die Tipps genau richtig.
Du hast natürlich Recht, aber ich finde, man darf auch nicht zu viel in den Artikel hinein interpretieren bzw. muss ihn einfach im Kontext lesen. Und meiner Meinung nach kommt das aus Amelies Text auch gut raus. Dass Du jemandem, der aus seinem Land fliehen musste, an psychischen Krankheiten leidet oder seine Existenz bedrohende, finanzielle Probleme hat, nicht sagen kannst „mach mehr Sport und alles wird gut“ ist doch klar! Aber alle, die vor unseren im Vergleich kleinen „Wohlstandsproblemen“ stehen und z.B. eine sehr fordernde Zeit auf der Arbeit erleben, das Gefühl haben, dass einem alles über den Kopf wächst, etc., können aus dem einen oder anderen Punkt doch vielleicht etwas Positives herausziehen und werden einfach mal wieder daran erinnert, dass es vielen von uns im Großen und Ganzen gut geht und dass das Glücklichsein zu einem großen Teil auch von innen heraus kommt.