Start in die Modewelt: MediaDesign Hochschule München

13. April 2016 von in

Gewusel, Stimmengewirr. Die Stimmung im Bayerischen Nationalmuseum ist angespannt. Dann gehen die Lichter aus, Musik ertönt. Die Modenschau beginnt. Die Studenten der MediaDesign Hochschule München zeigen ihre Bachelorkollektionen und Studienprojekte. Es sind die Ideen des Münchner Mode-Nachwuchses – unverbraucht, innovativ, anders.

Jedes Jahr träumen Tausende von jungen Menschen den Traum des Modedesigners. Die MediaDesign Hochschule ist eine der drei Modeschulen in München, die den jungen Menschen das Handwerk des Modedesigns in sechs bis sieben Semestern beibringen. Danach wartet die große Welt der Mode – Jobs, Hierarchien, Teamarbeit, Blut und Schweiß und manchmal auch der große Erfolg.

Arnold Gevers ist der Mann, der die Studenten von Anfang an begleitet. Der Designer und Dekan der Mode-Fakultät steht ihnen Rede und Antwort. Bei der Basis-Ausbildung im ersten Semester. Dann, wenn die Studenten Schnitt, Nähen und das Zeichnen erlernen. Erste Grundkenntnisse in BWL, Marketing und Betriebsführung erfahren. Auch bei der kreativen Arbeit, die im dritten Semester beginnt, berät er die Studenten. Erste Experimente mit Entwürfen und Dreidimensionalität werden hier versucht. Ab dem vierten Semester stehen Gruppenarbeiten im Vordergrund. „Wie entwirft man als Designteam eine ganze Kollektion? Das wird ausprobiert“, sagt Gevers. Im fünften Semester geht es in die Praxis. „Ich rate den Studenten immer, ins Ausland zu gehen.“ So landen seine Schützlinge oft in London, beispielsweise bei Vivienne Westwood oder Erdem, aber auch in Maßschneidereien oder bei jungen Designern in Berlin. „Die meisten merken dann, was sie wirklich wollen – ob kreativ arbeiten oder im Team Kollektionen kreieren.“

Kurz vor der großen Bachelor-Abschlusskollektion gilt es noch, eine Pre-Collection zu entwerfen. Fünf Looks, ein Thema. Den Rahmen gibt die Hochschule vor, die Vorstellung der eigenen Kollektion dürfen die Studenten dann ausleben. Bis es um den Abschluss geht.

Zwei Monate arbeiten die Studenten anschließend an ihrer Abschlusskollektion. Thema, Stoffe, Kreativität – hier haben die Studenten völlige Freiheit. Hinzu kommt eine theoretische Arbeit zum Thema. „Hier gilt es zum Abschluss des Studiums herauszufinden: Was ist die eigene Ästhetik – und wie kann diese aussehen?“.

Der Abend im Bayerischen Nationalmuseum letzte Woche ist einer der letzten Projekte der Studenten. Aufregung, Spannung. Was sagen Freunde und Familie zur Kollektion? Zur eigenen Interpretation von Mode und Ästhetik? Danach geht es raus – in die Welt der Mode. „Kaum einer macht sich sofort selbstständig. Ich rate meinen Studenten immer, erst einmal Erfahrungen zu sammeln. In die Praxis gehen – und rausfinden, wie man arbeiten will“, so Gevers.

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Er selbst weiß, wovon er spricht. Nach einem interdisziplinären Design-Studium mit dem Fokus Mode ging er nach Paris, arbeitete unter anderem fünf Jahre für Galliano. Später zog es ihn nach Mexiko, bis München 2013 seine nächste Station wurde. „Wichtig ist, dass man sich die Liebe fürs Design bewahrt, gleichzeitig aber auch weiß: Wir machen hier Kleidung für Menschen, die sie tragen wollen.“ Das ist Gevers‘ Interpretation von Modedesign. Mode könne sehr kunstvoll sein, das Objekt Mode sei für ihn aber keine Kunst. Geleitet von so vielen Einflüssen, Wirtschaftlichkeit und Kondukten, sei man nicht so frei wie ein Künstler.

München als Modestadt und Quelle für Designnachwuchs? Aber ja doch, sagt Gevers. „München ist ein kleines Schatzkästchen. Es ist eine super Modestadt.“ Die Münchner seien ruhiger, man sehe nicht sofort die Mode, das Faible dafür. „Aber wenn man sich die schicken alten Damen in Schwabing anschaut, da sieht man es!“ Er nenne München immer die „Silent-Force“, „hier finden die Order-Days statt, München ist ein wichtiger Mode-Standort – nur ohne Fashion-Week-Trubel“.

Dass München Mode kann, beweisen an jenem Abend auch die Studenten. Viele unterschiedliche Einflüsse lassen sich erkennen. Modemut, abseits des Mainstreams. Glücklich sind am Ende alle – Publikum, Studenten und allen voran Arnold Gevers.

Ihre Abschlusskollektionen zeigten:

Jahrgang 2016:
Laura Bauer, Anja Brems, Jessica Gardener, Lisa Haas, Trang Pham, Jaqueline Rumpf, Jasmin Schulz

Jahrgang 2015:
Amelie Lefeber, Natalie Quadt, Amalie von Schubert, Deborah Wohlleben

Folgende Studienprojekte wurden gezeigt:
Bauhaus Goes Street (Laura Bauer, Jessica Gardener, Lisa Haas, Trang Pham, Anja Brems, Jaqueline Rumpf, Jasmin Schulz), Draping is Fantasy (Vanessa Bärnthol, Nina Doll, Sara Föhr, Christoph Gatzka, Bernadette Gmür, Felice Gronstedt, Marina Hertig, Vanessa Keppeler, Nastja Khantscharidi, Wolfgang Lix, Martyna Meyer, Laura Säger, Simone Schmid, Michael Schneider, Lisa Wagner, Anna Wiendl, Jennifer Wiendt), 16/19/21 Barock Revisited (Vanessa Bärnthol, Arina Bolotueva, Bernadette Gmür, Felice Gronstedt, Sara Föhr, Simone Schmid, Michael Schneider, Anna Schuster, Anna Wiendl), get ur #red right grrl (Vanessa Bärnthol, Arina Bolotueva, Bernadette Gmür, Felice Gronstedt, Sara Föhr, Simone Schmid, Michael Schneider, Anna Schuster, Anna Wiendl)

Fotocredit: amazed, Daniel Mayer, Media Design Hochschule München

Mit freundlicher Unterstützung der MediaDesign Hochschule München.

 

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Eine Antwort zu “Start in die Modewelt: MediaDesign Hochschule München”

  1. „Wichtig ist, dass man sich die Liebe fürs Design bewahrt, gleichzeitig aber auch weiß: Wir machen hier Kleidung für Menschen, die sie tragen wollen.“ – Herrlich! Ein richtig toller, etwas besonderer und sehr spannender Post. ;)

    xx Ana

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